"Musst eiskalt sein und die Zweikämpfe gewinnen": Der TSV 1860 hat eine Topspiel-Allergie

Rostock - Bei der Kogge gab es für die Löwen nichts zu holen. Wieder einmal. Der letzte Sieg in Rostock datiert von 2008. Damals erzielte Benny Lauth den Siegtreffer für 1860. Ein Klabautermann-Fluch lastet seitdem über den Münchnern und Patrick Glöckner.
"Das Ergebnis geht meiner Meinung nach am Ende in Ordnung", sagte der Sechzig-Coach, der selbst zu seiner Zeit als Hansa-Trainer noch nie im Ostseestadion gewonnen hat, nach der 0:1-Pleite. "Es tut weh, wenn du nach vier Spielen so unglücklich, aber verdient verlierst", meinte dazu sein Kapitän Jesper Verlaat.
Glöckner über TSV 1860 München: "Wenn du hier gewinnen willst, musst du eiskalt sein"
Was sich an der Ostsee aber vor allem zeigte: Der Löwe ist einfach noch nicht reif genug, um es mit der Crème de la Crème der Dritten Liga aufzunehmen. Man kann gar von einer Giesinger Topspiel-Allergie sprechen.
Gegen die Big Five – Dresden, Cottbus, Saarbrücken, Bielefeld und eben Rostock – gab es in dieser Saison nur zwei Siege. Ein 1:0 bei der Arminia und ein 5:1 gegen Energie. Ansonsten hagelte es zum Teil herbe Klatschen wie beim 2:5 im Dresdner Rudolf-Harbig-Stadion.

"Wenn du hier gewinnen willst, musst du eiskalt sein und die Zweikämpfe gewinnen", zählte Glöckner die Tugenden auf, die seine Mannschaft für einen Dreier gegen Rostock gebraucht hätte. Vor allem bei Letzterem taten sich die Münchner extrem schwer.
Nahezu jeder zweite Ball ging an die Norddeutschen, die nicht zu Unrecht den Titel "Heimstärkste Mannschaft der Liga" tragen. Daran konnte auch die Halbzeitansprache von Glöckner, die genau das thematisierte, nichts ändern.
Rostock zeigt den Löwen was Topteams auszeichnet
"Wenn wir den Ball hatten, haben wir ihn unwahrscheinlich schnell abgegeben", kritisierte der Löwendompteur. Verlaat fügte hinzu: "Wir hatten es dadurch schwer, Nadelstiche zu setzen." Genauer gesagt, gelang den Münchnern nur ein einziger Angriff an der Ostsee. Außenverteidiger Tim Danhof hätte nach fünf Minuten den Rostockern den Wind aus den Segeln nehmen können, doch scheiterte aus kurzer Distanz.

Patrick Hobsch, Dickson Abima und Soichiro Kozuki bekamen hingegen nicht einmal die Chance, sich in die Torschützenliste einzutragen. Auf der anderen Seite zeigte Rostock den Giesingern, was ein Topteam der Liga auszeichnet. Kaltschnäuzigkeit. Felix Ruschke versenkte einen von zwei Torschüssen. "Dann läufst du natürlich der Musik hinterher", so Glöckner. Eine Aufholjagd gelang dem TSV 1860 nicht mehr. Auch, weil laut Verlaat nicht alle Löwen-Kicker "bei 100 Prozent" waren.
TSV 1860 hat keine Hammer-Spieler mehr vor der Brust
Woran das lag? "Vielleicht hast du im Hinterkopf immer noch dieses Positive von den vier Siegen und denkst, es geht von alleine", suchte Glöckner nach Erklärungsansätzen. Der Coach versprach, dass man in den kommenden Tagen nochmal eine genauere Ursachenforschung betreiben wird.
Gut für Glöckner: In dieser Saison kommt kein einziges Topspiel mehr auf die Giesinger zu. Es geht an den letzten drei Spieltagen nur noch gegen Mannschaften aus dem Tabellenmittelfeld. Rot-Weiss Essen, SC Verl und Erzgebirge Aue heißt der Fahrplan für den Endspurt.
In der Sommerpause kann Glöckner, der wohl bald seinen auslaufenden Vertrag verlängern wird, an diesen Erkenntnissen ansetzen. Immerhin soll der TSV 1860 selbst wieder zu einem gefürchteten Topteam der Dritten Liga werden. Auch gegen den Aufstieg in die 2. Bundesliga hätten die Löwen-Fans nichts. Dafür braucht's freilich ein Anti-Topspiel-Allergikum für die Löwen – und das ist zu Glück schon geordert. Kevin Volland, dessen Rückkehr den Löwen-Kosmos elektrisiert, soll auch gegen die Topmannschaften für Wow-Momente sorgen. Ob er dieser Erwartungshaltung gerecht wird?