Okotie - und sonst nichts
München - Die schlechte Nachricht zuerst: Löwen-Torjäger Rubin Okotie, der bei Sechzig regelmäßig trifft, ist immer noch nicht fit, hat auch am Dienstag noch nicht wieder mit der Mannschaft trainiert. Die Kapsel im Knie des Österreichers ist weiterhin seine Achillesferse – und damit auch der wunde Punkt der Löwen.
Denn selten hat ein Spiel gezeigt, wie sehr eine Mannschaft von einem einzigen Spieler abhängig ist, wie das 0:2 der Sechzger gegen den FSV Frankfurt. Der Sonntagnachmittag in der Allianz Arena war ein ganz trister. Und das lag vor allem daran, dass der erfolgreichste Torschütze der Gastgeber verletzt hatte passen müssen. Guillermo Vallori hatte es nach dem Spiel auf den Punkt gebracht: „Viel Ballbesitz ist egal, wenn du vorne keine Anspielstation hast. Da haben wir Rubin vermisst.“ Klare Worte des Innenverteidigers, dessen lange Bälle immer wieder ins Leere gegangen oder wie beim 0:1 durch Dedic als Bumerang zurückgekommen waren.
Ohne Okotie ist Sechzig offenbar nur halb so viel wert. Zehn Liga-Tore, dazu zwei im Pokal: Okotie war bislang die Lebensversicherung für den TSV. Nun, im ersten Spiel ohne den 27-Jährigen, ging kaum etwas zusammen. Okoties Präsenz fehlte. Okoties Laufbereitschaft fehlte. Okoties Qualität, einen Ball mit dem Rücken zum Tor behaupten zu können, fehlte. Viele Bälle gingen viel zu leicht verloren. Immer wieder machten es Sechzigs Offensivleute der Frankfurter Verteidigung einfach, die Angriffe der Münchner zu unterbinden. Alleine Daniel Adlung und Valdet Rama war es zu verdanken, dass man überhaupt zu Chancen kam.
Kein Vorwurf an die beiden Youngster Marius Wolf und Fejsal Mulic. Weder an den 19-jährigen Deutschen, der sich in der ersten Halbzeit als Okotie-Ersatz versuchen durfte und die Rolle nicht auszufüllen vermochte. Noch an den 20-jährigen Serben, der nach seiner Einwechslung zwei Großchancen ausließ und dem die Nervosität beim Heimdebüt anzumerken war. Auf zwei Talenten, die gerade erst über ein paar Spiele (Wolf) oder gar nur ein paar Minuten (Mulic) Zweitligaerfahrung verfügen, darf nicht die Hoffnung der Löwen gegen den FSV ruhen.
Schon eher muss sich Sechzig fragen, warum aus dem Mittelfeld so wenig kam. Weder Yannick Stark noch Ilie Sanchez oder der ebenfalls noch sehr junge Julian Weigl waren in der Lage, ein konstruktives Offensivspiel auf die Beine zu stellen.
Umso mehr ruhen nun also alle Hoffnungen wieder auf Okotie. Vorausgesetzt, er wird rechtzeitig fit für das nächste Auswärtsspiel beim 1. FC Nürnberg. Am Montagabend ließ Okotie einen Blick in sein Seelenleben zu. Bei „Servus TV“ erklärte der 27-Jährige: „Es gibt Momente, in denen du verbissen bist und den Erfolg erzwingen willst. Dann triffst du oft die falschen Entscheidungen.“ Eine solche wäre es wohl gewesen, gegen den FSV aufzulaufen. Zu groß das Risiko einer Folgeverletzung. Zu groß die Angst vor einem längerfristigen Ausfall.
Stattdessen besteht nun zumindest die Chance, dass Okotie gegen seinen Ex-Klub wieder mit dabei sein kann. Dann könnte es auch mit dem immerhin dritten Auswärtssieg in Folge klappen. Ohne Okotie aber droht auch beim Club ein böses Erwachen.