Neue Maßnahmen beim TSV 1860: Medienverbot für Trainer und Spieler abseits der Spiele

München - Morris Schröters Videobotschaft bildete eine echte Ausnahme. Die Kunde von der Vertragsverlängerung des etatmäßig offensiven Mittelfeldspielers bis 2026 war einer der seltenen Fälle in dieser Woche, wo die Öffentlichkeit die Chance hatte, etwas zur sportlichen Lage des TSV 1860 zu erfahren.
Ansonsten herrschte ziemliche Funkstille, der Zugang zum Trainingsgelände blieb ab Mittwoch durchgängig versperrt.
Geheimtraining vor dem Spiel gegen Viktoria Köln
Neu-Trainer Patrick Glöckner setzt auf die Anhäufung Giesinger Geheimnisse in den Tagen vor dem Auswärtsspiel am Samstag beim sehr formstarken Team von Viktoria Köln (16.30 Uhr/Magentasport und im AZ-Liveticker). Auch am Donnerstag und Freitag ist der Blick aus der Nähe nicht erlaubt.
Es ist eine andere Art Löwen-Theater, als man es sonst kennt. Üblicherweise tragen die Sechzger Aufführungen verschiedenste dramaturgische Elemente in sich, die sich vom Komischen bis ins Absurde ziehen können. Und sie finden (zu) häufig vor aller Augen statt.
Voller Fokus auf Glöckners erste Auswärtspartie in Köln
Diesmal wird der Vorhang für die Proben zugezogen, hinter den Kulissen wird geübt und einstudiert. Am Samstag dann stellt der Sportpark Höhenberg in Köln die Bühne für die Glöcknersche Auswärtspremiere. Dass die Dialoge sitzen, das Timing für die Einsätze stimmt oder ein Spannungsbogen entsteht, wird letztlich beeinflussen, ob die Katastrophe, sprich Niederlage, oder eine Lösung, sprich Sieg, herauskommt.
Der volle Fokus soll den anstehenden Spielen gelten, so heißt das dann im Profifußball-Sprech, wenn derartige Maßnahmen beschlossen und vollzogen. Wie groß deren Effekt tatsächlich ist, darüber gehen die Meinung weit auseinander.
Wenn man kurz auf die Vierschanzentournee zurückblickt, da waren die Deutschen die etwas Überregulierten und die Österreicher die mit der spürbaren Offenheit. Der goldene Adler als Siegestrophäe ging bekanntlich in die Alpenrepublik. Das muss keine Blaupause für die Dritte Liga sein, könnte es aber.
Medienverbot für Löwen-Profis und Glöckner – Schröters Vertrag verlängert sich
Die (Über)-Regulierung bei den Löwen geht so weit, dass Sportchef Christian Werner den Profis abseits der Spiele vorläufig ein Schweigegelübde auferlegt hat, auch er selbst will vorerst öffentlich nichts mehr sagen. Gestrichen wurde zudem die unter Glöckner-Vorgänger Argirios Giannikis übliche Presserunde unter der Woche. So sind vom Klub initiierte Statements à la Schröter die einzigen aufsammelbaren Brotkrumen.
"Mein Vertrag hat sich automatisch um ein Jahr verlängert", teilte der gebürtige Wolfener (Sachsen-Anhalt) auf den Kanälen des TSV mit: "Ich freue mich, Teil der Löwen zu bleiben." Es wird dann ab Sommer die dritte Spielzeit im blauen Leiberl für den 29-Jährigen.

Zumindest, wenn das mit dem Fokus so klappt, wie es sich Werner erhofft. Für einen Abstieg und die Regionalliga ist Schröters Vertrag vermutlich nicht gemacht.