Piet Klocke: „1860 – das ist wie Paris“

Kabarettist Piet Klocke tritt beim Kabarett-Abend „Lachen mit den Löwen“ am Dienstag in der Muffathalle auf. Hier erklärt der Dortmund-Fan aus Essen, warum ihm der Münchner Traditionsklub am Herzen liegt.
von  Abendzeitung
Piet Klocke ist ein Fan von Traditionsvereinen - und wünscht 1860 den Aufstieg.
Piet Klocke ist ein Fan von Traditionsvereinen - und wünscht 1860 den Aufstieg. © Rolf von der Heydt/ZDF

MÜNCHEN - Kabarettist Piet Klocke tritt beim Kabarett-Abend „Lachen mit den Löwen“ am Dienstag in der Muffathalle auf. Hier erklärt der Dortmund-Fan aus Essen, warum ihm der Münchner Traditionsklub am Herzen liegt.

150 Jahre 1860: gute Gründe zum Feiern. Am Dienstag steigt in der Muffathalle der Comedy-Abend „Lachen mit den Löwen“. Mit dabei: Ottfried Fischer, Michael Altinger, Christian Springer, Sissi Perlinger, Maria Peschek, Hannes Ringlstetter und Piet Klocke. Letzterer ist der einzige Nicht-Bayer, in Bremen geboren, in Essen zu Hause. Aber er gilt als fußballverrückt.

Herr Klocke, was für einen Bezug haben Sie zu 1860?

PIET KLOCKE: Ich bin ein Freund alter Traditionsmannschaften. Leider gibt’s da viel Durcheinander. Bei 1860 kann man als Außenstehender kaum erklären, warum das seit Jahren immer wieder aufleuchtet und doch wieder stockt. Aber ob da die Innenstehenden Bescheid wissen? Ich Freude mich aber wie ein Gott, wenn diese Vereine eins höher kommen. Da bestell’ ich mir gerade ein Trikot von diesem U20-Meister, da isser schon wieder verkauft!

Was für ein Klub ist dieser TSV 1860?

Ein sehr in der Tradition stehender, volksnaher Klub, im Gegensatz zu den Bayern ein Arbeiterverein. Wobei es das mit ganzen Spielerkäufen ja gar nicht mehr gibt. Wenn man nach Paris fährt, hat man noch dieses alte Bild im Kopf und hofft, dass es an manchen Ecken noch so ist. So ist es auch bei 1860. Man hofft bei den Traditionsvereinen, dass die den Großen mit den VIPs und den 500 Hummerschnittchen mal zeigen können, dass es auch mit einfacheren Mitteln geht. Das ist natürlich ein Traum, aber ich bin da mit Wehmut, Sentimentalität und echter Hoffnung dabei.

Wer oder was kann den Löwen denn helfen?

Da bin ich überfragt. Ich weiß nur, dass es total wichtig ist, dass wenigstens zwei oder drei Entscheider eine Einstellung mitbringen, die sich über den Trainer auf die Spielerpsychen übertragen kann. Das ist die hohe Kunst. Da gibt es Leute mit Idealismus und Power, aber trotzdem kommt nichts rüber. Das ist so ein sensibles Gebilde, der Fußball heutzutage. Die Trilliarden und die Eigeninteressen, die da laufen. Manchmal fragt man sich, ob denen klar ist, dass die keine Eisschränke verkaufen.

Ihr Bühnen-Programm heißt ja „Das Leben ist schön – gefälligst!“ Hilft gut zureden?

Das Leben und der Fußball sind neben der Liebe und dem Sex das Schönste, was es gibt. Wir sollten alle mithelfen, dass es diese Momente gibt, wo man sich in den Armen liegt, wenn die Mannschaft vorne liegt. Es gibt einfach nur noch wenige Dinge, die uns wirklich zum Glück verhelfen.

Die Stadionfrage ist seit Jahren ungeklärt. Wohin denn jetzt mit den Löwen?

Es ist nicht schön, wenn beide Klubs in der Arena spielen. Da ist mir der kleinste Platz lieber, egal wie viele Zuschauer da drauf passen. Das ist unter aller Kanone, wenn man genau vom Konkurrenten Almosen bekommt – so sieht das ja auch innerlich aus. Ich würde dem Verein ein eigenes Stadion wünschen, kein wahnsinniges Ding, das können sie sich nicht leisten. Aber Hauptsache ein eigenes.

Für welchen Klub regen Sie sich denn auf?

Ich bin alter BVB-Fan, habe jetzt gut lachen. Aber wir haben auch eine unglaubliche Leidenszeit hinter uns, und da freut man sich, wenn man so ein paar jungen Burschen am Gesicht ansieht, dass sie gerne zum Spiel gehen. Das ist das Wichtige. Die Einstellung der Spieler kommt auch, wenn sie den Rücken frei haben seitens der Führung. Es ist scheinbar sauschwer, einen Verein so zu leiten, dass die Spieler auf dem Platz von den ganzen geschäflichen Sachen nichts mitbekommen, sondern wie Kinder Fußball spielen.

Und Rot-Weiß Essen? Sie werden bald 53. Haben Sie Ente Lippens noch erlebt?

Ich mache ja viele Promi-Spiele. Zuletzt hat Frank Mill angerufen, und Willi Lippens hat auch mitgemacht. Das sind solche Fummel-Brüder! Die spielen einfach nicht ab! Die anderen lesen schon Illustrierte, da fummeln die immer noch vorne rum.

Hatten Sie auch eine Vereinskarriere?

Nein, ich bin Handballer, zweiter deutscher Schülermeister, gegen Gummersbach verloren. Ich komme aber aus einer sportlichen Familie, Mannschaftssport ist das Schönste, was es gibt, und solange ich noch laufen kann, werde ich auch noch kicken.

Letzte Frage: Steigt Sechzig auf, und wenn nein, warum nicht?

Meine Daumen haben sie. Aber dazu werde ich am Dienstagabend noch das eine oder andere sagen.

Interview: Thomas Becker

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