Pyro-Chaos in Nürnberg: Löwen droht Teilausschluss
München - 2:1 für die Clubberer, stand auf der Anzeigetafel. Und, dass noch knapp 20 Minuten zu spielen waren. Dann sah man die Tafel plötzlich nicht mehr. Rauch aus dem Löwen-Block der Gästekurve darunter hüllte sie ein, dazu brannten einige Chaoten ein grelles Leuchtfeuer ab. Pyrotechnik im Löwen-Block! Einige Unbelehrbare gefährdeten nicht nur sich selbst und ihre Block-Nachbarn – sondern auch eines der nächsten Heimspiele des TSV 1860. Weil es plötzlich rauchte, blitzte und blinkte im Gästeblock, dürfte es Geschäftsführer Markus Rejek die Schweißtropfen auf die Stirn treiben. Denn nach diesen sinnfreien Pyro-Show droht ein Geisterspiel.
Außerdem zückten die Zündler Leuchtstäbe zur Ablenkung, damit die Sicherheitskräfte den Vorfall nicht ungestört filmen konnten. Und Rejek weiß: Der TSV 1860 ist Wiederholungstäter. Wegen Vergehen einiger Fans wurde man schon mehrfach bestraft – zuletzt sogar zu einer Bewährungsstrafe verurteilt: wegen Pyrotechnik-Vorfällen in vier Spielen droht ein Zuschauerteilausschluss.
Die vier betroffenen Partien: Beim SV Darmstadt 98 am 15. Februar und beim Karlsruher SC am 24. Mai mussten jeweils zweimal wegen Zünden und Werfen von Pyrotechnik in den Innenraum kurzzeitig unterbrochen werden. Auch beim FC Ingolstadt 04 am 2. März und während des Relegationsspiels bei Holstein Kiel am 29. Mai fielen Zuschauer durch das Abbrennen von Pyrotechnik auf. Daher bekamen die Löwen diese harte Sanktion angedroht. Bewährungszeit? Acht Monate. Das war in der Sommerpause kurz vor dem Liga-Auftakt. Keine vier Wochen dauerte es also, und schon könnte es zum Geisterspiel kommen!
„Privat wüsste ich, was ich dazu sagen würde“, ließ Torsten Fröhling tief blicken, gab aber in seiner Funktion als Löwen-Trainer keinen Kommentar ab. Auch Rejek war auf AZ-Anfrage nicht zu einer Stellungnahme zu haben. Die Löwen schweigen lieber, um den Vorfall, der aus ihrer Sicht natürlich am besten nie dagewesen wäre, nicht noch zu einem größeren Thema zu machen. Verständlich. Aber ob’s was hilft?
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Der DFB teilte der AZ mit: „Der DFB-Kontrollausschuss wird nach den Vorfällen beim Spiel 1. FC Nürnberg – TSV 1860 München ein Ermittlungsverfahren gegen beide Vereine einleiten.“ Als erster Schritt werden beide Klubs zu einer Stellungnahme aufgefordert. Wenn der Fall anschließend vor dem DFB-Sportgericht landet, muss entschieden werden, ob es sich um einen schwerwiegenden Wiederholungsfall handelt.
Falls ja, dürften beim darauffolgenden Heimspiel in der Allianz Arena nur 12 000 Eintrittskarten für den Heimbereich verkauft werden. Zwei Fanblöcke müssten ganz geschlossen bleiben – keine Banner, Plakate oder Transparente. Ein gespenstisches Szenario. „Ich muss nicht ausführen, wie groß der Schaden wäre, wenn die Bewährungsstrafe wiederrufen wird. Deshalb kann es nur das Ziel von uns allen sein, Vernunft zu beweisen und dieses Szenario gemeinsam zu verhindern, indem wir uns auf die positiven Seiten des Fansupports konzentrieren“, sagte Rejek nach dem Urteil vor Monatsfrist.
Franz Hell, langjähriger Löwen-Fan, kann die Zündeleien nicht nachvollziehen: „Wen man schon weiß, dass man vorbestraft ist und das gleiche macht, ist tragisch. Ich weiß nicht, was in den Köpfen vorgeht“, sagt Hell, „ich kann nur an jeden appellieren: Macht’s halt diesen Schmarrn nicht!“ Er hofft aber auf ein mildes DFB-Urteil: „Das waren ein paar Nebelkerzen, keine großen Rauchentwicklungen. Da hatten wir schon wesentlich schlimmere Geschichten. Ich hoffe, der DFB lässt Gnade vor Recht