Pechvogel Sven Bender
Kaum eine Krankenakte ist länger: Aktuell fällt Ex-Löwe Sven Bender mit Innenbanddehnung aus. Klopp nennt ihn ein „Mentalitätsmonster“
Dortmund - „Meine Freundin ist froh, wenn sie mich erkennt, wenn ich abends nach Hause komme“, hat er mal gesagt. Sven Bender ist so etwas wie der Crash-Test-Dummy von Borussia Dortmund, ständiges Opfer, hart im Nehmen. Die Krankenakte des 23 Jahren alten Oberbayern: zum Bersten gefüllt. Jüngster Eintrag: Innenbanddehnung am rechten Sprunggelenk und eine Einblutung in den Sehnenscheiden, erlitten beim 0:1 im Verfolgerduell am Samstag gegen Bayer Leverkusen – damit konnte Bender nicht beim wichtigen Champions-League-Spiel bei Olympique Marseille (bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht angepfiffen) mitwirken.
Für das Verletzungspech der Dortmunder ist der Ex-Spieler des TSV 1860 das Paradebeispiel. Fürs Mittelfeld so wichtig, beinahe unersetzbar, dennoch ständig angeschlagen. Nach Mats Hummels, Neven Subotic, Marcel Schmelzer und Ilkay Gündogan ist Bender der fünfte Stammspieler, der Trainer Jürgen Klopp derzeit fehlt, Nuri Sahin ist dazu angeschlagen. „Wir müssen uns jetzt in die Winterpause retten, Kraft schöpfen und können dann in der Rückrunde wieder angreifen“, meint Torwart Roman Weidenfeller. Man kann ja fast schon Mitleid haben mit den Dortmundern. Als Bender am Samstag gestützt von zwei Betreuern verletzt die Trainerbank der Gäste passierte, strich ihm sogar Gäste-Trainer Sami Hyypiä mitfühlend über die Wange.
Wieder einmal ging es für den BVB-Profi direkt aus dem Stadion ins Krankenhaus, erneut folgte eine unerfreuliche Diagnose. Dabei war ein Nasenbeinbruch – erlitten vor zwei Wochen im Königsklassenspiel gegen den SSC Neapel – noch gar nicht auskuriert. Weil die Nase immer wieder blutete, musste Bender da unzählige Male das Trikot wechseln, am Ende trug er eins aus dem BVB-Fanshop. „Ich war jetzt knapp ein Jahr am Kopf verletzungsfrei“, sagte er danach lapidar. „Für mich ist das eine halbe Ewigkeit.“
Denn kein Profi kennt den Weg zum Dortmunder Knappschaftskrankenhaus, in dem BVB-Mannschaftsarzt Markus Braun arbeitet, besser als Bender. Mal wurde eine Schädel- und Augenprellung, mal ein Muskelfaserriss, mal ein Adduktorenproblem, mal eine Fleischwunde auf dem Spann, mal ein Leistenbruch, mal eine Rippenprellung und gleich zweimal ein Nasenbeinbruch diagnostiziert – alles in den vergangenen 18 Monaten. „Manni“, sagt Trainer Jürgen Klopp, der ihn in Anlehnung an den nicht verwandten Namensvetter Manfred Bender so nennt, „ist eben ein harter Hund“. Im Internet kursierte dieser Tage ein bearbeitetes Filmplakat, „Iron Manni 3“ stand da drunter. Sportdirektor Michael Zorc verglich Bender im Scherz schon mit Actionstar Chuck Norris – wobei der sich eigentlich nie verletzte. Da ist Bender eher ein Jackie Chan, der chinesische Schauspieler, der alle seine Stunts selbst machte – oft mit ungutem Ausgang.
Klopp nennt Bender ein „Mentalitätsmonster“, sagt aber auch: „Mir war klar, dass Manni nicht ohne Narben durch seine Karriere kommt.“ Seine Spielweise will der gebürtige Rosenheimer aber nicht umstellen: „Dass ich mich ab und zu verletze, wird mich nicht daran hindern, weiter in die Zweikämpfe zu rauschen.“ Hauptsache seine Freundin erkennt ihn am Abend auch noch.