Neuer 1860-Trainer Benno Möhlmann: Der Malocher

Benno Möhlmann, der neue Trainer der Löwen, war schon als Spieler ein Arbeiter. Die AZ zeichnet seine Karriere nach: Wer ihn prägte, was er erreichte, was ihn auszeichnet – und wo seine Schwächen liegen.  
Matthias Eicher |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Der sechste Löwen-Dompteur innerhalb von zwei Jahren: Benno Möhlmann.
sampics/Augenklick Der sechste Löwen-Dompteur innerhalb von zwei Jahren: Benno Möhlmann.

Benno Möhlmann, der neue Trainer der Löwen, war schon als Spieler ein Arbeiter. Die AZ zeichnet seine Karriere nach: Wer ihn prägte, was er erreichte, was ihn auszeichnet – und wo seine Schwächen liegen.

München - In gewisser Weise sind die Löwen selbst „schuld“. Besaßen sie doch die Frechheit, am 32. Spieltag der abgelaufenen Saison beim FSV Frankfurt mit 1:0 zu siegen – und das beim 500. Zweitliga-Spiel von deren Trainer Benno Möhlmann als Coach. Eine Pleite später wurde er gefeuert.

Jetzt ist der Routinier Torsten Fröhlings Nachfolger geworden, der sechste Löwen-Trainer in nur gut zwei Jahren. Mit Möhlmann kommt die geballte Erfahrung: 1080 (!) Partien als Spieler und Trainer, mit seinen 501 Begegnungen als Trainer absoluter Rekordhalter. Der 61-Jährige könnte glatt als Superlativ für „erfahren“ geführt werden.

Lesen Sie hier: Des Löwen alternativlose Abwehrkette

Seine Karriere startete Benno Hans Möhlmann, der am 1. August 1954 nahe Vechta im hohen Norden geboren wurde, beim Heimatklub Blau-Weiß Lohne. Er wuchs in einer katholischen Enklave im sonst protestantischen Niedersachsen auf, einem Land von Hühnerbaronen und Großbauern. 1974 wechselte er zu Preußen Münster in die Zweite Bundesliga Nord. 150 Spiele, 27 Tore und vier Jahre später ging der junge Mittelfeldspieler zu Werder Bremen.

Dort wurde er von einem autokratischen Trainer geprägt: Otto Rehhagel. Mit 267 Spielen und 46 Toren war Bremen Möhlmanns längste Station, der ganz große Erfolg war ihm bei drei Vize-Meistertiteln nicht vergönnt. Die Statistik führt ihn zwar 1988 als Deutschen Meister, er selbst sagt aber: „Ich fühle mich nicht als Meister. Schließlich habe ich in der Saison nur eine gute halbe Stunde für Werder gespielt.“ Der Grund: Am 13. Spieltag ging er wegen seines Reservisten-Daseins zum HSV, wo er seine Spielerkarriere nach nur 25 Einsätzen beendete und anschließend Co-Trainer wurde. Als Aktiver war er trotz Kapitänsamt bei Werder nie der Star. Eher Dauerläufer. Einer, der auf dem Platz malochte.

Lesen Sie auch: Schockdiagnose: Bülow fällt lange aus

1992 stieg er als Nachfolger von Egon Coordes zum Chefcoach auf. Und hatte zum ersten Mal großen Druck. Drei Jahre hielt er dem im komplizierten Hamburger Umfeld stand. Legendär wurde diese Episode: Der emotionale Coach, der auch mal überkochen konnte, trat seinem Spieler Harald „Lumpi“ Spörl in der Kabine vor Wut ans Schienbein. Ein weiterer Fehler des manchmal auch sturen Übungsleiters, den er später eingestand: Er sperrte die Reporter aus. In einer Medienstadt wie Hamburg (und jetzt auch München)? Schwierig. Letztlich verlor Möhlmann, den die „Bild“ nach einem Saisonfehlstart zum „Bratwurst-Benno“ machte, seinen Job – an seinen Assistenten, dessen Bundesliga-Karriere dadurch begann: Felix Magath.

Während Magath auf die Überholspur fuhr, bewiesen Möhlmanns folgende Engagements, dass er kein Showman für die Bundesliga ist: 1995 wirkte er zwei Jahre beim Regionalligisten Eintracht Braunschweig, 1997 bis 2000 bei Greuther Fürth (dreimal Fünfter), danach bei Arminia Bielefeld. Dort sicherte er erst den Nichtabstieg aus Liga Zwei und feierte 2002 mit dem Aufstieg in die Bundesliga seinen bislang größten Erfolg als Trainer. Nach nur einer Saison ging’s wieder eine Etage tiefer. Dass ihn Braunschweig nach seiner ersten Amtszeit (einmal) und Fürth (zweimal) an die alte Wirkungsstätte zurückholten, ist ein Indiz für die Wertschätzung für den geerdeten Arbeiter. In dieser Hinsicht gleicht er Fröhling. Ein Kumpeltyp ist Möhlmann, der am liebsten offensiven Fußball im 4-1-4-1-System spielen lässt, aber nicht: Nach Rehhagels Vorbild müssen ihn seine Spieler siezen.

Auch bei seinen letzten Trainerstationen hatte er mit überschaubaren Mitteln Erfolg: 2010 übernahm er als Feuerwehrmann beim FC Ingolstadt und verhinderte den Abstieg des heutigen Bundesligisten. In den vergangenen drei Jahren beim FSV Frankfurt scheiterte er erst als Vierter knapp am Aufstieg, dreimal landete er trotz je vieler Abgänge im hinteren Tabellen-Mittelfeld. Das soll er nun auch bei den Löwen schaffen. Die wären sicher nicht böse, wenn er nach der Rettung denselben Weg einschlägt wie damals mit Bielefeld. Stichwort: Bundesliga.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.