Nach dem Knall mit Ismaik: Ausstieg? Aber wie?

Nach der Eskalation zwischen 1860 und dem Investor sortieren sich beide Lager. Die Löwen müssen nun abwarten, ob Hasan Ismaik den Geldhahn zudreht und wann er seine Anteile verkauft
München - Und dann, nach dem Beben: Stille. Am Tag nach der Vertragsverlängerung von Trainer und Sportchef durch 1860-Geschäftsführer Robert Schäfer und der Ausstiegsdrohung von Investor Hasan Ismaik zogen die Beteiligten es lieber vor, zu schweigen.
Die Löwen können nur abwarten. Präsident Hep Monatzeder befindet sich bis zum 24. April auf Dienstreise in Münchens simbabwischer Partnerstadt Harare – und kann somit bis zur Delegiertenversammlung am 25. April, auf der er bestätigt werden soll, kaum mehr ins Geschehen bei 1860 eingreifen. Das Heft des Handelns hat Ismaik in der Hand, der dahei´ in Abu Dhabi mit seinem Anwalt Michael Scheele über „schwerwiegende Konsequenzen” debattiert. Was nun passieren könnte? Die AZ schildert drei Szenarien.
1. Ismaik forciert seine Verkaufspläne: Dass Ismaik seine Anteile verkaufen will, ist verbrieft – auch wenn das sein Cousin Noor Basha am Sonntag im „Blickpunkt Sport” dementierte. 27 Millionen Euro möchte er haben – in etwa das, was er bisher in den Klub gesteckt hat. Nach AZ-Informationen hat es bereits erste lose Treffen zwischen Ismaiks Makler und Interessenten gegeben, doch diese Summe zum jetzigen Zeitpunkt zu erlösen, dürfte angesichts des Chaos schwierig sein. Zumal Ismaik-Anwalt Michael Scheele erklärte, sein Mandant habe mehr Geld in 1860 investiert, als die Gesellschaft wert sei. Nur gemessen am Umsatz der KGaA (zwischen 22 und 25 Millionen Euro pro Jahr) ist das richtig. Finanzanalysten, mit denen die AZ sprach, taxierten den derzeitigen 1860-Wert, inklusive Markenwert, vorsichtig auf 35 bis 40 Millionen Euro. Ismaiks 60 Prozent der Anteile wären demnach also zwischen 21 und 24 Millionen wert. Am besten wäre für Ismaik, er verkauft seine Anteile nach einem Aufstieg. Da würde sich der Wert der Löwen auf einen Schlag verdoppeln. Allerdings müsste er dann noch ein Jahr warten bis zum Verkauf. Mindestens - und in der Zeit die Gesellschaft möglichst aufhübschen.
2. Ismaik kündigt den Dreijahresplan auf, kommt aber seinen anderen Zahlungsverpflichtungen auf: Dies ist die Lösung, auf die die Löwen-Bosse wohl mittlerweile hoffen. Laut den bei der DFL eingereichten Lizenzunterlagen plant 1860 wieder mit einem Kaderetat bis zu 9,5 Millionen Euro. Reduziert werden kann der Betrag nicht mehr. Sollten die Zuschauerzahlen nicht einbrechen und die Mannschaft nicht erfolgloser spielen als heuer, könnten die Löwen den Etat zumindest kommende Saison fast komplett ohne zusätzliche Millionen-Spritzen Ismaiks bestreiten – der vielzitierte Plan B.
Ganz ohne den Investor geht es aber nicht. Das strukturelle Defizit (zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro pro Jahr) müsste Ismaik weiter auffangen. Bis zum 23. Mai müssen rund zwei Millionen Euro auf dem Konto sein. Ansonsten drohen empfindliche Strafen durch die DFL – von Punktabzügen bis zum Lizenzentzug. Zahlen müsste, trotz des Streits: Ismaik. „Wenn es ums Geld ging, ist er bisher immer rational geworden. Ismaik ist seinen Zahlungsverpflichtungen immer nachgekommen. Wir gehen davon aus, dass dies auch diesmal geschieht”, sagte einer aus der Klub-Spitze der AZ.
Der Vorteil dieser Lösung: Ismaik würde den Löwen jetzt zwar weh tun, würde aber nicht die Lizenz und sein Investment riskieren – und könnte zu einem späteren Zeitpunkt den Dreijahresplan wieder aufnehmen. Um womöglich doch den Aufstieg zu forcieren und seinen Anteilsverkauf zu erleichtern. Oder am Ende sogar so zufrieden und glücklich zu sein mit seinen Löwen, dass er endlich ein Derby gegen den FC Bayern in der Allianz Arena erleben kann.
3. Ismaik dreht komplett den Geldhahn zu: Der Investor würde sein Geld in den Wind blasen. Die Löwen müssten kurzfristig die zwei Millionen Euro für die DFL auftreiben, um die Lizenz nicht zu riskieren – und auch danach auf ein Wunder hoffen. Zappenduster würde es werden, sollte Ismaik sich sogar weigern, die vom Vermarkter HI2, der ihm zur Hälfte gehört, garantierte Summe von 5,5 Millionen Euro zu leisten. Schäfer könnte das Geld dann zwar einklagen, doch bis es da eine Urteil gäbe, wäre 1860 längst insolvent.