Otto Steiner: "Ich kann vermitteln"

Im Streit zwischen 1860-Präsident Schneider und dem Investor legt dessen Statthalter Iraki nach: Er bezichtigt die Vereins-Bosse indirekt der Lüge. Jetzt will Aufsichtsratsboss Steiner schlichten
MÜNCHEN Einen Tag lang hat Hamada Iraki überlegt, wie er auf die bei der Delegiertenversammlung vorgetragene Generalabrechnung von 1860-Präsident Dieter Schneider reagieren soll. Dann hat sich der Vertraute des Löwen-Investors Hasan Ismaik zum Gegenschlag entschlossen. Mittwoch-Vormittag schickte er seine Stellungnahme zum derzeitigen Konflikt über künftige Investitionen in den Spielerkader zwischen Verein und Investor an verschiedene Zeitungsredaktionen.
Und diese Stellungnahme hat es in sich: Iraki bezichtigt darin die Vereins-Oberen indirekt der Lüge. „Man versucht, das Ganze falsch darzustellen, um seine eigenen Probleme zu verschleiern“, schreibt Iraki – und nennt Details: „Wir haben bereits mit Herrn Steiner (1860-Aufsichtsratschef, die Red.) als Vertreter des Vereins vor zwei Wochen eine Vereinbarung getroffen, dass Herr Ismaik in Form eines zinslosen Darlehens in die Mannschaft investiert und dafür 50 Prozent der Transferrechte bekommt (die restlichen 50 Prozent erhält selbstverständlich die KGaA), bis die investierte Summe zurückgezahlt wird.“ Er könne nicht verstehen, wieso dieses Modell problematisch für den Verein sein solle. „Welche bessere Alternativen haben wir sonst? Etwa Geld zu verschenken? Von verzinsten Darlehen war nie die Rede!“, schreibt der Banker weiter.
„Ich glaube, man will seine hausgemachten Probleme verstecken“
Es ist ein gefährlicher Weg, den Iraki da eingeschlagen hat. Auch er weiß schließlich, dass sich beide Seiten im Kooperationsvertrag verpflichtet haben, nicht schlecht übereinander zu reden. Doch was, wenn kein direkter Angriff auf Schneider, ist ein Satz wie dieser? „Ich glaube, man will vor der Öffentlichkeit seine hausgemachten Probleme verstecken, indem man auf den Investor und die Geschäftsführung losgeht. Früher oder später wird die Wahrheit ans Licht kommen."
Der Sonnenschein nach dem reinigenden Gewitter, von dem Schneider am Montag fabuliert hatte, dürfte noch länger auf sich warten lassen. Und das, obwohl beide Seiten inhaltlich gar nicht so weit auseinander liegen. Die 1860-Gremien präferieren, wie der AZ von Aufsichtsratsboss Otto Steiner bestätigt wurde, mittlerweile ein Modell, in dem Ismaiks Darlehen in eine neu zu gründende Firma fließen würden. Diese Gesellschaft würde dann für die neuen Stars aufkommen und durch spätere Weiterverkäufe der Profis refinanziert.
Eine Lösung, gegen die wohl auch Iraki und Ismaik nichts einzuwenden hätten – wenn die Fronten nicht so verhärtet wären. Doch Steiner bietet sich nun als Vermittler an. Der Aufsichtsratschef sucht ja neuerdings die Nähe zu Schneider, bei der Delegiertenversammlung gab er sogar eine Art Liebeserklärung ab („Dieter, du bist der Beste“). Andererseits versteht Steiner sich aber auch gut mit Iraki – und gibt das auch gerne zu.
„Mit Herrn Iraki verbindet mich die gleiche Generation. Es gibt ähnliche Denkansätze und ich kann seine Argumente bei den Verhandlungen immer nachvollziehen“, sagte er der AZ. „Ich kann also gerne vermitteln, die Rolle nehme ich gerne wahr, wenn ich danach gefragt werde“, meint er. Zuvor müsste er allerdings einen Auftrag vom Präsidium bekommen. „Wir müssen die Thematik intern diskutieren, es darf nicht um Muskelspiele gehen. Sonst erleiden wir einen größeren Imageschaden“, so Steiner.
Der Aufsichtsratschef möchte vermitteln, neutral kann er aber bei den Verhandlungen nicht sein. Schon bei der Delegiertenversammlung hatte er gesagt: „Uns geht es nur um die Interessen des Vereins, die wir bis zum letzten Jota vertreten werden. Das muss auch ein Investor respektieren." Und nun legt er noch einmal nach: „Wir müssen unser Gesicht bewahren und an die Zukunft denken. Es geht um Vertrauen – und darum, klar Position zu bekennen."
Dazu gehört etwa der harte Kurs der Vereinsgremien gegen Geschäftsführer Robert Schäfer. Steiner: „Die Informationspolitik gegenüber dem Verein muss sich schleunigst ändern. Der Geschäftsführer muss das Vertrauen des Vereins wieder herstellen. Im Moment sind wir jedenfalls ganz weit davon entfernt, uns für eine Verlängerung seines Vertrages starkzumachen“, so Steiner.
Der Vertrag des Geschäftsführers verlängert sich immer im November um jeweils ein Jahr, wenn er nicht vorher gekündigt wird. Darüber entscheiden müsste der Geschäftsführungsbeirat, in dem neben Schneider und Klub-Justitiar Guido Kambli auch Iraki und Ismaik sitzen.