Papa war ein Löwe - "So liab, die Buam vom Abi"

Andre und Jordan Ayew, die Söhne des einstigen Löwen-Stars Abedi Pele, treffen am Mittwoch in ihrem größten Spiel mit OM auf den FC Bayern
MÜNCHEN „Andre und Jordan? Klar, die san doch hier bei uns aufgewachsen!” Natürlich kann sich Christl Estermann noch erinnern an Andre und Jordan Ayew. „Und so liab waren sie, die Buam vom Abi”, sagt die Wirtin des Löwenstüberls, „die werden die Bayern zerlegen am Mittwoch.”
Zwei Jahre waren die zwei Buben von einst Stammgast im Löwenstüberl, holten sich bei der Wirtin oft ein Eis oder Saure Schlangen. Warum sollten Andre und Jordan schließlich andere Geschmäcker gehabt haben als Kinder, die keinen Weltstar als Vater haben?
Es war der September 1996, als den Löwen ein echter Transfercoup gelang. Abedi Ayew, der sich selbst den Beinamen Pelé gegeben hatte und 1991, 1992 und 1993 Afrikas Fußballer des Jahres geworden war, wechselte von Torino Calcio zum TSV 1860.
Die Löwen waren damals ein Bundesliga-Klub im Aufschwung, doch für richtigen Glanz an der Grünwalder Straße sorgte erst Pelé. Zwei Millionen Mark brutto verdiente der damals 31-Jährige. Ein echter Weltstar des Fußballs, auch wenn er seine besten Jahre schon hinter sich hatte. Doch sein Können reichte noch, um bis 1998 gemeinsam mit Peter Nowak das kreativste Regisseurs-Duo der Liga zu bilden. Die Fans liebten ihren Abi, „wir singen A, wir singen B, wir singen A-Be-Di Pelé”, war damals der beliebteste Schlachtgesang im Olympiastadion.
Und immer mit dabei, wo der Vater war: Andre und Jordan, beim Wechsel des Papas nach München gerade mal sechs und vier Jahre alt. „Die beiden waren immer hier, hatten immer einen Fußball dabei”, erinnert sich Christl. Erst habe der Vater mit ihnen nach seinen Trainingseinheiten mit den Profis gekickt, dann hätten die zwei in den Jugendmannschaften der Löwen gespielt.
Aus den Buam wurden Garcons, Kerle, nun stehen Andre und Jordan vor dem größten Spiel ihrer Karriere. Am Mittwoch empfangen die jungen Pelés mit Olympique Marseille den FC Bayern (20.45 Uhr, Sat 1 und Sky live). Andre, mittlerweile 22, ist der Star der Mannschaft, in dieser Champions-League-Saison gelangen ihm bereits vier Treffer. Im Winter soll auch Bayern über eine Verpflichtung des Offensivdribblers nachgedacht haben. Seit dieser Saison ebenfalls Stammspieler bei OM: Der 20-Jährige Jordan. Beide werden sie gegen Bayern auflaufen, Andre links, Jordan rechts. Abis Buam sind quasi Marseilles Robbéry.
Es kommt selten vor, dass die Söhne berühmter Fußballer große Karrieren machen. Bei den Ayews ist das anders. Drei Söhne hat Abedi Pele, alle drei sind Profifußballer geworden – Andres und Jordans Halbbruder Ibrahim kickt in Belgiens erster Liga. „Ich bin sehr stolz auf meine Söhne. Sie haben mich nie enttäuscht”, sagt Pelé.
Der talentierteste Pelé-Sprössling ist aber wohl Andre. Gerade mal 15 war er, als sein Vater ihn von Accra nach Marseille in die Fußballschule von Olympique schickte. Da hatte er schon zwei Jahre gegen Erwachsene gekickt – beim Klub Nania FC, bei dem Abedi Präsident und Trainer in Personalunion ist. „Als 13-Jähriger spielte er in meinem Klub Nania FC gegen 18-Jährige. Wenn ich ihn schonen wollte, hat er geschimpft und sich bei der Mutter beschwert, die sich dann mit mir angelegt hat”, berichtete Pelé dem „Kicker”. „Er war immer hart mit sich selbst, hatte vor nichts und niemandem Angst. Er wollte immer der Boss, der Leader sein.” So wie der Papa eben.