Offener Machtkampf bei den Löwen

Die harten Fronten werden auch vor den Delegierten des TSV 1860 München deutlich. Präsident Schneider scheint den Kopf von Geschäftsführer Schäfer  zu fordern.
Filippo Cataldo, Marco Plein |
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Am Rednerpult: Dieter Schneider, der Präsident des TSV 1860 München.
Rauchensteiner/Augenklick Am Rednerpult: Dieter Schneider, der Präsident des TSV 1860 München.

Bei der Versammlung in der Heide-Volm rückt Löwen-Boss Schneider deutlich ab von Geschäftsführer Schäfer.

PLANEGG - Die Heide-Volm in Planegg ist ein wenig in die Jahre gekommen. Der Saal, in dem gestern die Delegiertenversammlung des TSV München von 1860 stattfand, erinnerte an die Zeiten, als Fußballvereine noch Vereine und keine ausgegliederten Kapitalgesellschaften waren.


Der TSV 1860 hat aber seit Mai sogar als erster Klub im deutschen Fußball einen Finanz-Investor aus dem arabischen Raum. Mit Hamada Iraki, dem Münchner Investoren-Einflüsterer, agiert da ein zackiger Investment-Banker als Aufsichtsrat und Geschäftsführungsbeirat. Seit dem Vertragsabschluss im Mai liefern sich Präsident Dieter Schneider und Iraki einen erbitterten Streit um Kompetenzen – der Geschäftsführer Robert Schäfer den Job kosten könnte.

Seit Tagen droht der Machtkampf zwischen Iraki und Schneider zu eskalieren. Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, mit ihren Aktionen den Klub in den Ruin zu treiben. Iraki hat die Vereinsoberen in einer Rundmail zum Rücktritt aufgerufen (AZ berichtete exklusiv), Schneider wurde von der Nachrichtenagentur dapd vor der Versammlung mit den Worten zitiert, er werde nicht zulassen, vom Investor „an die Wand geklatscht" zu werden.

Schneider trug während der Versammlung nur wenig zur Deeskalation bei. Die aktuellen Probleme des Vereins mit dem Finanzamt sprach Schneider kurz an und zeigte sich überzeugt, die Angelegenheit lösen zu können. Details nannte er nicht. Viel ausführlicher ging er auf den Konflikt mit dem Investor ein. Dass die KGaA, wie von Ismaik präferiert, Darlehen aufnehme für Investitionen in den Kader, käme gar nicht in Frage. „Da wären wir in kürzester Zeit stärker verschuldet als je zuvor“, sagte Schneider, dem das Geschäftsgebahren des Investors überhaupt nicht ganz geheuer zu sein scheint: „Nach den Vorstellungen unseres Investors sollen unsere Rechte, die uns per Vertrag und per Satzung zustehen, teilweise beschnitten werden.“ Dazu würden unter anderem das „Mitspracherecht des Vereins bei Investitionen und das Weisungsrecht gegenüber der Geschäftsführung" gehören.

Worum es Schneider ging, wurde schnell klar: Der Präsident scheint den Geschäftsführer Schäfer als ein Hauptproblem ausgemacht zu haben. Schon lange heißt es aus dem Umfeld des Vereins, dass Schneider den 34-Jährigen, den er vor genau einem Jahr selbst erst ins Amt gehoben hatte, für eine Marionette des Investors halte. Gestern griff Schneider Schäfer direkt und öffentlich an. „Die Geschäftsführung hat selbst mich vom Informationsfluss abgeschnitten", sagte er. Erst Ende September hätte dieser Präsidium und Aufsichtsrat ein „Budget für die laufende Saison“ präsentiert, eine von der DFL verlangten Bestätigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Klubs sei den Vereinsgremien gar erst nach dem Ligaverband zugegangen. „Wir können mangels Informationen unsere Kontrollfunktion nicht mehr wahrnehmen“, kumulierte Schneider seinen Angriff auf Schäfer. Als der Präsident im „Blickpunkt Sport“ gefragt wurde, ob er sich einen neuen Geschäftsführer wünsche, sagte er lapidar: „Ich möchte meinen Worten nichts mehr hinzufügen.“

Den nächsten Konflikt mit dem Investor dürfte Schneider mit seiner verklausulierten Rauswurf-Drohung jedenfalls provoziert zu haben. Laut Kooperationsvertrag mit Ismaik ist der neu geschaffene Geschäftsführungs-Beirat für die Bestellung und Abberufung des Geschäftsführers zuständig. Im Beirat sitzen neben Schneider und Klub-Justitiar Guido Kambli noch Ismaik und Iraki. „Diese Frage kann der Präsident ja nicht alleine entscheiden. Und wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit von Robert Schäfer", sagte Iraki, der wie Schäfer erst nach Schneiders Rede in Planegg ankam. Kein Wunder, dass Schäfer gelassen auf Schneiders Auslassungen reagierte. „Ich habe das Amt vor einem Jahr übernommen und ich glaube nicht, dass die Gesellschaft jetzt schlechter dasteht als vor einem Jahr.“

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