Noch Schonfrist für Maurer
MÜNCHEN Reiner Maurer klingt so, wie Maurer nun mal klingt, als die AZ ihn am Montag am Telefon erreicht: Sachlich, aufgeräumt und konzentriert. Effekthascherei und markige Sprüche gehörten noch nie zur Devise des Fußball-Lehrers Maurer. „Wir sind schon aus so vielen Krisen gekommen”, sagt Maurer also, „eine Katze hat sieben Leben, heißt das nicht so?”
Natürlich, Maurer hat die Verstimmung der Fans vernommen nach dem Absturz der Löwen auf Rang neun, nach vier Spielen, in denen seine Spieler nur ein Törchen gelungen und sie nur einen Punkt geholt haben. Er war ja selbst auch „entsetzt” vom „grausamen” Spiel seiner Mannen beim 0:2 gegen St. Pauli. So sehr, dass er sich bei den Fans entschuldigte. Maurer hat gelesen, dass Präsident Dieter Schneider, eigentlich immer sein Fürsprecher im Verein, ihm in der AZ Druck gemacht hat. „Wir dürfen jetzt nicht instinktiv und aus der Hektik heraus handeln. Aber es gibt im Fußball gewisse Gesetze, denen auch wir unterliegen”, hatte Schneider gesagt.
Maurer hat’s vernommen, dass es ihn tangieren würde, will er aber nicht zugeben. „Das kann man so oder so interpretieren”, sagt er. Und wie interpretiert er es? „Ich finde die Sachen, die unser Präsident gesagt hat, gut. Die Probleme klar anzusprechen und die Lage schonungslos zu analysieren, das hat noch nie geschadet. Und dass wir handeln müssen, ist doch klar”, sagt Maurer.
Doch er hat einen Plan, ist froh, dass ihm nun eine ganze Trainingswoche zur Verfügung steht, um die Probleme anzusprechen und auszumerzen. Von Straftraining hält Maurer nichts, von konzentriertem Arbeiten dagegen umso mehr. Und mit der Option seines Rauswurfs oder gar eines Rücktritts beschäftigt er sich nicht. Wohl auch, weil er längst weiß, dass die Bosse weitermachen wollen mit ihm? Egal, wen man fragt in diesen dunklen Löwen-Tagen, alle loben sie den Trainer. Doch unendlich ist und kann die Geduld der Bosse nicht sein. Maurer, Sportchef Florian Hinterberger und die Verantwortlichen hatten sich wegen des großen Umbruchs in der Mannschaft eine Frist bis zur Winterpause gegeben. Diese gilt noch immer, wenn auch mit Einschränkungen. „Die nächsten drei Spiele sollte der Trainer nicht verlieren, sonst könnten wir doch noch nervös werden”, sagt einer aus dem obersten 1860-Machtzirkel. Doch vorerst hat Maurer eine Schonfrist. Wie die Bosse Maurer derzeit sehen:
Geschäftsführer Robert Schäfer: Er ist derjenige, der eine Beurlaubung Maurers aussprechen müsste. Urlaubt selbst gerade in Vietnam und kann sich nur berichten lassen über die Lage, hat dem Coach aber das Vertrauen ausgesprochen. Doch Schäfer neigt zur Impulsivität, er könnte im Fall der Fälle als Erster umdenken.
Sportchef Florian Hinterberger: Ein Scheitern Maurers wäre auch sein Scheitern. Beide haben vor der Saison den Kader gemeinsam zusammengestellt. In der Herbstkrise 2011 hielt er demonstrativ an Maurer fest und tut dies auch jetzt. Sein Schicksal mit jenem des Trainers verknüpfen will er aber nicht.
Aufsichtsrat und Vermarkter Hamada Iraki: Um drei Millionen Euro haben Investor Hasan Ismaik und dessen Berater und Statthalter Iraki mittels Darlehen den Spieleretat vor dieser Saison erhöht. Natürlich erwarten sie Erfolge. Aber nicht sofort. „Wir stehen hinter dem Trainer”, sagt Iraki der AZ. Und weiter: „Reiner Maurer hat Großartiges für 1860 geleistet, wir haben nicht vergessen, dass er die Löwen damals übernommen hat, als der Verein kurz vor der Insolvenz stand und die Mannschaft bisher aus jeder Krise mit ruhiger Hand hinausmanövriert hat. 1860 hat kein Trainerproblem.”