Interview

Pipinsried-Boss Lushi: "... und dann hauen wir die Löwen im Elfmeterschießen raus!"

Pipinsrieds Sportlicher Leiter Atdhedon Lushi spricht über das legendäre Regionalliga-Duell gegen den TSV 1860 im Jahr 2018 mit weiß-blauer Meisterparty, die Neuauflage im Totopokal-Viertelfinale und die "Naturtribüne 2.0".
von  Matthias Eicher
Vollgas an der Seitenlinie: Atdhedon Lushi.
Vollgas an der Seitenlinie: Atdhedon Lushi. © imago/foto2press

München - Am Samstagmittag (13.42 Uhr, BR und im AZ-Liveticker) trifft der TSV 1860 im Viertelfinale des bayerischen Toto-Pokals auf den FC Pipinsried. Vor der Partie hat die AZ mit Atdhedon Lushi, dem Sportlichen Leiter des Bayernligisten, gesprochen.

AZ: Herr Lushi, im Jahr 2018 standen Sie als Spieler auf dem Rasen, als der TSV 1860 in Pipinsried eine spontane, legendäre Meisterfeier abhielt. Jetzt treffen Sie im Viertelfinale des Totopokals erneut aufeinander.
ATDHEDON LUSHI: Ich erinnere mich sehr gerne daran zurück, wie die Löwen bei uns gefeiert haben. Für uns als Amateurkicker war's ein riesengroßes Highlight. Auf dem Rasen war Phillipp Steinhart ein harter Gegenspieler, nach dem Spiel (3:0 für 1860, d. Red.) feierten die Löwen-Profis mit den Fans auf dem Rasen. Das war sensationell. Wir hoffen, dass es jetzt wieder ein Fußballfest wird!

Atdhedon Lushi (v.) anno 2017/18 gegen Aaron Berzel.
Atdhedon Lushi (v.) anno 2017/18 gegen Aaron Berzel. © Imago

"Im Pokal haben wir mit Sechzig den Hauptgewinn gezogen"

Die Vorfreude in ganz Pipinsried dürfte riesengroß sein.
Absolut. Ich habe noch den Kommentar eines ehrenamtlichen Ordners im Kopf, als ich ihm sagte: "Stell dir vor, wir hätten wieder Sechzig hier in Pipinsried!" Der meinte: "Das wird so schnell nicht mehr passieren." Inzwischen sind die hoch und wir leider runter in die Bayernliga. Aber zum Glück haben wir im Pokal den Hauptgewinn gezogen."

2018 war der Teufel los: 7.500 Fans, sogar die ganze Wiese hinter dem Stadion war bevölkert.
Das war unvergesslich. Jetzt dürfen wir leider nur 2.500 Zuschauer reinlassen. Aber das ist für uns Amateurkicker und unser 600-Seelen-Dorf trotzdem eine ganze Menge. Wir haben unseren VIP-Bereich erweitert, eine Sitztribüne hinter dem Tor aufgestellt und unsere Anzeige-Leinwand verschoben, damit sie besser zu erkennen ist. Aber ich denke schon, dass ein paar Löwen-Fans die Naturtribüne 2.0 daraus machen! (lacht) Nur, damit ich es auch erwähnt habe: Diese Wiese ist eigentlich ein Privatgrundstück...

5. Mai 2018: Dank der Naturtribüne können 7500 Zuschauer den TSV 1860 im 600-Seelen-Dorf Pipinsried verfolgen.
5. Mai 2018: Dank der Naturtribüne können 7500 Zuschauer den TSV 1860 im 600-Seelen-Dorf Pipinsried verfolgen. © sampics

Zwei Stunden vor Anpfiff geht's los in Pipinsried

Vielleicht auch ein bisserl kalt dort, Ende November...
Wir hätten uns die Löwen natürlich im Sommer gewünscht. Aber auch so haben wir was zu bieten: Wir haben Zelte aufgestellt, die Fans können schon zwei Stunden vor Anpfiff zu uns kommen. Wer schnell ist, kann sich vielleicht einen Platz in unserem Vereinsheim sichern. Da wird's sicher eng.

Wo wir schon bei den Fans sind: Die Löwen haben sich im Rahmen des Kartenvorverkaufs beklagt, man sei bei der Ticketvergabe übervorteilt worden.
Dazu kann ich nicht viel sagen. Um den Ticketverkauf und viele andere Baustellen hat sich unser Vorstand Benny Rauch gekümmert, mit einem Arbeitskreis. Ich kann aber die Fans verstehen, die keine Tickets bekommen haben. Um Gottes Willen, wir wollen niemanden ausschließen, aber wir konnten diesmal leider keine 7.500 Karten anbieten.

"Es gibt keinen Masterplan, wir brauchen jede Menge Glück"

Worauf dürfen sich die Löwen am Samstag freuen, die eine Karte ergattern konnten?
Hoffentlich wieder auf ein so schönes Fußball-Fest! Es gibt auch gutes Bier, das Kapplerbräu, die Brauerei in Altomünster, kann ich nur empfehlen (lacht). Dazu gibt es reichlich Spezialitäten vom Grill. Das Essen und Trinken wird uns diesmal garantiert nicht ausgehen. Die komische Anstoßzeit (13.42 Uhr, d. Red) liegt übrigens daran, dass der BR rund um das Spiel den Ski-Weltcup zeigt.

Wenden wir uns doch mal dem Spielfeld zu: Wie sind die übermächtigen Sechzger denn zu schlagen?
Sie wissen ja: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Ich kann mir über die Löwen eigentlich gar kein konkretes Urteil erlauben, außer dass sie mehr als die Dritte Liga verdienen. Da haben wir viele eingefleischtere Löwenfans hier. Fakt ist, dass sie uns weit überlegen sind. Wie am Anfang erwähnt sind wir ja inzwischen zwei Ligen auseinander. Es gibt da keinen Masterplan, wir brauchen jede Menge Glück, einen schlechten Tag der Löwen und vielleicht den ein oder anderen von uns, der über sich hinauswächst und ein Tor schießt, das er sonst nicht schießen würde. Ich bin ein optimistischer Mensch.

Ein Ex-Pipinsrieder sorgt derzeit für Furore: Ihr damaliger Trainer, Fabian Hürzeler, jetzt Chefcoach von Zweitliga-Spitzenreiter FC St. Pauli...
Wenn ich ehrlich bin, hätte ich damals nie gedacht, dass es so schnell geht bei Fabi. Er ist ein sehr guter Trainer. Ich hab' vorher auch mit ihm gekickt, er war als zentraler Mittelfeldspieler schon immer ein Stratege. Er war schon damals sehr akribisch, ehrgeizig. Ich wette, dass er mit Pauli den Aufstieg schafft. Wir schaffen es hoffentlich mittelfristig auch wieder zurück in die Regionalliga. Und gegen Sechzig tippe ich mal auf ein 0:0 nach 90 Minuten – und dann hauen wir die Löwen im Elfmeterschießen raus!

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