Projekt 2013: Der TSV 1860 plant die Zukunft

Die Löwen, ins Mittelmaß der zweiten Liga abgerutscht, planen schon für die nächste Saison, für den Aufstieg. Wer soll kommen, wer muss gehen – und vor allem: wer darf´s entscheiden?
München - Der Ton wird rauer bei den Löwen. Nach vier Niederlagen und einem Unentschieden aus den letzten fünf Spielen gehen nun Trainer Reiner Maurer und Sportchef Florian Hinterberger, die zuletzt ja auffällig intensiv darum bemüht waren, die meist dürftigen Leistungen positiv darzustellen, in die (Verbal-)Offensive. Während ihrer Negativserie haben die Löwen nur noch drei Tore geschossen (vorher waren es ja 26 Treffer in neun Spielen gewesen) und nach diesem Abfall klagte Hinterberger am Freitag: „Die Zeit der Ausreden ist vorbei. Ich kann das Gerede, dass wir gut gespielt aber trotzdem verloren haben, nicht mehr hören. Unsere Situation ist gefährlich." Und Maurer, der Trainer mit der Lizenz zum Verlieren, setzt sich selbst unter Druck: „Wir brauchen jetzt einen Befreiungsschlag und müssen eine Reaktion auf den Negativtrend zeigen."
Klare Worte – die ihren Hintergrund haben. Denn natürlich sind die beiden zwar erfreut über die Jobgarantie, die Geschäftsführer Robert Schäfer und Aufsichtsratsmitglied Hamada Iraki der sportlichen Leitung zusicherten; und doch wissen sie ganz genau, dass es für sie um mehr geht, als nur eine aktuelle Serie mit Niederlagen zu beenden.
Die Löwen planen langfristigen Erfolg und peilen das Projekt 2013, den Bundesligaaufstieg im übernächsten Jahr, an; da dürfen Maurer und Hinterberger ihre Chancen nicht vermasseln, beim großen Angriff dabei zu sein. Zumal Präsident Dieter Schneider schon klipp und klar angekündigt hatte: „Wir sollten aus den Erkenntnissen dieser Saison eine Strategie und darauf aufbauend eine Wunschmannschaft mit einem Wunschsystem zusammenstellen und die Sache dann in der Sommerpause neu angehen." Vom Wunschtrainer hat er (noch) nicht gesprochen.
"1860 hat Großes vor, da will man dabei sein"
Aktuell haben Maurer und Hinterberger zu viel damit zu tun, den Sturz in den hinteren Tabellenbereich zu verhindern – langfristige Ziele lassen sich da kaum planen. Maurer sagte der AZ: „Man hat immer eine weitgehende Planung im Kopf und arbeitet daran. Was der Verein vorhat, ist natürlich eine große Sache. Das ist für jeden reizvoll. Aber jetzt geht es darum, kurzfristig wieder Erfolg zu haben und eine positive Stimmung zu erzeugen." Hinterberger ergänzte: „1860 hat Großes vor, da will man dabei sein. Aber jetzt ist nicht die Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Nicht, wenn man zuletzt so oft verloren hat."
Dennoch: Die Löwen müssen bereits jetzt in die Langfristplanung einsteigen und sich mit ersten Bausteinen des Projekts 2013 beschäftigen. Im Winter sind bereits erste Zugänge geplant; ein kompletter Neubau kommenden Sommer wäre viel zu riskant. Sollte der teure Antonio Rukavina die Löwen nächstes Jahr verlassen, müsste ein neuer Rechtsverteidiger kommen. Auch für den spätestens im Sommer nach Hoffenheim wechselnden Kevin Volland müsste Ersatz her. Zudem bräuchten die Sechzger eine stabile Innenverteidigung. Drei ihrer dortigen Spieler (Buck, Aygün, Benjamin) sind über 30 und haben oft mit Verletzungen zu kämpfen.
Doch wenn es darum geht, neue Spieler zu sichten und zu verpflichten, drängt sich die Frage auf: Sind die Löwen für ihr Projekt 2013 überhaupt entscheidend bestückt? Denn sowohl Schäfer als auch Investor-Vertreter Iraki (der Mann der Entscheidungen) sehen sich nicht als Fußballexperten – auch Schneider hat erst seit einem Jahr intensiven Kontakt zum Profibereich. Zwar genießt Maurer in der Branche einen guten Ruf, der Allgäuer ist ein akribischer Arbeiter und bringt junge Spieler voran – doch ob er der Mann für ganz oben ist? Und Hinterberger? Hat vor seinem Einstieg als Sportchef bei 1860 immer nur als Trainer gearbeitet, er baut sich seine Kontakte noch auf. Jetzt sagt er: „Auch für uns, also die sportliche Leitung, geht es darum, dass wir beweisen wollen, hier langfristig arbeiten zu können. Deswegen gibt es natürlich jetzt schon Ideen für die Zukunft. Man darf nur nichts mit der Gegenwart vermischen. Das wäre in unserer Situation fatal."