Nach Hiltmair-Diskussion: Knall beim TSV 1860

Der Verwaltungsrat stoppt die Ernennung des umstrittenen Anton Hiltmair zum neuen Finanz-Geschäftsführer der Löwen.
Krischan Kaufmann,
Christina Stelzl
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Doch nicht neuer kaufmännischer Geschäftsführer des TSV 1860: Anton Hiltmair.
Doch nicht neuer kaufmännischer Geschäftsführer des TSV 1860: Anton Hiltmair. © Privat

München - Die Löwen kommen einfach nicht zur Ruhe! Anton Hiltmair wird (vorerst) nicht neuer kaufmännischer Geschäftsführer des TSV 1860. Der Verwaltungsrat weigert sich, einen neuen Geschäftsführer abzusegnen, bevor nicht dringende Fragen bezüglich des Darlehensvertrages mit Hasan Ismaik geklärt sind.

Es ist ein Rumms mit womöglich schwerwiegenden Folgen. Schließlich könnte sich der streitbare Investor nun nicht mehr an sein Rettungsversprechen gebunden fühlen.

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Im Vorfeld hatte es Diskussionen um Hiltmair gegeben

Kein Wunder, dass dem neun-köpfigen Verwaltungsrat diese Entscheidung nicht leicht gefallen war. Bereits am Dienstagabend hatte das Gremium getagt und sich die Pläne des Münchner Immobilien-Unternehmers angehört. In diesem Vorstellungsgespräch konnte der 40-Jährige offenbar auch glaubhaft seine Löwen-Liebe dokumentieren. Genau daran hatten nämlich viele Sechzger-Anhänger zuvor erhebliche Zweifel angemeldet, nachdem Hiltmair früher mal ein Fan des FC Bayern gewesen war.

Diese rote Vergangenheit spielte für den Verwaltungsrat zunächst aber (noch) keine große Rolle. Viel wichtiger war für das e.V.-Gremium, dass der zwischen Präsidium und der HAM-Seite geschlossene Darlehensvertrag strittige Passagen enthält, bzw. der Investor an die Rettung der Löwen offenbar sehr weitreichende Bedingungen geknüpft hat.

Verwaltungsrat: Offene Fragen müssen erst geklärt werden

Wie der Verwaltungsrat in seinem am Freitagmittag veröffentlichten Statement schreibt, seien bei der Prüfung "relevante Fragen aufgekommen, die einer Beschlussfassung des Verwaltungsrats über die Bestellung eines Geschäftsführers bis zu deren Klärung entgegenstehen." Bedeutet: Erstmal kein neuer Geschäftsführer – egal ob dieser nun Hiltmair oder anders heißt.

Hauptkritikpunkt des Verwaltungsrates an dem Millionen-Deal mit der Ismaik-Seite ist eine "Vereinbarung, die es dem Mutterverein auf absehbare Zeit unmöglich machen könnte, wie bisher autonom Geschäftsführer bestellen oder abberufen zu können." Das aber würde die e.V.-Position im ewigen Gesellschafter-Streit gegenüber Ismaik massiv schwächen.

Heftiger Vorwurf: "Fingierter Beiratsbeschluss"

Ein weiterer klar formulierter und ziemlich heftiger Vorwurf lautet: "Darüber hinaus fingiert diese Darlehensvereinbarung einen angeblich bereits gefassten Beiratsbeschluss über die Bestellung von Anton Hiltmair zum Geschäftsführer der KGaA. Ein solcher Beschluss des Beirats wurde bis dato jedoch tatsächlich nicht gefasst." Wurde beim Darlehensvertrag etwa geschummelt, um die Rettung der Löwen sicherzustellen?

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So gesehen lässt sich das Statement auch als deutliche Kritik an Präsident Robert Reisinger und Co. verstehen, denn angesichts der vielen kritischen Fragen fordert der Verwaltungsrat nun: "Wir nehmen das Präsidium hiermit in die Pflicht, bezüglich der aufgeworfenen Fragen in den Dialog mit HAM International Ltd. zu treten, um eine tragfähige Lösung unter hinreichender Berücksichtigung der Mitgliederinteressen herbeizuführen." Ausgang ungewiss.

Die Löwen müssen also erstmal weiter ohne hauptamtlichen Finanz-Geschäftsführer auskommen, bzw. Sport-Boss Christian Werner muss diesen Job nach dem Aus von Oliver Mueller Anfang September weiter in Personalunion übernehmen.
Wie Isamik das alles wohl findet? Schließlich hatte der 47-Jährige für die neuerliche Rettung der Löwen – wie man jetzt weiß – nicht nur die Personalie Hiltmair zur Bedingung gemacht. . .  


Die Presserklärung des Verwaltungsrates im Wortlaut:

"Angesichts der wirtschaftlichen Schieflage der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA ist diese zur Abwendung der Insolvenz auf Fremdfinanzierung angewiesen. Das Präsidium des Vereins hat in diesem Zusammenhang eine Darlehensvereinbarung mit HAM International Ltd. unterzeichnet, von welcher der Verwaltungsrat erst sehr kurzfristig vor der am 31.10. abgelaufenen Frist zur Einreichung der notwendigen Nachweise im Rahmen der Lizenzierung beim DFB Kenntnis erlangt hat. Diese Darlehensvereinbarung soll die finanzielle Stabilität der KGaA für die nächsten zwei Jahre sicherstellen.

Der Verwaltungsrat ist sich darüber bewusst, dass HAM International Ltd. als Hauptgläubigerin großes Interesse daran hat, eine Insolvenz der KGaA zu vermeiden. Denn eine Insolvenz würde nicht nur den Verein, seine Mitarbeiter und seine Fans hart treffen, sondern auch erhebliche Nachteile für HAM International Ltd. bedeuten.

Im Rahmen der satzungsgemäßen Aufsicht sieht es der Verwaltungsrat als geboten an, dass derart grundlegende Verträge absolut rechtssicher und klar formuliert sind. Um dies zu gewährleisten, ebenso wie die Berücksichtigung der langfristigen Interessen des Vereins und seiner Mitglieder, hat der Verwaltungsrat die vom Präsidium unterzeichnete Darlehensvereinbarung einer eingehenden Prüfung unterzogen.

Dabei sind relevante Fragen aufgekommen, die einer Beschlussfassung des Verwaltungsrats über die Bestellung eines Geschäftsführers bis zu deren Klärung entgegenstehen. Dies gilt unabhängig von der Personalie Anton Hiltmair. Diese Fragen betreffen in erster Linie eine Vereinbarung, die es dem Mutterverein auf absehbare Zeit unmöglich machen könnte, wie bisher autonom Geschäftsführer bestellen oder abberufen zu können. Darüber hinaus fingiert diese Darlehensvereinbarung einen angeblich bereits gefassten Beiratsbeschluss über die Bestellung von Anton Hiltmair zum Geschäftsführer der KGaA. Ein solcher Beschluss des Beirats wurde bis dato jedoch tatsächlich nicht gefasst.

Gemäß Ziffer 11.3.6 lit. c der Satzung des Vereins muss das Präsidium die vorherige Zustimmung des Verwaltungsrats einholen, wenn es über die Bestellung von Geschäftsführern in Tochtergesellschaften entscheiden will. Diese vorherige Zustimmung ist nicht nur eine formale Hürde, sondern ein von der Satzung zwingend vorgeschriebenes Instrument, um die Geschäftsführung der KGaA auf eine solide und vertrauenswürdige Basis zu stellen.

Der Verwaltungsrat betont mit Nachdruck, dass er seine Verantwortung gegenüber dem Verein, seinen Mitgliedern und seinen Tochtergesellschaften sehr ernst nimmt. Entscheidungen über derart weitgehende Vereinbarungen bedürfen daher größter Sorgfalt und sollten unter Abwägung aller notwendigen Aspekte getroffen werden. Wir nehmen das Präsidium hiermit in die Pflicht, bezüglich der aufgeworfenen Fragen in den Dialog mit HAM International Ltd. zu treten, um eine tragfähige Lösung unter hinreichender Berücksichtigung der Mitgliederinteressen herbeizuführen."

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7 Kommentare
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  • Ultralöwe am 10.11.2024 23:49 Uhr / Bewertung:

    Mit dem Kandidaten Hiltmair hat das also nichts zu tun, aber mit dem erneutem Versagen des Präsidenten und Firmenberaters Reisinger. 😖 Wenn ein Präsident die eigene Satzung nicht kennt und sich ggf. nicht schon vorab mit dem VR abspricht, was kann der Mann eigentlich ausser nichts, richtig GARNICHTS !!! Reisinger muß endlich weg weil er jetzt schon dem eigenen Verein in nden Rücken fällt.

  • shark am 09.11.2024 11:26 Uhr / Bewertung:

    Redlich ist es für Klarheit und Wahrheit im Verein zu sorgen.
    60 steht schon lange nicht mehr auf "eigenen Löwenbeinen",sondern dies müssten korrekt als "Ismaikbeine" bezeichnet werden.
    Und diese Abhängigkeit dürfte dieser verstärkt zur Aushebelung von 50+1 ausnützen .Was bleibt dann von dem ehemals großen Verein bei dieser Struktur ?
    Diese Entwicklung ist allerdings durch eine unfähige Vereinsführung etc. selbstverschuldet.
    Mein Beitrag vom 2.11.2024.
    Reisinger hat mit seinem Vorgehen vorsätzlich den Verwaltungsrat umgangen und der Aushebelung der 50+1 Regelung durch Ismaik zugestimmt .Falls dies durch den Verwaltungsrat abgesegnet werden sollte,wird die 50+1 Regelung für 60 durch Ismaik nur noch auf dem Papier übrigbleiben.
    Grober Fehler von Reisinger-er sollte zurücktreten !

  • Löwenmandi am 08.11.2024 19:08 Uhr / Bewertung:

    Anscheinend will der VR nicht, dass man qualifizierte Beschäftigte hat.
    Also tut man weiter nichts zum Wohle des Vereins.

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