Otto Steiner: Der heimliche Präsident

München Otto Steiner hat einen Traum. Irgendwann möchte der 49-Jährige Präsident beim TSV 1860 werden. 2007 wäre es schonmal fast soweit gewesen. Mit Ex-Trainer Karsten Wettberg lieferte er sich einen erbitterten Wahlkampf – der damit endete, dass beide zu Vize-Präsidenten unter Albrecht von Linden wurden.
In der Funktion des Stellvertreters hielt es Steiner nicht lange aus. Nur drei Monate nach seiner Ernennung zum Vize ging er zurück in den Aufsichtsrat. Seit dem 1. August 2011 ist er dessen Vorsitzender. Ende 2012 wurde er in dieser Funktion bestätigt.
Geht es nach Otto Steiner, ist genau das der Grund, warum er sich heuer nicht zum Präsidenten der Löwen aufstellen lässt – obwohl in den vergangenen Monaten immer wieder darüber spekuliert worden war. „Ich bin erst im Dezember bestätigt worden in diesem Amt. Und das ist auch der Hauptgrund, dass ich nicht Präsident werden möchte“, sagt der Mann, der schon seit 2006 als eine Art Schatten-Präsident agiert. Tatsächlich aber dürfte auch seine berufliche Situation – Steiner ist Geschäftsführer der TV-Produktionsgesellschaft Constantin Entertainment – mit Ausschlag gebend gewesen sein. Jetzt, da Schneider seinen Rückzug zum Monatsende angekündigt hat, ist Steiner mehr denn je gefordert. Der Mann, der im Hintergrund die Fäden zieht. Steiner, der heimliche Löwen-Präsident.
Die AZ erklärt, welche Rolle der Funktionär mit dem smarten Lächeln bei den Löwen spielt – und welche Punkte ihm besonders am Herzen liegen:
Der Freund des Investors: Otto Steiner wäre sogar tatsächlich der perfekte Löwen-Präsident. Wenn es nach Hasan Ismaik geht. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich Steiner und der Löwen-Investor gut verstehen. Beim ersten Besuch in Abu Dhabi überhaupt haben Steiner und die anderen Aufsichtsräte nur Höflichkeiten ausgetauscht. Die wirklich wichtigen Themen sollen in den kommenden Wochen besprochen werden – wenn Hasan Ismaik mal wieder nach München kommt.
Der Spalter der Fanszene: Otto Steiner, seit 1993 Mitglied auf Lebenszeit beim TSV 1860, weiß, wie er die Fans auf seine Seite zieht. Bei einem Fantreffen in Pfraundorf wiederholte er im Januar sein schon öfter gepredigtes Mantra: „Wir brauchen eine eigene Heimat, einen Löwenkäfig – dann können wir wieder eine Marke werden.“ Nur stellt sich weiterhin die Frage der Machbarkeit und Finanzierbarkeit. Für Teile der Fans liegt genau hier das Problem, weshalb sie Steiner skeptisch gegenüberstehen. In Pfraundorf musste sich Steiner zudem den Vorwurf gefallen lassen, zu wenig in die Tat umzusetzen.
Der Umkrempler: Seit Steiner den Vorsitz im Aufsichtsrat übernommen hat, krempelt er diesen zusehends um. Im vergangenen Jahr wurden bereits Robert von Bennigsen und Beatrix Zurek in das Gremium berufen. Weitere Veränderungen sind angedacht. Ziel bleibt ein Funktionär mit Fußball-Sachverstand: „Es wird ein neues Mitglied geben, das darüber verfügt.“ Wenn einer oder mehrere Aufsichtsräte in das neue Präsidium berufen werden, gibt es ohnehin Platz.