„Nennt mich Radi!“ Felhi ist die neue Nummer 5 bei Sechzig
Der tunesische Nationalspieler hat bei den Löwen einen smarten Einstand
MÜNCHEN Nach dem Verhandlungsmarathon sitzt Radhoene Felhi entspannt im Sitzungsraum der Geschäftsstelle und zeigt 1860-Boss Manfred Stoffers auf seinem iPhone Familienfotos. Der neue Löwen-Star aus Tunesien spricht Englisch mit Stoffers. Zu den Journalisten sagt er: „Ich habe in Tunesien vier Jahre lang Sport und Englisch an der Uni studiert. Ich mag es, Sprachen zu lernen. Jetzt freue ich mich darauf, bald auch Deutsch zu können.“
Irgendwie wird man bei der Vorstellung des Abwehrspielers das Gefühl nicht los, dass es einem Wunder gleicht, dass dieser 25 Jahre alte, ultrasympathische und redegewandte Mann sich für die Löwen entschieden hat. Felhi ist tunesischer Nationalspieler, er war Kapitän beim nordafrikanischen Spitzenklub Etoile Sportive du Sahel, hatte Angebote aus Frankreich, Schweiz, Katar, Saudi-Arabien. Von Klubs, „bei denen ich wesentlich mehr hätte verdienen können als hier bei 1860 München“, wie er sagt.
Doch hat er sich für Deutschland entschieden, für die Löwen. „Trainer Ewald Lienen und Mister Abder Ramdane haben mich überzeugt, dass hier etwas Großes entsteht“, meint Felhi, der zunächst für ein Jahr ausgeliehen wurde. Er nennt Lienens aus Frankreich stammenden Co-Trainer und Schwiegersohn tatsächlich „Mister Abder Ramdane“, und ergänzt: „Ich will mit 1860 im ersten Jahr in die Bundesliga aufsteigen. Dann würde ich gerne mit ihnen in der Bundesliga eine gute Rolle spielen.“
Der Mann hat Ambitionen. Aber er wirkt auch bescheiden: „Ich bin sehr stolz, dass Herr Lienen mir sein Vertrauen geschenkt hat“, sagt er. Das hat Lienen tatsächlich. Felhi soll Abwehrboss werden und erhält die Rückennummer 5. „Eigentlich gehört mir die 4, aber man sagte mir, dass die schon vergeben ist: Die 5 gefällt mir auch. Ich weiß, dass es die Nummer vom Kaiser Franz Beckenbauer ist. Aber ich hoffe, dass jetzt niemand von mir erwartet, dass ich auf Anhieb so stark bin wie der Kaiser. Wenn ihr jetzt schreiben wollt: Radhouene, der Löwen-Kaiser, dann kann ich das nicht verhindern. Aber das müsste ich mir erst erarbeiten.“
Mit einem anderen Spitznamen hätte er kein so großes Problem: „Nennt mich ruhig Radi, wenn euch das leichter fällt als Radhouene. Ich fühle mich geehrt, wenn ich jetzt schon mit einem so wichtigen Spieler für den Verein verglichen werde.“ Und auch er möchte ein wichtiger Spieler für den Verein werden. „Man hat mir gesagt, dass München sehr emotionale und sehr viele Fans hat, das gefällt mir“, sagt er. Von München hat er noch nicht viel gesehen. Am Dienstagvormittag ist er erst von Tunis nach München geflogen, lange wurde verhandelt. „Er ist ein verdammt harter Verhandlungspartner“, sagte Stoffers, „aber auch ein sehr sympathischer Kerl. Ich bin froh, dass es geklappt hat.“
Die Eingewöhnung in Deutschland sollte kein Problem sein, meint Felhi. „Ich kenne ein paar Leute aus Tunesien, die in München studieren und arbeiten, kein Problem", sagt er. Außerdem soll ihm in den ersten Monaten seine Mutter Amel bei der Eingewöhnung helfen: „Sie hängt sehr an mir.“ Filippo Cataldo