Nachtreten gegen Göktan

Der Fall Berkant Göktan mit all seinen Folgen. Jetzt lässt Löwen-Trainer Marco Kurz seine Wut auf den gefeuerten Spielmacher heraus: „Wahnsinn!“
von  Abendzeitung
Sonst ruhig und sachlich, jetzt wütend: Trainer Marco Kurz (Foto) ledert los gegen Berkant Göktan.
Sonst ruhig und sachlich, jetzt wütend: Trainer Marco Kurz (Foto) ledert los gegen Berkant Göktan. © Bongarts/Getty Images

Der Fall Berkant Göktan mit all seinen Folgen. Jetzt lässt Löwen-Trainer Marco Kurz seine Wut auf den gefeuerten Spielmacher heraus: „Wahnsinn!“

MÜNCHEN Bei 1860 fiel Marco Kurz noch nie als Wüterich oder Moralprediger auf. Der Trainer ist eher ein Mann der leisen Töne. Aber es hat sich offenbar viel Wut in ihm aufgestaut. Wut auf Berkant Göktan, den die Löwen wegen Kokainmissbrauchs gefeuert haben. Gestern also hat Kurz diese Wut herausgelassen.

Fünf Minuten lang schimpfte Kurz auf den 27-Jährigen, der mal sein Spielmacher und der Liebling der Löwen-Fans gewesen war. „Was sich Göktan geleistet hat“, wetterte Kurz resolut wie selten, „das ist mit nichts zu entschuldigen. Die Fakten sind Wahnsinn, er wurde positiv getestet. Berkant hat den Verein mit Füßen getreten. Wenn solche Verfehlungen auftreten, habe ich die Verantwortung.“

Und dann machte Kurz auch noch Göktans Leistungen auf dem Rasen nieder: „Er war ja nur eine ganz kleine Zeit bei uns sportlich wertvoll, danach nicht mehr.“ Das war hart. Immerhin hatte Göktan mit seinen 20 Toren in 37 Zweitligaspielen zuletzt zum Klassenerhalt der kriselnden Löwen beigetragen. Und damit nebenbei auch den Arbeitsplatz des Trainers gesichert.

Dankbarkeit darf Göktan dafür keine mehr erwarten. Zu oft hat sich Kurz offenbar über den strauchelnden Star geärgert. Schon vor Saisonbeginn hatte der Coach gemahnt: „Berkant sollte mal seine professionelle Einstellung überdenken.“ Göktan war beispielsweise barfuß an einem Badesee in eine Glasscherbe getreten. Die Wunde musste später viermal operiert werden.

Hinzu kamen weitere Verfehlungen. Von versäumten Reha-Terminen ist die Rede an der Grünwalder Straße. Kurz sprach von „Auffälligkeiten“. Die positive Kokain-Probe war nun der Tiefpunkt.

Dass 1860 dem überführten Spieler vage eine Weiterbeschäftigung in Aussicht gestellt haben will, führte Kurz gestern ad absurdum. Er sagte: „Solange ich Trainer bin, hätte Göktan bei uns eh nicht mehr gespielt.“ Womit klar war, dass Kurz die fristlose Kündigung seines Sorgenkickers wohl ganz recht ist.

Vermissen wird er Göktan nicht. „Der Spieler wird uns nicht mehr beschäftigen, die Akte ist geschlossen“, versicherte der Trainer gestern. Kurz gleichgültig: „Jetzt geht es nicht mehr um den Sportler, sondern um den Menschen Göktan. Und das alles in den Griff zu bekommen, wird eine Mordsaufgabe für ihn.“ Kurz will damit offensichtlich nichts mehr zu tun haben.

Oliver Griss

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