Not gegen Elend
München - Bei den Löwen wissen sie ihre Ergebnisse der letzten Wochen gut einzuschätzen. Nachdem sie sich aus dem Verfolgerfeld der oberen Plätze bis ins untere Mittelfeld verschlechtert haben, bringt Trainer Reiner Maurer die Entwicklungen der letzten Wochen gut zum Ausdruck, wenn er vor dem Spiel bei Schlusslicht Arminia Bielefeld sagt: „Wir sind dort kein Favorit.” Nein, weder die Löwen noch die bald drittklassigen Westfalen sind um ihre Lage nicht zu beneiden. Die AZ vergleicht die beiden Zweitligisten:
Trainer-Sorgen: Für Sechzig-Coach Reiner Maurer ist es die letzte Chance, Eigenwerbung zu betreiben. Denn ab Mittwoch, dem Tag nach Einreichen der Lizenzunterlagen bei der DFL für die kommende Saison, beschäftigen sich Geschäftsführer Robert Schäfer und Präsident Dieter Schneider mit der Zukunftsplanung. Weil 1860 in der Rückrunde zwar gute Spiele zeigte, meistens aber enttäuschende Ergebnisse einfuhr, sind Maurers Chancen auf einen neuen Vertrag gesunken. Schäfer sagt: „Wer keinen Erfolg hat, hat auch keine Argumente.” Immerhin lobt Vizepräsident Franz Maget den Löwen-Trainer: „Er kommuniziert sehr gut mit der Mannschaft. Er ist nicht in Gefahr.” In Bielefeld gibt sich Ex-Löwen-Trainer Ewald Lienen kämpferisch, Liga drei will er sich aber nicht antun. „Dafür bin ich nicht geholt worden.”
Unruhen: Löwen-Profi Daniel Halfar kam letzten Sommer aus Bielefeld, kennt also beide Vereine: „Beide sind von einem sehr schwierigen Umfeld umgeben. Es wäre schön, wenn man mal in Ruhe arbeiten könnte.” Sechzig-Verteidiger Necat Aygün sagte im AZ-Interview: „Im Umfeld von 1860 wird zu viel geredet.”
Perspektivlosigkeit: Die Löwen wollen erst dann auf die neue Saison schauen, wenn die Lizenzunterlagen eingereicht sind. Weil sowohl bei Maurer als auch bei Sportchef Miki Stevic die Verträge auslaufen, sind Kaderplanungen vorher unmöglich. „Bis dahin wollen wir Talenten die Chance geben, sich für die Zukunft zu präsentieren”, sagt Schäfer. In Bielefeld hätte man nach dem Abstieg nicht das Geld, um sofort eine Rückkehr anzupeilen. „Das ist schade”, sagt Halfar, „Bielefeld gehört mindestens in die zweite Liga.”
Spielerische Magerkost: Mit nur sechs Toren aus acht Rückrundenspielen liefern die Sechzger den Minuswert der Liga. Mit gerade mal 20 Treffern insgesamt stellt Bielefeld den schlechtesten Angriff. Die Löwen warten seit November 2010 darauf, mehr als ein Tor in einem Spiel zu schießen, Bielefeld dagegen hofft am Sonntag, den dritten Heimsieg der Saison einzufahren.
Finanzdefizit: Es ist das Duell der zwei von der DFL am kritischsten betrachteten Klubs im deutschen Profifußball. Beide wurden im vergangenen Jahr mit Punktabzügen hart bestraft, beide mussten Auflagen erfüllen und sich von vielen Profis trennen. Während Bielefeld vor der Saison die besten Spieler ziehen ließ, gab 1860 fast nur gar nicht oder selten benötigte Profis ab.