Präsidenten-Frage: Schneiders Chancen wieder gestiegen?
Otto Steiner würde zwar gerne 1860-Präsident werden, bezeichnete aber vor dem Abflug nach Abu Dhabi auch den bisherigen Präsidenten Dieter Schneider als "absolut eine Option". Wieso dies ernst gemeint sein könnte
München - Sonntag Abend um 21 Uhr, nicht ganz zwei Tage nach dem Abflug, wird das Gipfeltreffen der Löwen-Aufsichtsräte um den Vorsitzenden Otto Steiner in Abu Dhabi mit 1860-Investor Hasan Ismaik zu Ende gehen. Direkt nach ihrer Rückkehr wollen Steiner und die anderen vier mitgereisten Aufsichtsräte Siegfried Schneider, Klaus Leipold, Christian Waggershauser, Hep Monatzder und Robert von Bennigsen am Flughafen berichten von den Ergebnissen der Reise. Obwohl es sich bei der Reise vor allem um einen „Höflichkeitsbesuch“ gehandelt haben soll, wie Steiner vor dem Abflug sagte, werden die Herren natürlich auch über die künftige Ausrichtung der Löwen gesprochen haben, über die finanzielle, aber auch die personelle.
Es ist kein Geheimnis, dass Ismaik sich bei den Präsidiums-Neuwahlen im Frühjahr neue Leute an die Macht wünscht und das jetzige Präsidium mit Dieter Schneider, Franz Maget und Wolfgang Hauner gerne ausgetauscht wissen würde. Auch, dass Otto Steiner sein Lieblings-Funktionär bei 1860 ist, hat Ismaik desöfteren betont. Und da Steiner ohnehin bereits seit 2006 eine Art Schatten-Präsident bei 1860 ist und der Aufsichtsrat das Vorschlagsrecht für das Präsidium hat, lag die Vermutung nahe, dass Steiner selbst antreten würde bei den Wahlen – zumal der TV-Produzent seine Ambitionen auch nie dementiert hatte. „Dass wir Dieter Schneider und sein Team wieder nominieren für die Wahlen ist absolut eine Option“, hatte Steiner aber vor dem Abflug nach Abu Dhabi gesagt.
Womöglich war dies mehr als nur eine Höflichkeitsfloskel. Nach AZ-Informationen haben Schneider, Maget und auch Hauner, der eigentlich bereits für sich beschlossen hatte, nicht mehr zu kandidieren, sich letzte Woche mit dem Aufsichtsrat getroffen und ihre Bereitschaft zur Wiederwahl signalisiert. Und die Chancen der drei auf eine weitere Amtszeit stehen möglicherweise doch nicht mehr so schlecht wie noch zu Wochenanfang angenommen werden musste. Denn während Dieter Schneider als selbstständiger Unternehmer tun und lassen kann, was er will und die letzten Jahre bewiesen hat, dass er das zeitintensive Amt ausfüllen kann, würde Steiner wohl die Zustimmung seines Arbeitgebers benötigen für das höchste Ehrenamt, das der TSV 1860 zu vergeben hat.
Schon 2007 war Steiner auch auf Druck seiner Firma, der Constantin Entertainment, bei der er Geschäftsführer ist, vom Posten des Vize-Präsidenten zurückgetreten. Was die Constantin-Bosse wohl jetzt von Steiners Ambitionen halten. Siegfried Schneider, der andere Lieblingsfunktionär Ismaiks, hat eigene Präsidentschafts-Ambitionen zudem immer bestritten. Am Ende könnte also Dieter Schneider durchaus wieder nominiert werden, auch mangels Alternativen. „Totgesagte leben manchmal länger“, hatte Schneider jedenfalls bereits letzten Freitag gesagt.
Schneider selbst wollte sich zu der ganzen Angelegenheit am Sonntag am Rande des Siegs der Löwen in Braunschweig nicht äußern.