Neu beim Löwen: Sponsor bittet Hoeneß um Finaltickets

MÜNCHEN - Der polnische IT-Unternehmer Filipiak präsentiert sich als Geldgeber des TSV 1860 – und kontert die Kritik des Bayern-Chefs an seinem Engagement mit einem frechen Wunsch: Tickets für Madrid!
Comarch löst damit den Schmierstoff-Hersteller Liqui Moly auf der Löwen-Brust ab. Das Ulmer Unternehmen hat für die laufenden Saison etwa 1,3 Millionen Euro nach München überwiesen.
Humor hat er, der Herr Filipiak. Und Mut auch. Nicht, weil Janusz Filipiak, der Chef des polnischen IT-Unternehmens Comarch, ab der neuen Saison neuer Hauptsponsor der Löwen ist und rund zwei Millionen Euro im Jahr an die Blauen überweisen will. Das Geschäft mit den Sechzgern sollte für beide Seiten Sinn machen. „1860 ist ein Klub mit großer Tradition und Fußball ist für mich eine sehr faszinierende Sportart. Wir sind froh, nun auch in Deutschland ein Partner des Fußballs sein zu dürfen und wollen mit dieser Partnerschaft unsere Firma auch in Deutschland bekannter machen“, sagte Filipiak gestern nach der Unterzeichnung des Dreijahreskontrakts während der Eröffnung der Jubiläumsausstellung zum 150-jährigen Bestehen der Löwen in den Riem Arcaden.
Ein wenig Mut gehört aber schon dazu, bei einer Veranstaltung der Löwen den Präsidenten des Lokalrivalen FC Bayern um Karten für das Champions-League-Finale am 22. Mai in Madrid gegen Inter Mailand zu bitten. Wobei Filipiak seine Bitte als humorige Replik auf einige Äußerungen von Uli Hoeneß verstanden wissen möchte. Bayerns Präsident hatte die Seriosität des polnischen Unternehmers nämlich vor rund zwei Wochen bezweifelt. „Eine polnische Softwarefirma, die zwei Millionen bezahlt. Na, da gratuliere ich jetzt schon. Meine Antwort auf das Angebot ist: Forget it!“, hatte Hoeneß gesagt. Filipiak tat die Vorwürfe damals als „lächerlich“ ab.
Nun, nach vollzogener Vertragsunterschrift, meinte er: „Vielleicht kann Herr Hoeneß mir jetzt, quasi als kleine Entschädigung, dabei helfen, an Karten für das Champions-League-Finale zu kommen. Keine Angst, ich würde die Tickets auch bezahlen.“ Im Publikum sorgte das für gute Laune.
Ansonsten möchte Filipiak in den nächsten Jahren nicht viel zu tun haben mit dem FC Bayern. Der 57-jährige Pole, in den Neunzigern Professor an der Krakauer Fachhochschule, hat sich für sein Sponsoring in Deutschland bewusst die Löwen ausgesucht. Die hätten schließlich viel gemeinsam mit seinem Herzensklub Cracovia Krakau, dessen Präsident und 49-prozentiger Eigner Filipiak auch ist. Wie die Löwen in München steht auch Cracovia, obwohl älter und reicher an Tradition, eher im Schatten des mächtigen Lokalrivalen Wisla Krakau; die großen Vereinserfolge liegen rund 60 Jahre zurück. „Cracovia hat wie 1860 frenetische und äußerst treue Fans, die stets zu ihrem Verein stehen“, lobte 1860-Geschäftsführer Manfred Stoffers gestern. Und weil die Klubs so gut zueinander passen, wurde zusätzlich zum Sponsoring-Deal eine strategische Partnerschaft zwischen 1860 und Cracovia beschlossen.
Filippo Cataldo