Neue Nummer eins? Das sagt Vitus Eicher

München -Torsten Fröhling war auf die Frage vorbereitet. Als der neue 1860-Coach zum Abschluss der Pressekonferenz nach dem 2:1 über den FC St. Pauli nach dem Torwartwechsel gefragt wurde, hatte er sich eine Antwort bereits zurecht gelegt. "Es war klar, dass das gefragt wird. Man muss in gewissen Situationen Zeichen setzen", erklärte Fröhling, warum er Eicher und nicht Ortega zwischen die Pfosten gestellt hatte. "Das hatte nichts mit Stefan Ortegas Leistung zu tun", war Fröhling bemüht die bisherige Nummer eins zu schützen, "aber Vitus Eicher ist Löwe durch und durch".
Keine Frage: Der gebürtige Erdinger Eicher spielt schon seit frühester Jugend für den TSV, kam in den letzten Jahren aber vornehmlich in der U21 zum Einsatz. Sein einziges Profi-Spiel datierte bis Samstag vom 29.04.2012 - ein Auswärtsspiel in Frankfurt, das der TSV mit 2:0 hatte gewinnen können.
Nun also sein zweites Spiel und das erste Mal zuhause in der heimischen Allianz Arena: "Es war schön, aber nervenaufreibend", sagte der 1,91 Meter große Blondschopf. "Ich habe heute bei der Bekanntgabe der Aufstellung erfahren, dass ich spiele. Ich hatte schon während der Woche ein gutes Gefühl und Freude mich, dass ich die Chance gekriegt habe."
Sein Coach zeigte sich hinterher zufrieden mit der Leistung seines Schützlings. "Er hat seine Sache gut gemacht. Er hatte auch ein bisschen Glück, viele Schüsse gingen ihm direkt in die Arme. Aber so ist das.“
Eicher hatte aber mitnichten einfach nur zugreifen müssen, wenn die Bälle auf sein Tor flogen. Gegen Thy (25.) klärte er stark, ebenso kurz vor Schluss gegen Daube. Auch ein Missverständnis mit Bülow konnte Eicher im letzten Moment aufmerksam klären. Der Hüne (AZ-Note 3) trug seinen Teil dazu bei, dass nach 90 nervenaufreibenden Minuten der erste Heimsieg nach fünf Monaten perfekt war.
Klar auch, dass Eigengewächs Eicher die Unterstützung der 25100 Fans besonders genoss. "Man hat heute gesehen, was 1860 ausmacht und wie viele Menschen mitfiebern. Deswegen waren die drei Punkte sehr wichtig. Ob der Sieg verdient war oder nicht, ist in unserer Situation scheißegal."
Und Ortega? Der 22-Jährige, der nach dem Abschied von Gabor Kiraly zur Nummer eins erwachsen war, hielt sich erwartungsgemäß mit Kommentaren zurück. Er hatte in seinen bislang 19 Einsätzen für die Löwen 28 Gegentore kassiert, an denen er zum größten Teil schuldlos gewesen war.
Nun muss er sich wohl erst einmal wieder mit der Rolle auf der Bank anfreunden. Fröhling wollte einen Reiz setzen - der Erfolg gibt ihm Recht. Eicher wird ihm zeigen wollen, dass er mit seiner Entscheidung richtig lag. Und Ortega wird den Kampf um die Nummer eins auf ein Neues annehmen müssen.