Nach Test gegen Newcastle: Die Härtefälle beim TSV 1860

Das Mitterhorn, die Mandlköpfe, der majestätische Hochkönig - diese felsigen und mächtigen Giganten ragten über der Pinzgau Saalfelden Arena auf. Dort, am steinernen Meer, schwitzten die Löwen bei ihrer Generalprobe. Ganz klein mochte sich der ein oder andere Sechzger gefühlt haben vor den bestens austrainierten Hünen des Premier-League-Klubs. Doch sie schlugen sich wacker.
Mit dem 0:3 (0:0) des TSV 1860 gegen Newcastle United erlebte die Mannschaft von Trainer Michael Köllner vor dem Drittlliga-Auftakt bei Zweitliga-Absteiger Dynamo Dresden (23. Juli, 14 Uhr) einen absoluten Härtestest. 334,90 Millionen Euro ist das Team jenes Klubs, der zu 80 Prozent dem saudischen Staatsfonds gehört, laut des Portals "transfermarkt.de" wert. "Das ist, wie wenn du mit einer Bleiweste spielst", sagte Köllner über die ungleichen Verhältnisse: "Wir können sehr zufrieden sein, vor allem mit der ersten Halbzeit."
Köllners erste Elf gegen Newcastle?
Zum Vergleich: Der TSV bringt in dieser Hinsicht gerade mal 6,65 Millionen zusammen. Während Flügelflitzer Allan Saint-Maximin (32 Millionen) von Beginn an stürmte, wurden Bruno Guimares (40 Millionen) und das Gros der Stars erst später eingewechselt. Joe Willock (55.), Matty Longstaff (64.) und Guimares (76.) trafen für den englischen Erstligisten.
Viel spannender als die Formation der Briten: Köllner stellte erstmals seine (vermeintliche) A-Formation auf. Dabei vertraute der 52-Jährige jenen Spielern, die er bereits am Vortag im Training in denselben Blöcken auflaufen ließ. Die AZ zeigt die Erkenntnisse – und Härtefälle der Generalprobe.
Die Kapitänsfrage beim TSV 1860
Der alte und neue Spielführer heißt wohl Stefan Lex. Der Erdinger beackerte fleißig, aber glücklos den linken Flügel, auf rechts durfte der formstarke Erik Tallig ran. Das Duo setzte sich damit gegen Neulöwe Albion Vrenezi durch, der in der Vorsaison bei Türkgücü kaum Spielrhythmus über 90 Minuten hatte und die letzten Monate bekanntlich arbeitslos war.

Die Verlaat-Viererkettenfrage
Neulöwe Jesper Verlaat als neuer Abwehrchef, so viel stand fest. An der Seite des 25-Jährigen, der einmal mehr durch seine Präsenz gefiel, aber auch einmal patzte, hat Semi Belkahia vorerst die Nase vorne. Der zeigte sich ebenfalls zwar wacklig, aber beherzt. Juwel Leandro Morgalla (17) und Niklas Lang (20) machen allerdings Druck. Auf den Außen verteidigten wie erwartet Neuzugang Christopher Lannert und Leistungsträger Phillipp Steinhart, der kurz nach dem Seitenwechsel das 1:0 auf dem Schlappen hatte (47.).
Die Zentrumsfragen bei den Löwen
Auf der Sechs erhielt, ebenfalls erwartungsgemäß, Neuzugang Tim Rieder den Vorzug vor Quirin Moll. Rieder gelang nicht alles, doch der 28-Jährige lieferte eine kampfstarke Partie und hätte 1860 fast in Führung geschossen (28.). Eine Position davor liefen der neue Spielmacher Martin Kobylanski (ein guter Freistoß) und Löwen-Kämpfer Yannick Deichmann Seite an Seite auf. Heißt: Auch Joseph Boyamba musste sich mit der Jokerrolle begnügen.
Die Torjägerfrage
Marcel Bär oder Fynn Lakenmacher? Diese Frage stellte sich für Köllner im Sturmzentrum und der TSV-Trainer ließ den Torschützenkönig draußen. Ob dem Chefcoach Bärs Flirt mit Zweitligist 1. FC Heidenheim nicht gefallen hat? Wer weiß?
Allerdings ist der 21-Tore-Mann ist auch noch nicht ganz fit. Lakenmacher rieb sich zwar lange vergebens auf im Sturmzentrum, der 22-Jährige ließ sein Können aufblitzen und hätte um ein Haar per Kopf den Türöffner gegeben (10.).
Bär ersetzte den bulligen Angreifer zur Pause, blieb aber blass und konnte die Gegentreffer ebenso wenig verhindern wie der Rest. Schon in Minute 57 brachte Köllner als erstes das Trio, das wohl auch am nächsten dran ist an der Startelf: Fabian Greilinger, Boyamba und Vrenezi für Steinhart, Kobylanski und Lex. Köllner motivierend: "Es kann sich noch jeder zeigen!"