Neudecker ist beim TSV 1860 München der Spieler der Stunde

München - Er ist der Mann der Stunde bei Sechzig, dessen Formkurve steil nach oben zeigt: Angefangen mit der Findungsphase nach seinem Auslandswechsel in die alte Münchner Heimat. Erstmal Fuß fassen, in die Mannschaft finden, war angesagt. Mit zunehmender Spielzeit sein Können aufblitzen lassen - und schließlich explodieren: Am vergangenen Wochenende ist Richard Neudecker so richtig angekommen bei den Löwen.
TSV 1860 München: Neudecker ist angekommen
Nach den Stationen bei Zweitligist FC St. Pauli und Hollands Erstligist VVV Venlo ist der einstige Junglöwe Neudecker zum TSV 1860 zurückgekehrt. Beim 4:1 am Samstag gegen Aufsteiger VfB Lübeck hat er die Sechzger erstmals glücklich gemacht. "Richy war in einer erstaunlich guten Verfassung, das hätte ich mir so noch nicht erwartet. Man hat seine Cleverness und Spitzbübigkeit gesehen, mit der er Fußball spielen kann", lobte Cheftrainer Michael Köllner seinen neuen Kreativspieler in der Zentrale.
Der 50-jährige Löwen-Dompteur meint den unnachahmlichen Geniestreich, mit dem Neudecker per Hacke das 3:1 erzielte. Der Oberpfälzer meint aber gewiss auch die feine Ballbehandlung Neudeckers, seine Annahmen und Drehungen auf engstem Raum, um den Gegenspielern zu entwischen. Prompt hat der junge Mittelfeld-Mann vom Umfeld der Blauen nicht nur einen, sondern gleich mehrere neue Spitznamen verpasst bekommen: weißer Brasilianer, Super-Richy, Zauber-Zwerg.
Köllner: "Bei Neudecker noch Luft nach oben"
Ein absolutes Traumtor, einen Assist für Rechtsverteidiger Marius Willsch zum 1:1, viele gefährliche Aktionen - der kleinste Löwe (1,74 Meter) avancierte neben Willsch auch für die AZ zum Löwen des Spiels (beide Note 1). Und doch: Neudecker ist mit seiner Entwicklung längst nicht am Ende, wie Köllner klarstellt. Vielmehr habe Neudecker reichlich Steigerungspotenzial. "Da ist schon noch viel Luft nach oben", so Köllner: "In der Hälfte haben wir schon einige Situationen mit dem jungen Burschen besprochen."
Scheint gefruchtet zu haben, die Pausenansprache, denn: Sein Tor und ein brandgefährlicher Distanzschuss, der beinahe ebenfalls eingeschlagen hätte, geschahen nach der Pause. Trotzdem müsse sich der Offensiv-Löwe "noch gewaltig entwickeln".
Neudecker selbst sieht es ähnlich. "Ich freue mich, dass ich der Mannschaft weiterhelfen konnte", sagte der gebürtige Altöttinger im Fan-Talk der Giesinger. Den Anblick der Tabelle (Erster!) genieße er, wolle aber lieber im späteren Saisonverlauf oben mit dabei sein. Er gestand aber selbstkritisch ein: "Um ganz ehrlich zu sein, muss ich sagen: Ich habe viele Fehler gehabt - das finde ich nicht so geil." Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, heißt es so schön. Neudecker wolle freilich an den besagten Mängeln feilen, wie etwa einigen unpräzisen und überhasteten Aktionen vor dem Seitenwechsel. Das Neudecker-Versprechen: Da geht noch mehr!
Neudecker würde sich über Fan-Rückkehr freuen
Gemessen an seinem Wirken gegen Lübeck können sich die 1860-Fans nur freuen: Wer jetzt schon so gut ist, kann die weiß-blaue Anhängerschar künftig noch öfter verzücken.
Nur zu gerne würde der frühere Jugendspieler des TSV diese auch gerne in den Stadien wieder hören. "Die Vorfreude war riesig, die Enttäuschung war noch größer", sagte Neudecker über das geplante Fan-Comeback, das aufgrund gestiegener Corona-Zahlen noch ins Wasser fiel: "Wir brauchen unsere Fans, sie pushen uns. Wir warten sehnsüchtig und wenn es so weit ist, werden wir ein Feuerwerk abbrennen!"
Der nächste Schritt der neudeckerschen Entwicklung ist nun, seine Stärken noch öfter, noch konstanter auf den Platz zu bringen. Auch an seiner Kondition lässt sich noch schrauben.
Die Chancen stehen nicht schlecht, dass der Rückkehrer zum Löwen-Leistungsträger wird - und noch öfter den "Super-Richy" gibt.