Peter Pacult im AZ-Interview: "Wo wäre 1860 ohne Mölders?"
München - AZ-Interview mit Peter Pacult: Der ehemalige Löwen-Stürmer und -Trainer war auch Coach von Dynamo Dresden (2005/06 und 2012/13).
AZ: Herr Pacult, lassen Sie über dreifache Aufstiegshoffnungen Ihrer (Ex-)Vereine sprechen: Erstens: Austria Klagenfurt: Sie liegen mit Ihrem Team auf Rang vier - und haben dennoch beste Chancen, es in die erste österreichische Liga zu schaffen.
PETER PACULT: Ja, das ist bei uns in Österreich ein bisserl kompliziert (lacht). Es liegt daran, dass Tabellenführer Lafnitz nicht um eine Lizenz aufgesucht hat, der Zweite Liefering darf als Farm-Team von RB Salzburg auch nicht aufsteigen. Unser Ziel ist klar - und es schaut zum Glück ganz gut aus.
Die Sechzger von Tirol
Löwen-Legende Pacult liegt im Aufstiegsrennen vier Punkte vor Löwen-Legende Daniel Bierofka und Innsbruck...
... das soll auch so bleiben. Der Biero war früher ein toller Spieler und ein sehr lieber Mensch, von seiner Art her ein richtiger Löwe. Auch als Trainer hat er bei 1860 seine Spuren hinterlassen, wobei es schon schade ist, wie es dort zu Ende gegangen ist. Bei Wacker hat er keine einfache Aufgabe: große Tradition, hohe Erwartungshaltung, sie sprechen vom internationalen Geschäft - das sind ein bisserl die Sechzger von Tirol.
Sprechen wir über die "echten" Sechzger damit die Aufstiegsaspiranten Nummer zwei und drei der Pacult-Klubs: 1860 trifft heute Abend auf Dynamo Dresden. Die letzte Chance, im Aufstiegsrennen der Dritten Liga nochmal einzugreifen?
Ich denke schon. Dynamo geht für mich hoch. Sie sind ein brutal gutes Team, sehr gefestigt. Ich hatte dort als Trainer eine wunderbare Zeit und würde ihnen Aufstieg daher gönnen. Mein Herzensklub bleibt trotzdem Sechzig, darüber brauchen wir gar nicht reden. Der Aufstieg ist überfällig, wenn es nach mir gehen würde. Aber ich befürchte, es wird für ganz oben nicht mehr reichen.
Die Löwen sind nicht konstant genug
Die Sportliche Leitung verweist gerne auf den geringeren Etat im Vergleich zu den Topteams. Was fehlt dem TSV zur Rückkehr in die Zweite Liga?
Bei Sechzig stimmt es mit den Finanzen noch nicht ganz, das ist Fakt. Wenn alles passt, kannst du oben trotzdem angreifen. Du darfst halt gegen Lübeck keine Punkte auslassen, gegen den Tabellenletzten. Sie sind nicht konstant genug. Ich erinnere mich noch ans Hinspiel in Dresden: Vorher war man Dritter, Dresden nach schwerem Saisonauftakt nur im Mittelmaß. Dynamo hat unverdient, aber abgezockt gewonnen - und eine Serie hingelegt. Auch für 1860 war's der Wendepunkt. Es fehlt nicht so viel, aber du musst einfach kaltschnäuzig sein.
"Sascha macht es sensationell"
Torjäger Sascha Mölders wurde am Samstag 36 Jahre alt, mit 16 Treffern führt er das Drittliga-Ranking an. Werden da Gedanken an den einstigen 1860-Bomber Pacult wach?
Ja, schon: Ich war damals auch schon Mitte 30, als ich zu 1860 gekommen bin. Da hat es auch geheißen: "Was wollt ihr mit dem? Der ist doch schon steinalt!" Dann habe ich Sechzig zusammen mit Bernhard Winkler hoch geschossen. Wir haben in der Bundesliga gegen Dortmund und Schalke gespielt, das Derby gegen den großen FCB. Da geht nix drüber - höchstens der Meistertitel mit Rapid Wien. Sascha macht es sensationell: Er ist schon fast ein Löwen-Gott. Alles Gute an dieser Stelle! Er ist natürlich kein Robert Lewandowski, der jedes Spiel trägt. Seine Kritiker werfen ihm das gerne um die Ohren, dass er zu langsam wäre. Aber die müssten sich mal fragen: Wo wäre 1860 ohne Sascha? Sein Alter ist eine Zahl, mehr nicht. Er darf gerne gegen Dresden explodieren - vielleicht geht dann noch was.
Der Trainer Pacult wirkte bei 1860 und bei Dresden. Inwieweit lassen sich beide Stationen miteinander vergleichen?
Beide haben von den Fans her Bundesliga-Potenzial. Ich hatte bei beiden Vereinen die undankbare Aufgabe, nach einer Trainer-Ikone dranzukommen: bei 1860 war's Werner Lorant, in Dresden mit Christoph Franke, ein einheimischer Lieblingstrainer. Da tust du dir schwer. In Dresden haben sich ein Österreicher und die Sachsen am Anfang auch gegenseitig schwergetan, sich zu verstehen (lacht). Im Nachhinein finde ich, meine Arbeit war nicht die schlechteste. Mit Sechzigs sind wir Achter geworden - und sie haben mich entlassen, was ich heute noch nicht nachvollziehen kann. Jetzt würden sie davon träumen, dort zu stehen. Aber so ändern sich die Zeiten. Ich hoffe, wir sehen ein packendes Spiel - und beide Klubs früher oder später wieder oben!