Neumeyer: "Ich brauche diese Abenteuer"

AZ: Herr Neumeyer, Sie hatten Ihre Karriere bereits beendet und heuerten doch noch mal bei 1860 an. Jetzt wurde Ihr Vertrag nicht verlängert. Ist endgültig Schluss?
ANDREAS NEUMEYER: Auf unbestimmte Zeit ist die Karriere erst einmal beendet. Ich genieße jetzt einfach die freie Zeit, habe in dieser Hinsicht keine Verpflichtungen mehr, kann den Mittag auch einfach mal an der Isar verbringen. Jeden Tag Training, am Wochenende das Spiel – man muss immer funktionieren und Leistung bringen. Das mache ich jetzt schon, seitdem ich vier Jahre alt bin. Ich klinke mich jetzt bewusst aus.
Kam eine Verlängerung also nicht in Frage?
Nein, es war nun eine beidseitige Entscheidung. Als ich vor einem Jahr gefragt wurde, ob ich zu den Löwen wechseln möchte, wurden mir drei Jahre Vertragslaufzeit angeboten. Ich habe damals gesagt, dass wir es erst einmal mit einem Jahr versuchen sollten. Im Nachhinein ist es so vielleicht ein bisschen blöd gelaufen für mich. Auf der anderen Seite: Fliege ich jetzt mit meiner Freundin Svenja mal für drei Wochen in den Urlaub. Das gab es bei mir noch nie.
Sind Sie enttäuscht? Anfangs waren Sie ja für die erste Mannschaft vorgesehen.
Es war eine schöne, intensive und interessante Zeit. Leider ist es nicht so verlaufen, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich war in meiner Karriere noch nie wirklich verletzt, auf einmal hatte ich die ganze letzte Saison mit meiner Fußsohle zu kämpfen. Aber es war toll, sowas noch mal mitzumachen – auch wenn es nicht für die erste Mannschaft gereicht hat. Aber Alex Schmidt (damaliger 1860-Trainer, d. Red.) und ich haben uns früh darauf verständigt, dass ich in der U21 spiele, nachdem ich nur fünfter Stürmer war und ich im Training plötzlich als Innenverteidiger spielen musste.
Gab es in letzter Zeit Anfragen von anderen Vereinen?
Ja, viele. Ich möchte später vielleicht maximal noch in der Regionalliga spielen, eher amateurmäßig. Aber es gab auch jetzt einige Anfragen von unterklassigen Vereinen, bis hin zur Kreisliga. Selbst dort fließt viel Geld bei Vereinen, die einen Investor hinter sich haben. Bei einem unterklassigen Verein hätte ich nur einmal pro Woche trainieren und spielen müssen. Aber ich habe mich dagegen entschieden, auch wegen der Arbeit.
Sie betreiben zwei Lokale, das „Hungrige Herz“ in der Fraunhoferstraße und „deine Mudda“ in der Thalkirchner Straße.
Ich verbringe die meiste Zeit nun dort. Die Arbeit hat in den letzten Monaten gelitten, aber ich hätte es in Zukunft auch irgendwie hinbekommen, wäre ich bei 1860 geblieben. Zumindest war ich bei den Laktat-Tests immer im oberen Drittel. Ich bin mir auch nicht sicher, ob diese Doppelbelastung bei 1860 wertgeschätzt wurde. Das hätte bestimmt nicht jeder gemacht.
Vor allem die Eröffnung von der Bar „deine Mudda“ hat Sie zeitlich wahrscheinlich sehr beansprucht.
Ja, ich habe sehr viel selbst gemacht mit meinem Geschäftspartner und Freund Patrick Butscher. Ich bin zwar kein Handwerker, mit Pinsel und Schrauben kann ich aber umgehen. Nach dem Training war ich der Erste unter der Dusche, der Erste auf dem Parkplatz. Nachts haben wir die Bar gestrichen, teilweise bis drei Uhr. Um sieben Uhr stand ich im „Hungrigen Herz“, danach war wieder Training.
Während sich das „Hungrige Herz“ etabliert hat, muss sich die Bar erst noch beweisen.
Wir befinden uns in der Anlaufphase. Wir glauben aber an das Konzept, es ist für mich ein großes Abenteuer, ohne davor aber Angst zu haben.
Für wen ist es geeignet?
Die Löwen waren fast schon alle da. Das Publikum ist sonst 25 Jahre alt und aufwärts.
Es heißt, dass die zwei Lokale noch nicht das Ende Ihrer Pläne seien.
Es ist mit Sicherheit nicht das letzte Objekt, das ich übernehmen möchte. Ich sondiere ständig den Markt. Ich könnte mir nämlich nie vorstellen, mich von acht bis sechzehn in ein Büro zu setzen und Dienst nach Vorschrift machen. Ich brauche diese Abenteuer!