Nicht schon wieder! Nächster Stammspieler fehlt dem TSV 1860 gegen Saarbrücken

München - Seine Ruhe, das muss man Argirios Giannikis lassen, ist bewundernswert. Äußerlich lässt sich der Trainer des TSV 1860 von den Verrücktheiten dieses einzigartigen Klubs scheinbar nicht beeindrucken. Und auch der aktuellen Verletztenmisere begegnet er mit Gleichmut.
Ob aber diese zur Schau gestellte Gelassenheit irgendwann auch den Erfolg bringt, den der 44-Jährige braucht, um noch deutlich mehr als das eine Jahr, das er nun gerade hinter sich gebracht hat, an der Grünwalder Straße 114 zu verbringen? Die Antwort darauf wird zügig erfolgen.
Giannikis: "Seit dem ersten Tag ist Druck da"
Mit dem Anpfiff zum Rückrunden-Auftakt beim Tabellendritten 1. FC Saarbrücken am Samstag (14 Uhr/Magentasport und im AZ-Liveticker) steht Giannikis unter gehörigem Zugzwang, auch wenn er selbst betont, dass die Lage doch bei seinem Amtsantritt noch viel prekärer gewesen sei. "Seit dem ersten Tag ist Druck da, letztes Jahr war noch viel mehr Druck", sagte der Coach in der Pressekonferenz am Donnerstag. Was er meint: Nach dem Aus von Maurizio Jacobacci hatte Giannikis im Janaur 2024 ein Team inmitten einer Niederlagenserie übernommen und musste es in Windeseile stabilisieren.
Dass dem gebürtigen Franken diese Aufgabe glückte, war sehr anerkennenswert. Allerdings riss der Erfolgsfaden auch wieder und seither bleiben die Löwen insgesamt deutlich hinter den Erwartungen zurück. Schon mehrfach wurde Giannikis daher infrage gestellt, stemmte sich bisher aber immer wieder dagegen. Doch ein missratener Start im Saarland würde die Skeptiker umgehend erneut auf den Plan rufen.
"Wir sind wachsam, die Sinne sind geschärft", machte der Löwen-Dompteur angesichts des drohenden Abstiegskampfes klar und unterstrich: "Wir sind uns der Situation bewusst und nehmen sie ganz, ganz ernst."
TSV 1860: Reich fällt "für ein paar Tage" aus
Sechs Zähler Abstand zum Tabellenkeller, acht Punkte zu Saarbrücken auf Rang drei – Sechzig sitzt zwischen Baum und Borke, theoretisch kann es in beide Richtungen, also auch nach oben, gehen. Und in dieser ungewissen und volatilen Lage erfasst Giannikis die Personalnot. Kapitän Jesper Verlaat, Raphael Schifferl und Tim Danhof waren als Verluste ohnehin eingepreist, nun kam Youngster Lukas Reich hinzu, der "für ein paar Tage" ausfällt, wie der Trainer berichtete. Zudem sind Tunay Deniz und Soichiro Kozuki gesperrt.
Sechs Profis also, die überwiegend zum Stammpersonal gehören, muss Giannikis ersetzen. Da kann er von Glück reden, dass die zuletzt erkrankten Marco Hiller und Thore Jacobsen "beide einsatzbereit sind".

Saarbrücken bewies in der Hinrunde Auswärtsstärke
"Natürlich wünscht man sich das anders, wünscht sich, dass man die nächsten Schritte komplett gehen können", antwortete er auf die Frage, wie viel Kopfzerbrechen vor allem der Aderlass in der Defensive bereite.
Aber, ob Giannikis nun eine zwangsweise Systemumstellung weg von der Vierer- zur Dreierkette vornimmt oder im gewohnten Schema eines der beiden Talente Sean Dulic (19) oder Clemens Lippmann (18) als Reichs Außenverteidiger-Ersatz stellt, er will auch hier keine Nervosität oder Unsicherheit ausstrahlen. "Es ist vollstes Vertrauen da, um auch in dieser Konstellation erfolgreich zu sein", betonte Giannikis.
Denn bei aller Gelassenheit will der TSV-Trainer schon verdeutlichten, dass er trotz der strapazierten Personallage an sein Team glaubt. "Unschlagbar ist keiner", meinte er über den Aufstiegsträume hegenden DFB-Pokalhalbfinalisten der Vorsaison (die Saarländer kickten u.a. den FC Bayern raus), der ähnlich wie Sechzig auswärts stärker ist als daheim, aber seit Ende September nicht mehr verloren hat. Dass Saarbrücken nicht von der Tabellenspitze grüßt, liegt allein an den vielen Remis (8).
Sechzig-Coach Giannikis baut auf die stetige Arbeit an Technik und Taktik
Giannikis baut auf seine guten Testspieleindrücke gegen die Zweitligisten Regensburg (1:2) und Fürth (2:3) und die stetige Arbeit an Technik und Taktik. Sollte aber sein Plan der Besonnenheit am Ende im aufgeregten Sechzger-Kosmos doch nicht aufgehen, dann wird sich Giannikis sicherlich enttäuscht, aber wahrscheinlich genau so verabschieden wie er gekommen ist. Ganz in Ruhe.