Personalplanung mit Hindernissen: TSV 1860 hat in vielen Punkten Klarheit – und doch gibt es viele Fragezeichen
München - Quo vadis, 1860? Wo geht’s hin, ihr Löwen? Richtet man den Blick über das Ende der Saison 2024/25 hinaus, gibt’s wie so oft viele Fragezeichen – und dennoch außergewöhnlich frühzeitige Planungen von der Grünwalder Straße 114. Wohin diese Kombination wohl führt?
Mit Präsident Robert Reisinger wird das aktuelle Vereinsoberhaupt des TSV 1860 bei der Mitgliederversammlung im Sommer bekanntlich nicht mehr zur Wahl stehen, der einflussreiche Verwaltungsrat hat bereits Monate vor der Wahl mit dem Unternehmer Gernot Mang einen Nachfolger vorgeschlagen, der sich nach AZ-Informationen in aller Öffentlichkeit aber noch zurückhalten will.
Ungewiss ist, was der "alte" Oberlöwe bis zum Ende seiner dann fast achtjährigen Amtszeit noch zu entscheiden imstande ist – und inwieweit der "neue" Oberlöwe im Hintergrund schon seine Vorstellungen anbringt.
1860 hat noch immer keinen Mueller-Nachfolger – selbst die Werner-Zukunft ist ungeklärt
Einen Finanz-Geschäftsführer haben die Blauen jedenfalls seit dem fragwürdigen Aus von Finanzboss Oliver Mueller seit September 2024 nicht mehr. Selbst die Zukunft von Sport-Geschäftsführer Christian Werner, der den kaufmännischen Teil der Geschäftsführung seit Muellers fristloser Kündigung interimistisch verantwortet, ist nicht geklärt: Bis Ende März können beide Seiten den Vertrag des Sport-Bosses kündigen, sonst verlängert er sich automatisch.
Was das sportliche Wirken angeht, so hat sich die Mannschaft des neuen Cheftrainers Patrick Glöckner mit zuletzt zwei Siegen in Serie Luft im Abstiegskampf verschafft, aber steckt nach wie vor mitten drin im "Hauen und Stechen um den Klassenerhalt", wie es Werner im Gespräch mit der AZ kürzlich formulierte.
Ein Verein, viele Fragezeichen – und selbst für Sechzger-Verhältnisse rekordverdächtig viel Ungewissheit, wie es im Großen und Ganzen weitergeht.
Ein großer Teil des Kaders für nächste Saison steht bereits
Im krassen Gegensatz dazu steht die (bisherige) Kaderplanung der Blauen, denn: Ganz anders, als von den XXL-Umbrüchen der Vorjahre gewohnt, stehen ganze 16 Spieler noch über den Sommer 2025 hinaus unter Vertrag und geben 1860 damit eine gewisse Planungssicherheit: Angefangen mit Kapitän und Abwehrchef Jesper Verlaat sowie seinem Stellvertreter Thore Jacobsen über Winter-Neulöwe Philipp Maier, Spielmacher Tunay Deniz, Offensiv-Wirbelwind Soichiro Kozuki und den Stürmern Maximilian Wolfram und Patrick Hobsch steht dem TSV ein ordentliches Grundgerüst zur Verfügung.
Mit Junglöwe Lukas Reich, der als heißestes Eisen in Sechzigs Talentschmiede gilt, sind auch noch dessen Außenverteidiger-Kollegen Tim Danhof und Florian Bähr, Innenverteidiger Raphael Schifferl, Offensivmann David Philipp und Torjäger Fabian Schubert bis Juni 2026 an den TSV gebunden. Bei den beiden Innenverteidigern Max Reinthaler und Sean Dulic sowie Offensiv-Motor Morris Schröter haben sich die Verträge durch eine bestimmte Anzahl an Einsätzen jeweils über ein Jahr verlängert. Fazit: Es steht sogar bereits der Großteil des Kaders.
Kwadwo und Frey wohl vor Abgang – wie geht es mit Guttau weiter?
Die bestehenden Verträge führen nun unweigerlich zu den Spielern, deren Kontrakte auslaufen und zu verlängern sind, oder eben nicht: Torhüter Marco Hiller sowie die Junglöwen Tim Kloss (20), Moritz Bangerter (20), Mike Gevorgyan (19) und Raphael Ott (19) sind hier zu nennen. Mit Oldie René Vollath und Youngster Erion Avdija hat der TSV zwei weitere Keeper wohl noch länger an Bord, Vollath jedenfalls verfügt sogar über einen Anschlussvertrag als Torwarttrainer.
Bei Leroy Kwadwo und Marlon Frey dürften sich die Wege dagegen wohl trennen. Spielmacher Julian Guttau, bereits seit längerer Zeit von Zweitligisten umworben, dürfte nicht zu halten sein. Bei den Winter-Neuzugängen Dickson Abiama und Anderson Lucoqui hängt eine Weiterverpflichtung vom aktuellen Wirken ab.
Schafft es der Drittliga-Dino in den kommenden Monaten irgendwie, vernünftige Weichen zu stellen, ließe sich mit einigen gezielten Verstärkungen eine schlagkräftige Truppe aufbauen. Wenn, ja wenn 1860 nicht doch absteigt – oder die Vereinsbosse und/oder Investor Hasan Ismaik einen Strich durch diese vermeintlich einfache Rechnung machen...