Mr. X – so muss er sein
München - Er ist gefunden. Das ist jetzt immerhin auch offiziell klar. Doch wer ist Er überhaupt? Wer ist dieser neue Trainer, der den TSV 1860 alle Miseren der letzten Jahre – inklusive zweier Fastabstiege in die Niederungen der 3. Liga vergessen lassen soll? Der Verein schweigt beharrlich und – im Löwenreich ein echtes Wunder – die Personalie bleibt bislang wirklich noch geheim.
Doch diese Phase der Ungewissheit trägt nicht zur allgemeinen Beruhigung bei – im Gegenteil: Die Gerüchte schweifen in eine ungeahnte Realitätsferne. Aus dem Vereinsumfeld waren zuletzt Namen wie Bert van Marwijk, Steve McClaren und gar Manuel Pellegrini zu hören. Das neueste solcher Gerüchte, wie „Bild“ am Donnerstag berichtete: Investor Ismaik soll Thorsten Fink verpflichtet haben – ohne Wissen von Sportchef Kreuzer. Auch falsch.
Erklärung der Löwen: Trainer gefunden - kein internationaler Startrainer
Am Donnerstag sahen sich die Löwen genötigt, eine Erklärung zu verfassen, der eine Bestätigung zu entnehmen war: „Wir haben unsere Entscheidungsfindung abgeschlossen.“ Dazu der Hinweis, dass es kein internationaler Startrainer werde. Bleiben „alte“ Namen wie Mirko Slomka und Markus Gisdol. Dazu gesellen sich Spekulationsobjekte wie Christian Gross (sucht nach dem Double-Sieg mit dem saudischen Klub Al-Ahli eine neue Herausforderung) und André Breitenreiter (sucht nach erfolglosem Engagement auf Schalke eine kleinere Herausforderung).
Auch Bernd Schuster, Michael Frontzeck, Kosta Runjaic und Alexander Zorniger wurden genannt. Ein anderer Kandidat dürfte es nicht mehr werden: Franco Foda. Dessen Berater Max Hagmayr ließ im Gespräch mit der AZ durchblicken, zuletzt nichts von den Löwen gehört zu haben. Während die Identität des neuen Trainers das bestgehütete Geheimnis von Giesing darstellt, zeigt die die AZ, welche Vorzüge vergangener Sechzger-Trainer der Neue braucht, um zum ultimativen Löwen-Dompteur zu werden. Fachkompetenz? Klar. Ein dickes Fell im traditionell unruhigen Umfeld? Unabdingbar. Dazu braucht er…
Erfolg wie Lorant, Motivationskünste von Bierofka
Den Erfolg von Werner Lorant: Selbst heute noch wünschen sich einige wehmütig in die Vergangenheit blickende Fans den beinharten Schleifer zurück. Lorant übernahm die Blauen als Drittliga-Meister, marschierte in die Bundesliga durch und wurde durch den Erfolg und seine knallharte Art zur Legende. Von solchen Sphären träumen eingefleischte Fans wie Hasan Ismaik gleichermaßen, doch nach dem heute 67-Jährigen folgten ganze 19 Engagements von 17 Trainern, von denen sich einige an Erfolglosigkeit scheinbar überbieten wollten.
Die Innovativität von Ricardo Moniz: Nein, Sechzig wurde nicht Meister. Und einen 18-jährigen Julian Weigl zum Kapitän zu machen, zählt nicht zu den cleversten Entscheidungen. Doch seine Art, Fußball 24 Stunden am Tag zu leben, bewegte nicht nur den scheidenden Torjäger Rubin Okotie dazu, Moniz als seinen Lieblingstrainer anzuführen. Dessen Art, neue Wege zu gehen, entfachte große Euphorie. Mit einer Prise mehr Realismus und einer anderen Außendarstellung wäre er wohl nicht nach sieben Spieltagen verjagt worden.
Lesen Sie auch: Berater bestätigt Interesse: Wird dieser Bulle bald ein Löwe?
Das Talent-Händchen von Torsten Fröhling: Das Kapital der Löwen ist die Jugend. Künftig soll das preisgekrönte Nachwuchsleistungzentrum mit Ismaiks Unterstützung noch mehr gefördert werden, wie der neue Strategie-Ausschuss kundgetan hatte. Damit das blaue Tafelsilber künftig optimal in die Profi-Mannschaft eingebaut werden kann, muss neben U21-Rückkehrer Bierofka auch der Chefcoach ein gutes Händchen haben. Der allseits beliebte Kumpeltyp Torsten Fröhling hat’s vorgemacht.
Die Emotionalität von Daniel Bierofka: Der Löwen-Retter der letzten Spielzeit schlechthin. Die absolute Identifikation des 37-Jährigen mit seinem Verein ist nicht nur auf dem Trainermarkt unmöglich zu finden, sondern überhaupt sehr selten. Ein Scheibchen von Bierofkas Motivationskünsten und seiner Emotionalität und Leidenschaft könnte auch der große Unbekannte gebrauchen.