Neue Härte bei Ataspor: Lorants Strafenkatalog

Auch in Liga 8 greift der Ex-Löwen-Trainer rigoros durch: „Die Spieler können sich nicht alles erlauben“, sagt er. Als erste Amtshandlung hat er einen Strafenkatalog in die Kabine gehängt.
von  Abendzeitung
Ist nun wirklich ein Sechzger: Werner Lorant.
Ist nun wirklich ein Sechzger: Werner Lorant. © Philippe Ruiz

Auch in Liga 8 greift der Ex-Löwen-Trainer rigoros durch: „Die Spieler können sich nicht alles erlauben“, sagt er. Als erste Amtshandlung hat er einen Strafenkatalog in die Kabine gehängt.

MÜNCHEN Werner Lorant hat sich nicht groß verändert. Gut, die Haare sind ein bisschen länger als früher und auch die Falten im Gesicht etwas tiefer. Streng ist Lorant aber nach wie vor, Disziplin steht bei ihm ganz oben. Und deswegen hat der 59-Jährige in der Kabine des Bezirksligisten Ataspor München, den er seit Freitag trainiert, auch gleich harte Sanktionen ausgesprochen. „Natürlich haben wir einen Strafenkatalog“, sagte Lorant gestern der AZ, „eigentlich halte ich von Geldstrafen ja nicht so viel, aber meine Spieler sollen schon wissen, dass sie sich nicht alles erlauben können.“

Wenn also einer zu spät zum Training kommt oder im Spiel wegen Meckerns eine Verwarnung sieht, dann wird er umgehend zur Kasse gebeten. Das ist in der 8. Liga nicht anders als in der Bundesliga. Nur die Tarife sind etwas geringer. „Wir haben humane Preise hier, man darf ja nicht vergessen, dass Fußball hier für alle nur ein Hobby ist“, sagt Lorant.

Doch Härte muss sein beim wilden Werner, der ehrgeizig ist, egal wie tief sein Team kickt. Das zeigen schon seine Reaktionen. Als er mit einem seiner besten Kräfte, Dennis Türker, beim 2:2 gegen Grüne Heide Ismaning nicht zufrieden war, fauchte Lorant ihn an: „Du hast Stutzen wie ein Großer – aber spielen tust du wie ein Kleiner.“

Lorant sieht den Bolzplatz-Job als Zeitvertreib, bis ein Angebot kommt von einem Profi-Klub. „Sonst würde ich den ganzen Tag ja nur schlafen“, sagt der Coach, der vor acht Jahren noch den TSV 1860 in die Champions-League-Qualfikation geführt hatte. So erfolgreich war er nie wieder, nicht in Ahlen und Haching, nicht in der Türkei und im Iran, und erst recht nicht in China, wo er zuletzt trainieren ließ. Überall wurde er hofiert – und am Ende geschasst.

Auch bei Ataspor, dem Achte-Liga-Klub aus Berg am Laim, fehlt es Lorant an nichts: Er kann sein Mercedes-Cabrio vor der Vereinsgaststätte parken, sein neuer Präsident Mustafa Cukur erfüllt ihm jeden Wunsch, und auch die Speise- und Getränkekarte im Ataspor-Stüberl an der Fehwiesenstraße passt. „Das ist eine schöne Sportgaststätte“, sagt Lorant, „fast wie das Löwen-Stüberl. Es gibt ein paar sonnige Plätze, das ist mir sehr wichtig.“ Espresso wird Lorant aber dort nicht mehr bestellen, er ist auf Cappuccino umgestiegen. „Das ist besser für mich“, sagt er. Ob ihm das der Arzt geraten habe? „Nein“, faucht Lorant, „ich kenne mich selbst am besten. Einen Arzt brauche ich nur für mein kaputtes Knie.“

Video: Der Wilde Werner bei den Amateuren

Trotz gesundheitlicher Handicaps („Ich kann die Treppen nicht mehr runter gehen – habe solche Schmerzen“) stand Lorant am Montag Abend wieder auf dem Trainingsplatz – und scheuchte die Ataspor-Amateure über den Platz. Für das Bezirksliga-Duell am Mittwoch im Sepp-Brenninger-Stadion in Altenerding (18.30 Uhr), nur unweit von Lorants Heimatort Dorfen entfernt. „Altenerding hat auch nur 0:0 gespielt zum Auftakt; gegen Oberhaunstadt“, berichtet Lorant. Der 59-Jährige ist bestens informiert – auch über die Bezirksliga. „Ich kenne schon jeden Namen meiner Spieler. Du musst als Trainer Perfektionismus vorleben.“

Nach den Englischen Wochen in der Bezirksliga will Lorant das Training anziehen. „Wir werden dann dreimal die Woche trainieren“, sagt Lorant, „wenn nötig auch viermal. Ich will den Spielern ja was beibringen, wir müssen uns taktisch verbessern.“

Wer’s nicht umsetzt, der muss zur Strafe laufen. Wie nach dem 2:2 gegen Grüne Heide Ismaning. Für jedes Gegentor mussten die Amateure von Ataspor eine Strafrunde laufen. Dass er keine Hobby-Fußballer betreuen könne, dem widerspricht Lorant: „Ich habe als 24 Jähriger den SC Westtünnen trainiert – und Horst Hrubesch entdeckt. Aus dem ist ja kein schlechter Profi geworden. Bei Ataspor will ich die Spieler auch besser machen.“

Oliver Griss

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