Nach nur 24 Sekunden: Das sagt TSV-1860-Coach Glöckner zum Blitztor von Patrick Hobsch
München - Mittwochabend, Giesings Höhen, 19 Uhr: Los geht's mit Sechzig gegen Sandhausen. Mittwochabend, Giesings Höhen, 19.01 Uhr: Der Ball ist drin, die Löwenfans liegen sich in den Armen! Gerade einmal 24 Sekunden hätte die Anzeigetafel in der Westkurve angezeigt, wäre sie denn digital und kein antikes Stück Giesinger Kult, da hatte Patrick Hobsch die erste, mustergültige Flanke von Tunay Deniz schon eingenickt. Sechzig? Eins! Sandhausen? Null!
Glöckner: "So ein schnelles Tor habe ich noch nie erzielt"
Das gefiel auch seinem Trainer Patrick Glöckner. "Das Tor war mega, weil wir wussten, dass sich Sandhausen viel vornimmt", freute er sich am "Magenta Sport"-Mikro. "Bekommst du direkt einen Nackenschlag, wird es schwer, weil dann die alten Mechanismen wieder greifen können. Deswegen war das schnelle Tor sehr wichtig. So ein schnelles Tor habe ich noch nie erzielt. Dann kann ich mir das auch im Kalender markieren."
Redkordverdächtig früh bog der TSV 1860 nach dem 5:1-Triumph gegen Spitzenteam Energie Cottbus auch im Kellerduell der völlig ungleichen Trends auf die Siegerstraße ein: Entfesselte Löwen legten gegen seit Wochen taumelnde Sandhäuser ein wahres, weiß-blaues Feuerwerk hin auf dem Rasen, sie hätten durch Soichiro Kozuki sogar einen Spielbeginn für die Giesinger Geschichtsbücher hinlegen können (2.). Doch auch so traf Hobsch so früh, wie kein anderer (Drittliga-)Sechzger zuvor. Der frühe Löwe. . .
TSV 1860 führt durch Guttau-Tor schon nach 12 Minuten mit 2:0
Weil der Japaner freistehend an Ex-Löwe David Richter scheiterte, mussten die Sechzger doch glatt geschlagene zehn Minuten bis zum 2:0 in Person von Julian Guttau warten (12.). "Nur noch acht!", schrie ein bekannter 1860-Fan auf der Haupttribüne einen seltener gewordenen, aber zuletzt gegen Cottbus wiedergeborenen Schlachtruf heraus und zählte damit den Countdown bis zu einem zweistelligen Ergebnis herunter.
Weitere Treffer lagen tatsächlich in der Luft, doch der SVS konnte sich irgendwie berappeln. Auch, weil 1860 mehrere Möglichkeiten liegen ließ. Das Interims-Trainerduo Gerhard Kleppinger und Dennis Diekmeier wechselte schon nach 31 Minuten doppelt aus, doch an der Spielrichtung änderte sich trotz einiger ungefährlicher Aktionen der Gäste herzlich wenig. Einzig die 1860-Treffer blieben aus.

Otto mit SVS-Warnschuss nach der Pause
Kozukis Schlenzer hätte diesmal womöglich gepasst, doch sein Gegenspieler hatte etwas gegen das 0:3 kurz vor der Pause (43.). In der Nachspielzeit wurde Abiama freistehend kurz vor dem nächsten Torjubel (mit samt des Balles) abgeräumt, die folgende Ecke köpfte Jesper Verlaat nur haarscharf drüber.
Ohne Torfestival, aber mit einer komfortablen Führung im Rücken kamen Glöckners Giesinger mit Lukas Reich anstelle von Anderson Lucoqui wieder aus der Kabine - und mussten einen kurzen Schockmoment hinnehmen: David Otto stieg im 1860-Strafraum am höchsten und köpfte an den Pfosten (47.). Nur ein Warnschuss, oder der Auftakt der Energieleistung eines Teams, das mit dem Rücken zur Wand steht?
Guttau über Löwen-Sieg: "Wir haben den Knoten platzen lassen"
Sandhausen versuchte weiter alles und 1860 taumelte kurzzeitig, doch gerade die Offensivspieler wie etwa Guttau, der in höchster Not einen Ball gekonnt ablief, erarbeiteten sich wieder etwas mehr Balance. Es folgte ein traumhaft-schnörkelloser, aber ungekrönter Spielzug: Seitenwechsel Tim Danhof, Flanke Kozuki, Kopfball Abiama - Richter konnte seine Fäuste noch hochreißen (65.). Deniz versäumte per Freistoß ebenfalls nur knapp (70.). Sandhausen verrann der Sand in der Uhr, 1860 siegte letztlich zwar nicht furios, aber verdient.
"Ein gelungener Abend", sagte ein zufriedener Guttau und meinte mit Blick auf die blaue Erfolgswelle: "Wir haben den Knoten platzen lassen, dass jeder für jeden da ist, sich in jeden Zweikampf wirft." Ähnliche Worte fand Glöckner. "Wir sind im Verein eine Einheit", meinte er selbstbewusst: "Von der Wäschefrau bis zum Zeugwart." Durch den wichtigen Dreier, der zwar kein Schützenfest wurde, aber die Sechzger die magische Marke von 45 Punkten erreichen ließ, sprang der TSV auf Rang neun und somit erstmals seit Monaten wieder in die obere Tabellenhälfte.
RB-Kicker Frahn erzielte das schnellste Tor der Drittliga-Historie
Übrigens: Neuer Drittliga-Rekord war Hobschs Tor nicht: Daniel Frahn erzielte im Trikot von RB Leipzig am 14. Spieltag 2013 gegen den VfB Stuttgart II nach 8,6 Sekunden das schnellste Tor. Aber ein klubinterner Rekord ist doch auch ganz hübsch, oder, Herr Hobsch?