Neuer Löwen-Stadionsprecher Sebastian Schäch: "Meine Hosen waren richtig voll..."
München - AZ-Interview mit Sebastian Schäch (Jahrgang 1976): Der Nachfolger der langjährigen Löwen-Stimme Stefan Schneider stammt aus Prien am Chiemsee. Der Sechzger-Fan, Eventmoderator und Produzent war bereits seit Oktober 2008 an Schneiders Seite für das Stadionprogramm wie Musik, Regie und den Zeitplan zuständig gewesen.

AZ: Herr Schäch, im Vorfeld des Saisonauftakts des TSV 1860 gegen die Würzburger Kickers, gleichbedeutend mit Ihrem Debüt als Stadionsprecher, haben Sie von "vollen Hosen" geschrieben. Wie voll waren sie, als Sie zum ersten Mal auf den Rasen getreten sind?
SEBASTIAN SCHÄCH: Die waren richtig voll, denn es ist eine riesengroße Aufgabe. Mit etwas Abstand kann ich aber sagen: Es hat sich überragend gut angefühlt! Trotz dessen, dass ich bei der Aufstellung einen Mini-Bock geschossen habe.
Schäch mit Mini-Patzer bei Neuzugang Bär
Sie haben bei Neulöwe Marcel Bär nicht nur den Vornamen verlesen, sondern auch gleich den Nachnamen, den eigentlich die Fans erwidern sollen.
Das hat mich im ersten Moment geärgert, aber die Leute haben es mit Humor genommen. In einigen Kommentaren hieß es: "Wenn der immer trifft, bitte immer so machen!" Das werde ich nicht tun, aber ich denke, der Cello wird auch ohne meine "Unterstützung" viele Tore für Sechzig schießen. Er hat sich auch selbst gemeldet – und zum guten Einstand gratuliert. Das konnte ich nur zurückgeben. (lacht)
Wie ist das Feedback generell ausgefallen? Der 1:0-Sieg und die Rückkehr der Fans haben den Nachmittag von außen betrachtet zu einem wahren Fußball-Fest gemacht.
Das Feedback war top. Ob persönlich, im Stadion, in der Sechzger-Alm oder anderen Kanälen. Und wenn mal Kritik kommt: Allen kann man es nie Recht machen. Ich denke, da kann ich gut gemeinte Kritik und irgendwelche anonymen Beleidigungen trennen. Aber wie Sie schon sagen: Wir haben gewonnen, nach 511 Tagen durften endlich wieder Fans ins Grünwalder, die haben sich fast angehört wie 15.000 - so viel hätte ich da gar nicht falsch machen können. Mir ist die Pumpe gegangen, aber unsere Fans haben ein ganz feines Gespür und gemerkt, dass es für mich nicht ganz einfach ist. Gott sei Dank haben sie mich herzlich begrüßt.
"Stefan kann man nicht ersetzen"
Sie folgen schließlich nicht irgendeinem Stadionsprecher nach, sondern Stefan Schneider, der diesen Job lange 28 Jahre geprägt hat und Kult bei 1860 ist.
Es weiß doch jeder: Stefan kann man nicht ersetzen. Er war ja nicht nur ein, zwei Jahre da: Es waren 28! Er ist eine absolute Legende. Es ist auch nicht mein Anspruch, seinen Abgang vergessen zu machen. Wir sind sehr gut befreundet und ich kann nur hoffen, alles in seinem Sinne weiterzuführen. Ein Teil von mir ist selbst wehmütig, dass er nicht mehr da ist. Er war der Letzte, den ich vor dem Spiel angerufen habe und der Erste danach: Er war sehr stolz auf mich, von daher kann ich sagen: Es war ein grandioser Einstieg.
Welchen Anspruch haben Sie an sich als Stadionsprecher, wie viel Schneider-Kult wird sein Nachfolger transportieren?
Erstmal muss ich sagen: Ich war selbst von Stefans Abschied überrumpelt, da hat mich der Blitz getroffen. Wir haben ja 13 Jahre lang zusammengearbeitet: er als Sprecher, ich als Stadion-DJ und in der Regie. Ich habe anfangs gar nicht daran gedacht, das zu machen. Erst, als Stefan mich ermutigt hat und ich mit Pressesprecher Rainer Kmeth darüber gesprochen habe, kam das für mich infrage. Mir war klar, dass der Weg nur über Stefan führt. Er ist für mich der beste Stadionsprecher in ganz Deutschland. Natürlich schaut man sich da vieles ab, ein paar Dinge macht man auch anders, um seinen eigenen Weg zu finden.
Was da wäre?
Nach dem Sieg gegen Würzburg hab' ich mir gedacht: Komm, jetzt spielen wir den Fan-Song "Stark wie noch nie", dabei läuft es mir immer noch kalt den Rücken runter. Das Wichtigste, was ich genauso fortführen möchte: Er war für alle Seiten immer ein neutraler und sympathischer Gesprächspartner.
Daher sagten Sie in dem Video, in dem Ihnen Schneider symbolträchtig das Mikro übergibt: "Es geht nur gemeinsam."
Genau. Ich finde unseren Hashtag "Gemeinsam für Sechzig" ziemlich cool. Wir sind ja schließlich alle Fans der Löwen. Wir wollen doch alle Erfolg und uns mit der Mannschaft identifizieren können.
Der Auftakt ist geglückt, sprechen wir über das Saisonfinale: Was würden Sie im letzten Heimspiel der Saison im Mai gegen Borussia Dortmund II gerne in Ihr Mikro rufen?
Am liebsten würde ich sagen, nachdem der Sascha Mölders uns in der 93. Minute zum 3:2 geschossen hat: "Danke an 15.000 Zuschauer für den unglaublichen Support!" Und was ich mir für nach dem Spiel wünsche, kann sich jeder selbst ausmalen...