Poschner fordert „270 Minuten Besessenheit“

Für die Löwen, die auf einem Abstiegsplatz stehen, geht es in den letzten drei Spielen um alles. Doch Sportchef Poschner warnt vor „Aktionismus“: Er und auch der Trainer bleiben. „Alles andere ist Humbug“
von  me, mm
„Bisher haben wir noch kein Geheimrezept gefunden“: Sportchef Gerhard Poschner über seine Löwen, denen der Abstieg droht.
„Bisher haben wir noch kein Geheimrezept gefunden“: Sportchef Gerhard Poschner über seine Löwen, denen der Abstieg droht. © sampics/augenklick

München - Beim FSV Frankfurt, dem nächsten Gegner des TSV 1860, tut sich Erstaunliches. Gefühlt sind die Hessen schon längst gerettet, haben fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. In Sicherheit wiegen will man sich am Bornheimer Hang allerdings nicht. Deswegen haben die Kicker von Benno Möhlmann am Dienstag ihre Sachen gepackt und sind ins Kurztrainingslager aufgebrochen. Noch mal die Sinne schärfen, noch mal alle Kräfte bündeln, noch mal voller Fokus auf die Mission Klassenerhalt.

Bei den Löwen sieht man dem Treiben des Gegners mit Verwunderung zu. „Wir sind alle der Meinung, dass Aktionismus jetzt nichts bringt“, erklärte Sportchef Gerhard Poschner. Besondere Maßnahmen in dieser außergewöhnlichen Situation im Abstiegskampf? Nicht bei 1860. Auch eine Nicht-Abstiegsprämie wird es beim derzeit Vorletzten nicht geben. „Wenn es nicht von innen heraus kommt, den Klassenerhalt unbedingt schaffen zu wollen, kann man es nicht mit einer Prämie heraufbeschwören“, glaubt Poschner.

Man fragt sich da schon, ob der Deutsche Fußball-Bund ähnlich gedacht hat, als man den Spielern vor der WM in Brasilien eine Rekordprämie für den Titel versprochen hatte. Wenn es doch nichts bringt, warum dann überhaupt versuchen? Geschadet hat es dem DFB im Juli 2014 jedenfalls nicht.

Also kein Aktionismus beim TSV. Deswegen war auch das Straftraining am Montag gar kein Straftraining, nur eine etwas intensivere Einheit, um die die Spieler selbst gebeten hatten. So sagen sie bei den Löwen. Es ist eben alles eine Frage der Perspektive. Wenigstens ist diese Perspektive seit dem 0:3 gegen Union Berlin jedem klar: 1860 kann den Klassenerhalt nicht mehr aus eigener Kraft packen.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf die letzten drei Spiele. Poschner fordert daher „270 Minuten Besessenheit“: „Ob wir zehnmal trainieren oder gar nicht, egal wie!“ Das „Wie“, daran hatte sich Trainer Torsten Fröhling nach dem Berlin-Debakel gestört. Wie sich seine Spieler ihrem Schicksal ergeben hatten. Wie jede Gegenwehr fehlte. Wie 80 Minuten lang dem Schicksal sehenden Auges entgegen gestolpert wurde. „Dass eine solche weitgehend kollektiv schlechte Leistung nicht ausreichen wird, ist uns bewusst“, sagt Poschner. „Zwei Gesichter“ zeige das Team schon über die ganze Saison. Am Sonntag war es wieder einmal die hässliche Fratze, die den Löwen-Fans das Blut in den Adern gefrieren lässt beim Gedanken an die Dritte Liga.

Welches Gesicht wohl am Freitag gegen den FSV zu sehen sein wird? Gegen einen Gegner, der ganz offensichtlich auch noch einiges vor hat und nichts unversucht lassen wird, am Freitag vor den eigenen Fans den Klassenerhalt perfekt zu machen? Nicht dabei sein wird bei den Löwen jedenfalls Dominik Stahl. Der Defensivspieler fällt mit einer Außenbandverletzung aus. „Wir zerbrechen uns alle den Kopf“, sagte Poschner mit Blick auf die manchmal konkurrenzfähige, aber allzu oft hoffnungslos unterlegene Mannschaft. „Bisher haben wir noch kein Geheimrezept gefunden.“

Nur eines sei klar, so Poschner. Weder werde er vor Saisonende zurücktreten, noch werde er Coach Fröhling gegen einen Last-Minute-Feuerwehrmann austauschen. „Alle Gerüchte, die mir zugetragen wurden, sind absoluter Humbug“, stellte er klar. „Trainergeschichten, sogar Namen, die schon gehandelt wurden, ich selbst sitze auch noch hier – das ist absoluter Quatsch.“

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