Ralph Gunesch: Investoren? "Der TSV 1860 ist ein mahnendes Beispiel"

Vor dem Derby des TSV 1860 in Ingolstadt spricht deren Co-Trainer Ralph Gunesch in der AZ über Probleme mit Investoren und die Euphorie in Giesing. "Sie haben die Regionalliga gut angenommen".
von  Patrick Mayer
"Es wird hitzig", sagt Ralph Gunesch über das Derby der Löwen um Sascha Mölders gegen seinen FC Ingolstadt II.
"Es wird hitzig", sagt Ralph Gunesch über das Derby der Löwen um Sascha Mölders gegen seinen FC Ingolstadt II. © Augenklick

Ralph Gunesch (34) spielte unter anderem für St. Pauli, Mainz 05 und den FC Ingolstadt. Mittlerweile ist er Co-Trainer in Ingolstadts zweiter Mannschaft. Daneben arbeitet er als Kommentator und Moderator. Wir haben mit ihm gesprochen.

AZ: Herr Gunesch, darf ich Sie Felgen-Ralle nennen?
RALPH GUNESCH: Das ist mein Spitzname, natürlich.

Sie haben durch diesen Spitznamen Kultstatus errungen. In Giesing ist ein anderer Kult: Sascha Mölders.
Ich habe ihn noch als Gegenspieler kennengelernt. Es war immer sehr unangenehm, weil Sascha ein physisch sehr präsenter Spieler war, mit einer ungeheuerlich großen Mentalität. Er hat seine Mannschaft immer mitgerissen. Er geht vorneweg und ist sich seiner Verantwortung sehr bewusst.

Ihnen hat Ihr Vater einst gesagt, sie sollten immer mit offenen Augen durch das Leben gehen. Was sehen Sie, wenn Sie nach Giesing blicken?
Mein Vater hat mir immer gelehrt, dass man bereits unheimlich viel von anderen lernen kann, wenn man ihnen nur zuschaut. Nicht zu denken, dass man die Wahrheit gepachtet hat, das hilft im Fußball, aber auch im Leben. In München finde ich es schön, durch die Stadt zu fahren und auf einmal vor dem Stadion zu stehen. Wenn alles miteinander verwurzelt ist – der Klub, das Stadion, der Stadtteil. Wenn ich an den Verein denke: Die letzten Jahre waren nicht schön. Jetzt haben sie die Aufgabe Regionalliga sehr gut angenommen.

Sechzig musste zurück zu den Wurzeln

Giesing lebt bei Heimspielen richtig auf. Ist diese Identifikation im Fußball generell nicht verloren gegangen?
Sechzig ist gezwungen worden, zurück zu den Wurzeln zu kehren. Ich bin einmal kurz vor einem Heimspiel durch Giesing gefahren. Das sind Szenen, wie sie sich viele Anhänger wünschen.

In Giesing blieb Trainer Daniel Bierofka im Sommer, in der Stunde Null, standhaft.
Er hat mit den Löwen Zeiten erlebt, in denen jeder stolz darauf sein konnte, dieses Trikot zu tragen. Für diese Zeiten war er eine zentrale Figur. Jetzt hat er sich hingestellt und gesagt: "Ich möchte dafür arbeiten, dass wir wieder da hinkommen, wo wir einmal waren."

Sie betonen stets, dass es auf klare Positionen ankommt. Wie stehen Sie zu 50+1?
Es ist immer schwierig, sich von einer einzigen Person finanziell abhängig zu machen. Ich persönlich finde: Sechzig zeigt, wohin das führen kann, das ist ein extremes und mahnendes Beispiel.

Robert Schäfer, einst Löwen-Geschäftsführer, warnte kürzlich davor, dass Vereine in zehn Jahren drei- bis vier Mal verkauft werden könnten, sollte 50+1 fallen.
Es gibt prominente Beispiele im Ausland, wo Vereinsfarben wild hin- und hergewechselt werden, Wappen verändert werden. Andererseits bist du darauf angewiesen, Geld zu generieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Herausforderung ist, die Identität und Fanbasis nicht zu verkaufen.

So schafft Ingolstadt identifikation

Ihr Klub wird von Audi mitfinanziert. Wie geht der FC Ingolstadt damit um?
Zunächst mal ist Audi ein wichtiger Partner. Die große Befürchtung, die die Fans immer haben, ist, dass nicht mehr auf sie gehört wird. Bei uns wurde eine extra Stelle im Vorstand für einen Fanvertreter geschaffen. Wir versuchen alle, die noch junge Identität der Schanzer gemeinsam mit den Fans aufzubauen.

Was erwartet die Löwen in Ingolstadt?
Bei NLZ-Teams hast du ein unglaublich hohes Ausbildungsniveau. Unsere Mannschaft ist technisch sehr stark, sehr schnell. Wir wollen die Löwen ungern in unserem Stadion feiern sehen. Es wird laut, sicher hitzig. Darauf bereiten wir die Jungs vor. Das sind die Spiele, wofür du das Ganze machst. Der Anspruch jedes Spielers muss sein, irgendwann nur noch vor solchen Kulissen zu spielen.

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