Pleite in Aue: Absturzgefahr
München - Runterkommen. Regenerieren. Das waren wohl die beiden Hauptgründe für 1860-Trainer Vitor Pereira, seinen Spielern einen trainingsfreien Montag zu schenken. Die Löwen hatten tags zuvor eine empfindliche 0:3-Pleite bei Erzgebirge Aue hinnehmen müssen – was auch in der Tabelle für ein "Runterkommen" sorgte.
Durch die letztlich klare Niederlage rutschten die Löwen mit 32 Punkten auf Rang 14 ab. Das Erstaunlichste am Tableau der Zweiten Liga? Zwei Drittel aller Teams sind nicht vor Abstiegssorgen gefeit: Der 1. FC Heidenheim hat als Siebter nur sechs Zähler Vorsprung auf Relegationsrang 16, Sechzig nur deren zwei.
"Das wird ein richtig spannendes Saisonfinale", erklärte Pereira. Er musste erkennen: Der Plan, schnellstmöglich im gesicherten Mittelfeld zu landen, geht nicht auf. Die obere Tabellenhälfte liegt nicht fern, aber von "gesichert" kann noch lange keine Rede sein.
Sogar Hasan Ismaik scheint die blaue Absturzgefahr zu fürchten. "Liebe Löwen, das unerklärliche 0:3 in Aue wird mich noch die nächsten Tage verfolgen", schrieb er auf Facebook – und sagte sorry: "Ich kann mich für diesen Rückschlag bei Euch nur entschuldigen." Zudem bat er die Fans um Unterstützung, denn die Mannschaft "braucht Euch!" Ein Löwen-Kicker machte seinem Ärger Luft: "Zum Glück haben wir in den drei Partien vorher sieben Punkte geholt, sonst wären wir noch tiefer in der Sch…", grantelte Stefan Aigner.
Die AZ zeigt die Gründe für den Misserfolg in Aue, der die Giesinger noch länger zu Kellerlöwen macht.
Extreme Leistungsschwankungen: Fünf Siege, ein Remis, fünf Pleiten. So lautet die Rückrundenbilanz unter Pereira. Von Konstanz kann keine Rede sein. In Düsseldorf endlich der erste Auswärtssieg, danach zwei verlorene Punkte gegen Stuttgart (1:1) – und in Aue das Debakel. Will 1860 nicht erneut bis zum Schluss zittern, muss endlich Stabilität her. Konstanz fehlt übrigens auch in der Hierarchie: Sebastian Boenisch war schon der neunte Spielführer. Neun Alpha-Löwen, aber offenbar kein echter Anführer.
Individuelle Aussetzer: Ebenjener Boenisch war es, der seinem Stuttgart-Bock das nächste Malheur folgen ließ. Sein Platzverweis stoppte das zu Beginn gute Spiel der Löwen. Auch Marnon Busch war durch sein gefährliches Rückspiel an der Roten Karte beteiligt. Abwehrchef Abdoulaye Ba verschuldete später den zweiten Strafstoß – der jeweils gefoulte Dimitrij Nazarov bedankte sich mit zwei Elfmetertoren. Beim 0:2 reihte sich Joker Jan Mauersberger, der das Abseits aufhob und den Pass in die Schnittstelle nicht verhindern konnte, neben Ba in die Patzer-Reihe ein. Boenisch wurde vom DFB-Sportgericht für ein Spiel gesperrt. Seine Abwehrkollegen sollten beim nächsten Spiel (Sonntag, 13.30 Uhr gegen den SV Sandhausen) die Fehlerzahl deutlich minimieren.
Schwächelnde Neuzugänge: Während sich diesmal auch Ba von der blauen Verunsicherung anstecken ließ und Dribbelmaschine Amilton wegen einer Gelbsperre fehlte, zeigte sich auch Lumor nicht mehr so stabil und offensivstark wie zuletzt. Während Frank Boya weiterhin keine Rolle zu spielen scheint, durfte Christian Gytkjaer anstelle von Ivica Olic mal wieder von Beginn ran – und verpasste gleich doppelt die Führung.
Mangelnde Offensivkraft: Weder der Dänen-Bomber noch irgendein anderer Löwe trifft regelmäßig: Pereira fehlt ein echter Knipser. Würde man bei Top-Torschütze Michael Liendl die sechs Elfmetertore abziehen, blieben nur zwei übrig. Ivica Olic ist mit fünf Treffern zielsicherster Sechzger nach Liendl – auch nicht die Bilanz eines Killers. Deshalb stehen die Löwen weiter im Keller. Die Absturzgefahr ist nicht gebannt.