Nach Mölders-Aus: TSV 1860 experimentiert erfolgreich mit Doppelspitze

München - Nach dem befreienden 2:0-Auswärtssieg bei der zweiten Mannschaft von Borussia Dortmund war einigen Löwen-Stars die Erleichterung anzusehen.
Lag es nur am ersten Auswärtsdreier ohne Gegentor in der laufenden Saison? Vermutlich nicht. Zu präsent war vor und während des Spiels die Posse um den ehemaligen Alpha-Löwen Sascha Mölders. Denn eines ist auch klar: Nur selten wirkte das Team so geeint wie im Stadion Rote Erde am vergangenen Samstag.
Die Mannschaft setzte die Vorgaben von Löwen-Trainer Michael Köllner perfekt um – und wirkte besonders in der Offensive wieder deutlich spielfreudiger als zuletzt. Grund dafür war auch die Anpassung des Spielsystems.
Doppelspitze aus Bär und Lex erfolgreich
Vor allem in der ersten Halbzeit waren in der Grundordnung kleine Anpassungen zu erkennen. Anstatt mit nur einem Stürmer agierte der TSV 1860 oftmals mit einer Doppelspitze. Auch im Gegenpressing liefen mit Marcel Bär und Stefan Lex zwei Offensive auf einer Linie die Abwehrreihen des BVB II an.
Im eigenen Angriffsspiel stürmten Bär und Lex ebenfalls als Doppelspitze, was dem TSV eine ganz neue Unberechenbarkeit verlieh. So hatte keiner der BVB-Verteidiger Torschütze Lex auf dem Schirm, als dieser in echter Stürmer-Manier hinter die Abwehrreihen entwischte. Auch Bär trug sich im zweiten Durchgang in die Torschützenliste ein.
Der Neuzugang traf nach einer Ecke ebenfalls per Kopf. Schon etwas überraschend, da beide Stürmer mit einer Körpergröße von 1,78 Meter (Lex) und 1,84 Meter (Bär) nicht zu den Kopfballungeheuern per se in der Dritten Liga gelten. Der Plan von Köllner, durch die Präsenz eines zweiten Angreifers im Strafraum für mehr Platz zu sorgen, ging offenbar voll auf.
Nahm Mölders den Löwen die Variabilität?
Über die Gründe des Mölders-Aus bei Sechzig wird noch immer reichlich spekuliert. Dass die Löwen aber just in dem Spiel in die Taktik-Trickkiste greifen, nachdem der einstige Kapitän ausgebootet wurde, lässt tief blicken. So stellt sich durchaus die Frage, warum Köllner nicht früher die Variante der Doppelspitze gewählt hat. Die naheliegendste Antwort? Er wollte das belastete Verhältnis mit dem 36-Jährigen nicht überstrapazieren.
Die Vorwürfe, dass Platzhirsch Mölders gegenüber seinen Sturmkollegen nicht gerade kollegial aufgetreten sein soll, erscheinen durchaus stimmig. Der Positionswechsel ins Mittelfeld von Neuzugang Bär, der in der Zwischenzeit trotz bislang mittelmäßiger Saison bei sechs Treffern steht, passt nun ebenfalls ins bessere Gesamtbild.
In Spiel eins der vorläufigen "Nach-Mölders-Ära" konnten Köllner und Co. auch aufgrund der taktischen Anpassungen das Fehlen des Stürmers kaschieren. Beim Rückrundenauftakt am kommenden Montag bei den Würzburger Kickers gilt es dies nun zu bestätigen – dann womöglich auch wieder mit Doppelspitze.