Obst-Didi träumt: Bundesliga im Grünwalder

Löwenfan Didi Schweiger über seine Liebe zu den Blauen – und warum er schwarz sieht
von  Didi Schweiger
Didi Schweiger würde auch in der Innenstadt für seine Löwen Geld sammeln. Einstweilen verkauft er aber weiter Obst vor der Uni.
Didi Schweiger würde auch in der Innenstadt für seine Löwen Geld sammeln. Einstweilen verkauft er aber weiter Obst vor der Uni. © Thomas Becker

München - Dieter Schweiger, den alle „Obst-Didi” nennen, steht seit 25 Jahren am Geschwister-Scholl-Platz vor der Uni und verkauft Obst, „sogar Himbeeren, obwohl die rot sind und nicht blau”. Der Löwefan spendet seit der jüngsten 1860-Krise vom Verkauf seines Buchs „Münchner Obststandl Gschicht’n” je zehn Prozent, also 1,860 Euro an den Verein und sammelt zudem mit der Ultra-Gruppierung Cosa Nostra Geld für den vor einigen Wochen schwer verunglückten Löwen-Fan Sven, dem nach einem Unfall der Fuß amputiert werden musste. Hier schreibt Didi:

„Löwen-Fan bin ich seit der ersten und einzigen deutschen Meisterschaft: 1966 im Grünwalder. Da war ich als kleiner Bub mit sechs, sieben Jahren, bin am Stangerl in der Stehhalle gehupft und war Fan vom Radi und Brunnenmeier Rudi. Die sind bei mir im Herzen drin, genauso wie mein Grünwalder Stadion.

Und München braucht Sechzge! Freilich ist Bayern der große Verein, aber der Kult-Arbeiterverein ist Sechzge! Giesing, Haidhausen, Milbertshofen: Die Münchner sind auch heute noch Löwen-Fans. Natürlich macht Sechzig sehr viel kaputt mit ihrer blöden Drecks-Planwirtschaft und mit Präsdidenten, die überhaupt nicht gut sind und Geld ausgegeben haben, obwohl keins da war – im Gegensatz zu Bayern, die clever waren. Unsere Sechzger haben total schlecht gewirtschaftet, und daher ist der Konkurs jetzt in greifbarer Nähe. Die Löwen sind praktisch zahlungsunfähig, und ich bin mir nicht sicher, ob wir aus dem Dreck rauskommen. Aber es wäre schön, wenn unser Verein, die Münchner Löwen, nicht vor die Hunde geht, weil die Münchner nicht bloß die Bayern brauchen, sondern die Sechzger genauso.

Es gibt halt wirklich noch Leute, die nicht auf der Schickeria-Bayern-Erfolgswelle mitschwimmen wollen. Nein, nein, die wollen auch Kampf-Löwen sehen, wie früher. Die waren schließlich nicht umsonst Deutscher Meister und haben Massen bewegt. Und jetzt lässt’s halt immer mehr nach, und es wäre schade, wenn es Sechzig so ergeht wie dem FC Wacker: Die sind in die C-Klasse abgestiegen.

Natürlich müssen jetzt alle Münchner zusammenhalten, nicht bloß die Löwen-Fans. Die Wirtschaft muss irgendwie aktiviert werden. Und da muss ich jetzt schon mal auf unseren Oberbürgermeister kommen: Ein Christian Ude hätte es im Kreuz, die Wirtschaft ein bissl zu mobilisieren und zu schauen, dass es Sechzig gut geht. Da müssen dann auch die Großkopferten und die, die ein bisschen mehr zu sagen haben, nicht bloß die Kleinen, einen Beitrag für Sechzig leisten. Ich würde sogar mit einer Sammelbüchse durch die Innenstadt gehen, an einem schönen Sonntag um den Chinesischen Turm schlendern und Geld sammeln.

Wir brauchen acht Millionen Euro; die kriegen wir nicht geschenkt, die müssen wir wieder zurück zahlen. Mein Vorschlag: Wir brauchen Fans, die bereit wären, 1860 Euro zu spenden – und das mal tausend und x-tausend Mal! Jeder von den Prominenten müsste schon mal fünf oder zehn beibringen, und dann immer mehr, mehr, mehr! Ein Haufen Arbeit, aber man muss halt mal anfangen! Es ist genauso wie mit unserem Grünwalder Stadion: Da haben wir immer geredet, gerdet und geredet, keiner hat Verantwortung übernommen, und jetzt ist dieses Kult-Stadion für uns Münchner Löwen fast unerreichbar – wie die Lizenz. Und es ist schade drum, denn wenn man rechtzeitig und knackig angepackt hätte, hätte man auch das schaffen können.

Ich sehe ein bissl schwarz für die Zukunft, habe aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir irgendwann einmal wieder im Grünwalder Stadion vor 44600 Zuschauern spielen, so wie früher – und zwar in der ersten Liga! Einfach wieder: Löwen vorwärts!” 

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