Papa Bierofka: „Ich bin stolz auf meinen Jungen“

Hier erklärt der Vater des 1860-Kapitäns, warum Daniel Bierofka so sehr mit dem Herzen bei den Löwen ist, wie ihm die Familie in schweren Zeiten geholfen hat und welche Rolle die Erziehung spielt.
AZ: Herr Bierofka, Ihr Sohn Daniel hat letzte Woche seinen Vertrag bis 2013 verlängert. Das hat Sie doch sicher Freude. Immerhin war damit vor einem Jahr nicht unbedingt zu rechnen.
WILLI BIEROFKA: Mich freut es, dass er weiter bei Sechzig spielt. Er ist weiter bei seiner Familie und das bedeutet Daniel sehr viel. Allein aus dem Grund freut es mich schon sehr, dass er verlängert hat.
Haben Sie mit Daniel im Vorfeld darüber geredet?
Wir haben schon darüber geredet, aber es war ja eigentlich von Haus aus klar, dass er bleibt, weil es gar keine Alternative gab. Daniel hat sich nie mit dem Gedanken beschäftigt, dass er weggeht. Es war immer klar, wenn er weiter spielt, dann nur bei Sechzig.
Haben Sie befürchtet, dass er ganz aufhört?
Wenn er noch mal große gesundheitliche Probleme gehabt hätte, dann hätte er aufgehört.
Ihr Sohn sprach im AZ-Interview darüber, wie schwer die 18 Monate lange Verletzungszeit für ihn war. Sicher auch für die Familie, oder?
Das war für uns alle brutal schwer. Ich habe sehr gelitten in der Zeit. Wir wurden einfach damit konfrontiert und als Eltern nimmst du so was mit auf. Daniel war frustriert, demoralisiert und hatte weniger Lebensfreude. Er hat immer wieder angefangen und es kam immer wieder ein Rückschritt.
Wie war Daniel in dieser Zeit zu Hause?
Daniel war sehr gereizt. Und da muss ich sagen: Respekt vor seiner Frau (Nicole, d. Red.). Die hat am meisten gelitten und immer dazu beigetragen, dass es vorwärts geht. Sie hat am meisten damit zu schaffen gehabt, diese Unzufriedenheit trägst du ja in die Familie rein. Für den Daniel ist Nicole wirklich ein Glücksfall.
Ihr Sohn hat beim neuen Vertag auf viel Geld verzichtet – haben Sie ihm dazu geraten?
Ich habe mit ihm darüber geredet, aber es war seine eigene Entscheidung. Ich bin da auch auf jeden Fall stolz auf meinen Jungen. Daniel weiß, was er am Verein hat. Sechzig hat ihm unter Werner Lorant damals die Chance gegeben, Profi zu werden. Und Daniel ist mit ganzem Herzen dabei.
Das hat der Verein honoriert. Mit 31 Jahren, nach so vielen Verletzungen einen Zweijahresvertrag zu bekommen, ist nicht selbstverständlich.
Das stimmt. Ich weiß nicht, ob viele nach so einer Leidenszeit so zurückgekommen wären. Ich hab’ zum Daniel einmal gesagt: „Im Leben kann man immer hinfallen, aber du musst immer wieder aufstehen.“
Die Solidarität Ihres Sohnes mit dem TSV 1860 ist einzigartig. Liegt das auch an Ihrer Erziehung?
Vielleicht schon. Das kann schon sein, dass man als Eltern dem Sohn gewisse Tugenden mitgibt.
Welche sind das bei der Familie Bierofka?
Ehrlichkeit, Respekt gegenüber anderen. Und Verantwortung.
Wünschen Sie sich, dass Ihr Enkel David auch so wird wie Daniel?
Schön wär's. Aber man kann das nicht voraussagen. Er hat Interesse am Fußball, und er geht schon in eine Münchner Fußballschule. Zumindest hat er das Talent.
Lassen Sie uns über die aktuelle Situation bei 1860 sprechen. Die Löwen stehen im Niemandsland der Tabelle. Droht gähnende Langeweile bis zum Saisonende?
Das Spiel gegen Bochum (1:3, d. Red.) war schade. Wenn sie das gewonnen hätten, wären sie sehr gut dabei gewesen, das wäre ein positives Signal gewesen. Von der Qualität der Truppe bin ich nach wie vor überzeugt. Aber nach der Niederlage am Samstag wird es sehr schwierig.
Machen Sie sich Sorgen um Ihren Verein?
Nein, ich habe Vertrauen in die neue Führung und auch in die Mannschaft. Sie müssen kämpfen, dann werden sie schon wieder auf den richtigen Weg kommen.
Finanziell scheint das bei 1860 schon der Fall. Zumindest die kurzfristige Rettung ist den Verantwortlichen gelungen. Ihr Sohn hat vor allem Vizepräsident Dieter Schneider gelobt, ihn als Glücksfall für 1860 bezeichnet.
Ich ziehe meinen Hut vor dem, was er bisher geleistet hat. Schneider und Robert Schäfer (1860-Geschäftsführer, d. Red.) haben bis jetzt hervorragende Arbeit geleistet. Sie gehen das alles realistisch an und sagen ehrlich, was Sache ist. Diese Ehrlichkeit ist für 1860 ganz wichtig.
Interview: Reinhard Franke