Nach Ingolstadt: Die Löwen-Ohnmacht

Nach dem Skandalspiel von Ingolstadt lässt der 1860-Boss seine Mitarbeiter antanzen. Offiziell aussagekräftig äußern will sich niemand – und es wird deutlich, welch große Probleme der Klub hat.
F. Cataldo, M. Wessing |
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Tatort Ingolstadt: Der Löwen-Fanblock beim Spiel letzten Freitag in Ingolstadt.
Rauchensteiner/AK Tatort Ingolstadt: Der Löwen-Fanblock beim Spiel letzten Freitag in Ingolstadt.

Nach dem Skandalspiel von Ingolstadt lässt der 1860-Boss seine Mitarbeiter antanzen. Offiziell aussagekräftig äußern will sich niemand – und es wird deutlich, welch große Probleme der Klub hat

München - Es war der Tag der Aufarbeitung beim TSV 1860. Ab zehn Uhr versammelte Präsident Gerhard Mayrhofer am Montag seine Vizes, Investoren-Statthalter Noor Basha, Geschäftsführer Markus Rejek, Klub-Organisationsboss Sascha Färber, die Fanbetreuer Jutta Schnell und Axel Dubelowski und die für 1860 zuständigen Vertreter des städtischen Fanprojekts um sich. Thema: Klar, der „Schwarze Freitag“ von Ingolstadt, das 0:2, bei dem ein Teil des Anhangs Shuttlebusse zerstörte, im Stadion wiederholt zündelte, Feuerzeuge auf den am Boden liegenden Ingolstädter Keeper warf, sodass die Partie unterbrochen wurde, und sich hinterher im Zug nach München gewaltsame Scharmützel mit der Polizei lieferte.

Lesen Sie hier: Löwen-Fans diskutieren "1860-Schande von Ingolstadt - "Ohne Hirn"

Die Runde tagte bis 12.15 Uhr, doch Gesprächsbedarf hatte Mayrhofer auch danach noch: Anschließend zitierte er die (vermeintlichen) Führungsspieler um Kapitän Guillermo Vallori, Gabor Kiraly, Benjamin Lauth und Steinhöfer nach oben, die sich für den desolaten Auftritt der Mannschaft rechtfertigen mussten. Nur zwei Wochen nach einer harmonischen Winterpause scheint der TSV 1860 schon wieder vor einer Zerreissprobe zu stehen: Die Mannschaft spielt schlecht, der Aufstiegstraum ist passé, die Fans sind sich untereinander scheinbar nur einig in ihrem Ärger auf Mannschaft und Verantwortliche, dazu der dumme Vandalismus und die bösartigen Feuerzeugwürfe von vereinzelten Idioten. Doch was tun? Die Teilnehmer hüllten sich in Schweigen. „Wir werden die Geschehnisse intern aufarbeiten und werden das professionell lösen. Eines kann ich sagen: Wir werden zum Wohle des Vereins handeln“, sagte Rejek nichtssagend.

Die Ohnmacht der Löwen:

Die Probleme mit den Fans:

Weit mehr als 100000 Euro hat 1860 in den letzten zwei Jahren an DFL und DFB zahlen müssen für das ungebührliche Verhalten des Anhangs. Mayrhofer, wie Bayern-Präsident Uli Hoeneß eigentlich ein Freund von Feuerwerken, will das – im Stadion illegale – Zündeln jetzt stoppen. Aber wie? Bisher ist das noch keinem Klub wirklich gelungen. Die Chaoten von Ingolstadt sollen zudem mit aller Härte bestraft werden. Wer durch Videoaufzeichnungen – vor allem beim Werfen der Feuerzeuge – identifiziert werden kann, dem droht ein Stadionverbot. Außerdem überlegen die Löwen, sich von den Chaoten einen Teil der drohenden DFL-Strafe zurückzuholen. Zuletzt gelang dies Hannover 96, das vor Gericht Schadensersatzforderungen gegen zwei Fans durchsetzen konnte.

Was droht 1860?

Vize Peter Helfer, im Präsidium für Fanfragen zuständig, sprach am Samstag davon, dass den Löwen nun gar ein Geisterspiel bevorstehen könnte – die Maximalstrafe. Eine übertriebene Drohkulisse, findet Kapitän Guillermo Vallori. „Das glaube ich nicht, dafür war es nicht schlimm genug. Die Fans waren nur sauer auf uns und sie haben sich ja auch wieder beruhigt.“

Die gespaltene Fanszene:

Die einen, vor allem Ultras und Vertreter des Fanrates, verurteilen zwar den Vandalismus und die Feuerzeug-Würfe, finden aber Pyrotechnik grundsätzlich okay. Der Fanrat machte für die Vorfälle in Ingolstadt zudem viele „Umland-Fans“ verantwortlich. Für viele im Fanklubdachverband Arge organisierten Fans gehören dagegen alle Ultras aus der Kurve geworfen. Zudem sind sich die Hardcore-Fans auch untereinander nicht richtig grün. Seit die Ultras der „Cosa Nostra“ nach dem Investoren-Einstieg den Support bei Heimspielen einstellte, haben die „Giasinga Buam“ (rund 80 Mitglieder) zwar die Stimmungshoheit im Stadion – doch nicht alle in der Kurve akzeptieren die teils sehr jungen Ultras als Wortführer. In Ingolstadt etwa versuchte ein Vorsänger der „Giasinga Buam“ das Schlimmste zu verhindern und die Kurve vor der Spielunterbrechung zu beruhigen – doch die Chaoten hörten nicht auf ihn.

 

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