Olic - Zweitliga-Nachhilfe von den eigenen Kindern

Eigentlich wollte der alternde Stürmerstar Ivica Olic noch erstklassig spielen, doch dann kam der Anruf von 1860-Coach Runjaic. „Ich will Spaß haben“
von  Matthias Eicher
Der Trainer und sein Star: Kosta Runjaic und Ivica Olic.
Der Trainer und sein Star: Kosta Runjaic und Ivica Olic. © sampics/Augenklick

München - Elf, zwölf Meter steht er vom kurzen Pfosten entfernt. Ball anvisiert, kurzer Anlauf. Artistischer Sprung in die Höhe. Mit dem rechten Fuß ausgeholt, mit links den Ball aufs Tor geknallt – und schon hallen Flüche von Marnon Busch über den Rasen. Er selbst lächelt verschmitzt.

Mit einem blitzsauberen Fallrückzieher hat Neulöwe Ivica Olic seinen künftigen Kollegen zu einem Eigentor gezwungen. Schon im ersten Training zeigt der hochkarätige 1860-Neuzugang, dass er trotz seiner 36 Jahre noch nicht zum alten kroatischen Eisen gehört, sondern immer noch für Aktionen zu gebrauchen ist, bei der sich so mancher Löwe die Beine brechen würde. Klar, wer bei dem Kick auch das 2:0 schießt: Er, Olic. „Ein Tor vorbereitet, ein Tor erzielt. Ich denke, er hat seine Qualitäten angedeutet. Viel mehr muss man eigentlich nicht sagen“, erklärt Kosta Runjaic, als der 1860-Trainer später neben Olic zu dessen Vorstellung im Pressestüberl Platz nimmt.

Runjaic: Olic ist ein Vollprofi

Runjaic hat am Transfer tatkräftig mitgeholfen: „Ivica ist ein Vollprofi, er ist jemand, der Fußball liebt und arbeitet. Als ich erfahren habe, dass es eine Möglichkeit gibt, habe ich mich voll dafür eingesetzt. Ich freue mich riesig, dass es geklappt hat.“ Der 1860-Coach brauche nicht nur „Qualität und Jugend, sondern auch einen guten Mix. Wir brauchen auch Typen. Und so einer ist er.“

Der Typ Olic präsentiert sich gewohnt bodenständig. Er erscheint mit einem legeren Shirt. „Ich freue mich, hier zu sein. Ich hatte auch andere Angebote, aber schon länger Gedanken an 1860. Eigentlich wollte ich meine Karriere in Hamburg beenden, dort mit meiner Familie bleiben. Letztes Jahr habe ich nicht viel gespielt, aber ich bin fit. Ich will noch ein Jahr spielen und habe mich entschieden, in Deutschland zu bleiben. Ich liebe die Stadt, habe ja schon in München gelebt.“

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Olic hat auch aus seinem Lapsus vom Vortag gelernt – anstelle einer roten trägt er nun eine weiße Hose. An den Fragen nach seiner Vergangenheit beim FC Bayern (2009 bis 2012, d. Red.) kommt er dennoch nicht vorbei: Ein Roter würde im Normalfall nicht zu 1860 wechseln. Olic: „Ich bin stolz, für den FC Bayern gespielt zu haben. Ich habe dort alles gegeben, wie bei Hamburg und bei Wolfsburg auch. Jetzt werde ich für 1860 alles geben.“

Zu einigen Bayern habe er noch Kontakt, „vor allem zu den Spielern, mit denen ich zusammengespielt habe.“ Als da wären: Philipp Lahm, Thomas Müller, Arjen Robben oder Franck Ribéry. Ein Ex- Roter hatte sogar beim ersten Olic-Training zugeschaut: Christian Nerlinger. Der frühere Sportliche Leiter des FCB sagte zur AZ: „Eine hervorragende Verpflichtung! Ivica ist von der Mentalität her für die Mannschaft und den Verein Gold wert.“

Olic über 1860: "Großer Name" und "wahnsinniges Potenzial"

Zurück zu den Blauen: Welchen Stellenwert der Klub habe? „Die Löwen haben immer noch einen großen Namen und wahnsinniges Potenzial. Es ist ein toller Traditionsverein. Ich hoffe, dass ich mithelfen werde, dass wir alle mehr Spaß haben als zuletzt.“ Dennoch habe der Kroate erst nicht an einen Wechsel in die 2. Liga gedacht. Das Interesse von Zweitliga-Aufsteiger Würzburg habe er „nicht ernst genommen“. Und über 1860 „nicht viel Positives“ mitbekommen.

Daher musste die Familie nachhelfen. „Meine Söhne Luca und Antonio haben gefragt: Papa, warum wechselst Du nicht in die 2. Liga? Einen Tag später rief Kosta an. Ich dachte: Kann doch kein Zufall sein“, erzählt er. Somit haben die Olic-Sprösslinge, die die Rückennummer ihres Vaters aussuchen dürfen (Olics Nummer elf trägt Adlung), auch ihren Anteil am Transfercoup des TSV 1860.

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