„Nein, ich fühle mich nicht schuldig“

Ex-Boss Manfred Stoffers gibt sich ahnungslos. Das eingereichte Paket sei „höchstseriös“ gewesen.
von  Abendzeitung
Sieht sich nicht als verantwortlich an: Manfred Stoffers.
Sieht sich nicht als verantwortlich an: Manfred Stoffers. © dpa

Ex-Boss Manfred Stoffers gibt sich ahnungslos. Das eingereichte Paket sei „höchstseriös“ gewesen.

AZ: Herr Stoffers, Sie haben die offenbar unzureichenden Lizenzierungsunterlagen bei der DFL eingereicht. Nun wurden die Löwen hart bestraft. Wie haben Sie vom Punktabzug erfahren und wie haben Sie reagiert?

MANFRED STOFFERS: Als ich heute Morgen eine E-Mail mit der Information bekommen habe, hat es mich wie der Blitz eines Herbstgewitters getroffen. Ich hätte nie im Leben mit einer solchen Strafe gegen 1860 gerechnet. Da ich aber nicht mehr Angestellter des Vereins bin, will und darf ich mich nicht detailliert über zurückliegende Dinge äußern, das wäre auch nicht mein Stil.

Fühlen Sie sich denn schuldig?

Die Strafe tut auch mir sehr weh. Aber nein, ich fühle mich nicht schuldig. Als ich die Unterlagen bei der DFL eingereicht habe, hat es sich dabei um ein höchstseriöses Paket gehandelt. Zudem wurden die Papiere ja auch von einem Wirtschaftsprüfer untersucht. Sie haben danach den kompletten Prozess bei der DFL durchlaufen, und am Ende stand die Erteilung der Lizenz.

Zur Strafe haben von Ihnen angegebene Finanzierungsmodelle geführt, über die die DFL nur unzureichend informiert wurde. Was ist damit genau gemeint?

Ich habe keine Ahnung. Im Ernst: Ich weiß es nicht. Der Verein muss mich über die Einzelheiten der Sanktionierung aber auch nicht informieren. Da gibt es Verschwiegenheitsvereinbarungen. Das heißt, ich darf die Details sogar gar nicht wissen. Ich schleiche mich aber auch nicht aus der Verantwortung, so etwas würde ich nie tun. Ich habe immer ausschließlich die Interessen des Vereins vertreten, das habe ich mit Herz getan und dabei auch einigen Leuten vor den Kopf gestoßen.

Machen Sie sich jetzt Vorwürfe?

Nein, ich muss zwar ganz klar sagen, den Stadionprozess habe nur ich verloren. Und diese riesige Bürde liegt jetzt ganz schwer auf den Schultern meines Nachfolgers, was mir sehr weh tut. Trotzdem habe ich mir absolut nichts vorzuwerfen, denn ich habe komplett sauber und plausibel gearbeitet. Wenn ich nicht tiefblau wäre und mir das Ganze so nahe gehen würde, könnte ich mich zurücklehnen und sagen, das geht mich nichts an. Aber so ist das nicht, mich belastet die Nachricht sehr. Seitdem ich davon erfahren habe, ist der Tag komplett im Arsch.

Halten Sie es für möglich, dass der Verein diesen Rückschlag wegsteckt?

So weit ich das beurteilen kann, verrichtet die Mannschaft einen ganz hervorragenden Job, und auch der neue Geschäftsführer erledigt die schwere Aufgabe hervorragend. Ich kann nur hoffen, dass die Sanktionierung so schnell in Vergessenheit gerät, wie sie als Blitz im Herbstgewitter aufgekommen ist. Außerdem hoffe ich, dass im Winter die Spielerverkäufe gelingen und dass sich der Verein damit über Wasser halten kann, ohne entscheidende sportliche Qualität zu verlieren.

Interview: Marco Plein

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