Probleme in der ersten Halbzeit: Aufwachen!
Die Löwen verschlafen oft die erste Hälfte, stehen in der Tabelle der ersten 45 Minuten auf Platz 15. Ganz anders der zweite Durchgang. Doch was sind die Gründe für diese zwei Gesichter? Der Check.
MÜNCHEN Die Löwen im Abstiegskampf. Nur drei Siege aus 27 Spielen. Ein Schreckenszenario? Mitnichten! Zumindest beim Blick auf die Bilanz in ersten Halbzeiten findet sich der TSV 1860 in bedrohlicher Schieflage. Mit gerade einmal 26 Punkten liegen die Löwen da auf dem 15. Platz. Nur Dresden, Aue und Bielefeld sind schlechter. Besser sieht’s aus beim Blick auf die Tabelle der 2. Halbzeit. Da bringt es 1860 immerhin auf 41 Punkte, steht auf dem 6. Platz und hat drei Zähler Rückstand auf einen Aufstiegsplatz.
Die Wahrheit liegt wie immer in der Mitte. Weil ein Spiel nun mal 90 Minuten dauert, ist der TSV 1860 Neunter. Fernab jeglicher Ambitionen (acht Punkte Rückstand auf den dritten Platz).
Der 2:1-Sieg in Cottbus war das perfekte Spiegelbild dieser Saison. Einer grausigen ersten Hälfte folgte ein starker Auftritt in Halbzeit zwei. „Ein Spiel geht zum Glück 90 Minuten. Aber in Deutschland schafft es ohnehin nur der FC Bayern über 90 Minuten Druck zu erzeugen“, sagt Löwen-Trainer Friedhelm Funkel. Schlechte Löwen, gute Löwen. Die AZ erklärt, warum der TSV 1860 in der 2. Liga zu den Spätstartern zählt.
Löwen ohne Biss: In fast allen Spielen unter Funkel lassen die Spieler in der ersten Hälfte die nötige Aggressivität vermissen, kommen nur langsam ins Spiel und setzen die Trainingsinhalte nur sporadisch um. „Wir haben in Cottbus nicht die nötige Körpersprache gezeigt, sind den Gegner nicht richtig angelaufen“, sagte Funkel der AZ. Was den 60-Jährigen optimistisch stimmt? „In den drei Spielen zuvor haben wir das deutlich besser gemacht.“ Tatsächlich waren die Löwen gegen den Aalen (4:0), Aue (2:2) und Kaiserslautern (0:1) vor allem zu Beginn das bessere Team.
Dauerläufer-Löwen: Kaum eine Mannschaft in der 2. Liga ist so fit wie der TSV 1860. Schon im Trainingslager in Belek hatte Funkel im Januar betont, dass für ihn die Fitness der Mannschaft an erster Stelle steht. „Dann ist es normal, dass man auch mal müde ist. Aber das zahlt sich jetzt aus“, sagt Funkel. Tatsächlich können die Löwen immer zulegen, erzielen den Großteil ihrer Treffer in Hälfte zwei (19 von 29) oder gar erst in den letzten 20 Minuten. „Ich sage der Mannschaft immer wieder, dass wir viel und schnell laufen können. Wir können immer zulegen.“
Die Joker-Löwen: Seit Yuya Osako, Markus Steinhöfer und Andreas Ludwig im Winter neu bei 1860 sind, wechselt Friedhelm Funkel öfter ein und aus. Spielten vor Weihnachten fast immer dieselbe Elf 90 Minuten durch, nutzt Funkel nun regelmäßig sein ganzes Wechselkontingent. „Es ist mir wichtig, gute Spieler auf der Bank zu haben. Deswegen haben wir die drei im Winter geholt“, sagt Funkel. Stellvertretend für die neuen Möglichkeiten steht Daniel Bierofka. Der 35-Jährige wird von Funkel regelmäßig eingewechselt und war in Cottbus maßgeblich daran beteiligt, dass die Löwen das Spiel noch drehen konnten. Schon beim 2:2 gegen den SC Paderborn und einem 0:2 zur Halbzeit brachte Bierofka im Februar die Wende.
Der Löwen-Motivator: Ein Grund für die zwei Gesichter des TSV 1860 sind auch die knackigen Ansprachen von Trainer Funkel. „Ich habe der Mannschaft in der Halbzeit gesagt, was wir besser machen müssen. Danach hat sie ihr wahres Gesicht gezeigt“, sagte Funkel nach dem Cottbus-Spiel. Einer, der von den Ansprachen Funkels mit am meisten profitiert, ist Daniel Adlung. Der Mittelfeldspieler blüht auf, fehlt gegen Köln aber gelbgesperrt. „Er macht das als zweite Spitze ganz toll. Das Tor gegen Cottbus hat er sich mehr als verdient.“ Jetzt muss Funkel nur noch an seiner Ansprache vor dem Spiel arbeiten.