Moniz: Der gefräßige Philosoph

Der neue Löwen-Coach Ricardo Moniz stellt sich vor. Er spricht von einem „Schlüsseljahr“ für 1860 und will sieben neue Spieler holen
Filippo Cataldo |
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Offizielle Vorstellung: Ricardo Moniz ist neuer TSV-1860-Coach. Die Bilder von der Pressekonferenz
Rauchensteiner Offizielle Vorstellung: Ricardo Moniz ist neuer TSV-1860-Coach. Die Bilder von der Pressekonferenz

München -  Allein diese Hose! Mit Samtbesatz oben, nach unten verjüngend und am Ende noch zwei offene Druckknöpfe. Dazu bestickte Boots und eine enge Jacke. So elegant und stilsicher ist wohl noch kein Löwen-Trainer zu seiner Vorstellung erschienen. Ricardo Moniz hat tatsächlich einen Smoking angezogen für diesen Tag, der bei 1860 mal wieder eine Zeitenwende einläuten soll. „Ich bin sehr glücklich und stolz, dass ich hier sein darf“, sagt Moniz aber erstmal nur.

Glücklich, weil ihn, der 2010 von Hamburg nach Salzburg ging und danach in Ungarn und Polen arbeitete, jetzt wieder jemand nach Deutschland geholt hat. „Wenn du einmal in Deutschland arbeiten durftest und dann weggehst, dann beginnst du Deutschland zu vermissen“, sagt Moniz. Aus dem Mund eines Niederländers mit portugiesischen und surinamesischen Wurzeln, der wie Louis van Gaal spricht, wie ein Italiener gestikuliert und mit seinem Gesicht, seinen Locken und seinem Smoking einen veritablen Mariachi-Sänger in einem modernen Western abgeben könnte, klingt das erstmal ein wenig komisch.

Doch Moniz geht es, das stellt er gleich klar, um den Arbeits-Ethos. „Die Deutschen sind immer bereit, mehr zu trainieren als die anderen, um erfolgreich zu sein. Die Deutschen wollen immer Erfolg. Die Leute hier haben wirklich Hunger, das gefällt mir.“

Überhaupt scheint „Hunger“ eines von zwei deutschen Lieblingswörtern des neuen 1860-Trainers zu sein. Das zweite lautet: Philosophie. Die ist recht schnell umschrieben:

Sei positiv! „Wir sind positiv, ich habe von Poschi (Sportchef Gerhard Poschner, die Red.) gehört, dass hier viele nicht positiv sind. Die Leute aber aber müssen positiv denken, vom Platzwart bis zu den Journalisten“, sagt Moniz. „Man muss mit Spaß an die Sache herangehen, aber jeden Tag bereit sein, hart an sich zu arbeiten.“

Spiel schön! „Die Spieler müssen kapieren, dass sie vor allem für die Leute spielen, das Publikum ist das Wichtigste. Die Fans wollen schönen Fußball sehen. Schön spielen bedeutet aber immer auch erfolgreich. Es geht immer nur ums Gewinnen.“ Die Löwen mögen zwar keinen Tabellenplatz als Ziel ausgeben, doch Moniz sagt auch: „Das ist ein Schlüsseljahr. Wenn die letzten zehn Jahre nichts passiert ist, dann musst du auch mit dem Gewinnen anfangen.

Hol’ dir Charakterköpfe ins Team! „Wir müssen Ausnahmespieler kreieren in der Jugend, Spieler mit einem gewissen Extra. Und wir müssen Ausnahmespieler holen. Spieler mit Extra-Qualitäten sind nicht immer die einfachsten Typen. Vielleicht holen wir auch talentierte Spieler, die in anderen Verein nicht so erfolgreich waren. Ich mag schwierige Charaktere. Die Spieler müssen ein gutes Herz haben, aber sie dürfen eigenwillig sein.“

Lebe es vor! „Ich kann niemanden besser machen, aber ich kann vorleben, wie man sich verbessern kann. Ich habe den Fußball nicht erfunden, aber ich kann helfen, das Extra rauszuholen. Du musst jeden Tag so angehen, als ob es dein Letzter wäre. Du musst bereit sein, dich verbessern zu wollen. Nur ein Prozent der Spieler sind Naturtalente, die anderen müssen an sich arbeiten. Wir brauchen Idealismus!“

Was der Trainer außer seinen Ideen und der Arbeit noch braucht, um Erfolg zu haben? „Zwei Stürmer, einen Außenspieler, zwei Mittelfeldspieler, Innenverteidiger, Außenverteidiger. Fast eine ganze Mannschaft“, sagt Moniz. Die Vorstellungen sind klar. Gut, dass die sich ziemlich genau decken mit den „sechs bis acht<MD>“ Neuzugängen, von denen Poschner immer gesprochen hat. Der Wechsel von Ilie Sánchez, dem Kapitän von Barcelona B, nach Giesing wird aller Voraussicht nach in den nächsten Tagen verkündet. Von ihm hält Moniz, der als Vorbilder Johan Cruyff und seinen Mentor Wiel Coerver nennt, viel. „Er ist ein Sechser, ein Typ, wie wir ihn brauchen. Aber auch er dürfte die zweite Liga nicht unterschätzen.“

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