"Niemand muss den Jacobacci machen": Dezimierter TSV 1860 will bei Jahn Regenburg überraschen

Der Gegner wirbelt durch die Liga, der TSV 1860 kommt nach der Karten-Flut in Köln auf der letzten Rille daher: Wie die Löwen ohne Schröter, Kwadwo, Lang und Coach Jacobacci gegen Regensburg bestehen wollen.
von  Matthias Eicher
Ausgerechnet im Spitzenspiel muss der Löwe kräftig improvisieren: Allen voran Trainer Maurizio Jacobacci (r.), der gegen den Jahn Regensburg von der Tribüne zuschauen muss.
Ausgerechnet im Spitzenspiel muss der Löwe kräftig improvisieren: Allen voran Trainer Maurizio Jacobacci (r.), der gegen den Jahn Regensburg von der Tribüne zuschauen muss. © imago

München - Was haben die Löwen mit dem SSV Jahn Regensburg gemeinsam? So viele Siege wie der Spitzenreiter zuletzt eingefahren hat, so viele Sanktionen sammelten die Sechzger zuletzt beim 1:2 bei Viktoria Köln zusammen - und so driften die ohnehin klaffenden Kräfteverhältnisse im anstehenden Derby noch weiter auseinander.

"Regensburg spielt eine hervorragende Saison. Sie haben in den letzten sechs Spielen 18 Punkte geholt", meinte Sechzigs Trainer Maurizio Jacobacci anerkennend über die phänomenale, volle Ausbeute des Zweitliga-Absteigers, der dadurch klar auf Kurs in jene Liga liegt, aus der er 1860 im Jahre 2017 über die Relegation gekegelt hatte. "Schon wahnsinnig, was damals abgegangen ist", so Jacobacci.

Der TSV 1860 ohne Trainer: Maurizio Jacobacci hadert mit seiner Sperre

Und die Löwen, die seit sechs Jahren von der Rückkehr in die Zweitklassigkeit träumen? Leroy Kwadwo und Morris Schröter fehlen nach ihren Platzverweisen gesperrt, Niklas Lang muss wegen seiner Gelbsperre aussetzen, Jacobacci und Geschäftsführer Marc Pfeifer sind aufgrund ihrer (angeblichen) Entgleisungen mit Innenraumverboten belegt worden.

Während die Pfeifer-Strafe sportlich keine Rolle spielt, hadert der gesperrte Trainer auf AZ-Nachfrage: "Ich weiß immer noch nicht, wieso ich auf der Tribüne sitze, ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen!" Die ganzen Sperren, ausgerechnet jetzt vor dem Spiel gegen den Jahn – ein einziger, blauer Jahnsinn.

"Wir haben uns viele Gedanken gemacht": So will der TSV 1860 ohne Coach Jacobacci bestehen

Hilft 1860 wenig, schließlich ist seine Sperre eine Tatsachenentscheidung und hat damit Bestand, was den TSV in der vergangenen Woche zu der Aufgabe führte: Wer soll Jacobacci ersetzen? "Niemand muss den Jacobacci machen", meinte der 60-Jährige, dessen Sperre den Zeitraum des Spiels und jeweils eine halbe Stunde vor und nach Schlusspfiff umfasst.

Schließlich habe dennoch er Höchstselbst den Matchplan aufgestellt und mit seinen Vertretern seinen Aussagen zufolge durchgesprochen: "Wir haben verschiedene Szenarien durchdacht: bei Führung, bei Rückstand, die Wechsel. Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir es auch ohne Kommunikation hinkriegen."

Maurizio Jacobacci vertraut seinen Assistenten – und seiner Mannschaft

Der Chefcoach hat sich also für mehrere Eventualitäten etwas zurechtgebastelt und versucht, das Duell mit Regensburg und vor allen Dingen Sechzigs Marschroute vorherzusehen. Seine Assistenten, Stefan Reisinger und Franz Hübl, werden den Aushilfsjob als Duo antreten.

"Sie wissen um ihre Aufgaben, sie sind beide verantwortlich", so Jacobacci über seinen Co-Trainer, der derzeit die Fußballehrer-Lizenz absolviert, und den Video-Analysten der Blauen. "Dann gibt es ja auch noch den Harry Huber", so Jacobacci mit Verweis auf den Torwarttrainer. Nicht zuletzt habe die Mannschaft um Kapitän Jesper Verlaat auch selbst ein Gespür, wie es aufzutreten gilt.

Joel Zwarts und Albion Vrenezi sind die Hoffnungsträger des TSV 1860

Neben den ganzen Sperren und Einschränkungen hat 1860 allerdings auch ein, vielleicht zwei Hoffnungsträger: Einer davon heißt Joel Zwarts, dessen Einsatz wegen einer Vertragsklausel eine mittlere fünfstellige Summe kosten würde. Jacobacci stellte klar, dass er den niederländischen Stürmer einsetzen werde, sollte dieser rechtzeitig fit werden: "Wenn man auf einen Zwarts zurückgreifen kann, dann sollte man auf ihn zurückgreifen." Fragt sich nur, ob dies der Fall ist, schließlich konnte der 24-Jährige aufgrund einer Bauchmuskelverletzung unter der Woche kein Mannschaftstraining absolvieren.

Der zweite Hoffnungsträger heißt Albion Vrenezi. Der Offensivmann hatte in Köln auch Gelb gesehen, doch seine Sperre hat der DFB zurückgenommen. "Wenigstens das haben sie eingesehen", grummelte Jacobacci. Was wäre es für ein schönes, kleines Fußball-Märchen, würde ausgerechnet der eigentlich fehlende, formschwache Kicker, der als Ex-Regensburger besonders motiviert sein dürfte, Sechzig zum Sieg schießen - trotz all dieser Widrigkeiten?

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