Neuer Abteilungsleiter beim TSV 1860
München - Am Ende reagierte Helmut Pestinger ein wenig ungehalten. "Die Höflichkeit gebietet, dass auch der Verwaltungsrat bis zum Schluss da bleibt”, schimpfte der bisherige Abteilungsleiter in Richtung des Verwaltungsrat, der - noch vor Ablauf der Mitgliederversammlung - geschlossen aus dem Saal ging, um sich im stillen Kämmerchen auf einen neuen Präsidentsschaftskandidaten zu einigen. Nächste Woche soll der Präsidentschafts-Kandidat präsentiert werden.
Die überschaubare Schar an anwesenden Mitgliedern der Fußballabteilung wurde damit weiter dezimiert. Insgesamt trafen sich gerade Mal 81 stimmberechtigte Mitglieder am Sonntag im Sendlinger Zunfthaus-Saal, um über die Zukunfts des Fußballvereins zu diskutieren und abzustimmen.
Die Versammlung des Hauptvereins am 15. November schien für viele wichtiger, als die Versammlung der Fußballabteilung, auch Vertreter der ausgegliederten Lizenzabteilung, wie Markus Rejek oder Noor Basha, waren nicht zugegen.
Obwohl sie körperlich nicht anwesend waren und rechtlich nicht zum Verein gehören, blieben sie ein Thema auf der Veranstaltung. Deutlich kritisiert wurde die fehlende Kommunikation von Markus Rejek. Weder die Beförderung von Daniel Bierofka zum U-21 Coach, der zuvor für die Nachwuchsabteilung gearbeitet hatte, noch die groß angekündigte Löwen-Fußballschule-Aktion wurde nicht mit dem zuständigen Fußballverein abgesprochen. "Auch das haben wir aus der Presse erfahren. Das kann nicht sein", bemängelte Pestinger in seinem Bericht.
Die Fehler im komplizierten Geflecht zwischen Hauptverein und Profi-Abteilung wurden schonunglos offenbart. Von der Fußballschuhe, dem seit Jahren geplanten Turnhallenbau, bis hin zum Kunstrasenplatz, die Zusammenarbeit zwischen den Gremien lässt stark zu wünschen übrig.
"Ehrlich gesagt, darf das nicht unser Bild nach außen sein. Das ist das Gegenteil, von dem was ich erreichen wollte", bemerkte Verwaltungsratvorsitzende Karl-Christian Bay und stellte klare Forderungen: "Die Beteiligten und Verantwortlichen müssen mehr aufeinander zugehen. Wir müssen schauen, dass der Eindruck, der auch bei mir heute angekommen ist, nicht Realität wird."
Auch weil die Zusammenarbeit notwendig ist. Denn so gut die Jugendarbeit auch sein mag, die strikte Abhängigkeit zu der Profiabteilung führte unverweigerlich immer wieder zu der existenziellen Frage, was denn passiert, wenn die Profis aus der zweiten Liga absteigen und der Klub vor der Insolvenz stehen sollte. "Wir sind vorbereitet, wenn der Fall eintreten sollte. Wir sind gewappnet und stehen zusammen. Sowas gibt’s nur bei 1860, dieses Zusammenhaltsgefühl", beteuerte Pestinger. So werde versucht den Verein im Falle einer Insolvenz, vom Profisport loszulösen, damit der Nachwuchsbereich weiterleben könne.
Die sportliche Krise betrifft auch die Mitgliederzahlen: Mittlerweile sind es noch knapp 16.000 Mitgliedern, das sind 600 weniger als noch vor zwei Jahren. „Die Leute sind so verärgert. Sie schreiben, sie haben die Schnauze voll", schilderte Pestinger.
Der Abteilungsleiter selbst verlor sein Amt an Roman Beer, der sich in der Stichwahl mit 70:11 Stimmen durchsetzte. "Dankeschön für das Vertrauen – ich nehme die Wahl an”, erklärte Beer nach der Wahl. Zusammen mit Thomas Probst und Roland Mader wird der 35-Jährige künftig die Geschicke der Fußball-Abteilung leiten.
- Themen:
- Daniel Bierofka
- TSV 1860 München