Monatzeder macht's Hep, hep, hurra?
MÜNCHEN - Eigentlich hätte Otto Steiner ahnen können, dass so etwas wie ein Konklave nicht funktionieren würde beim TSV 1860. Noch am Donnerstagabend erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass das Gremium „weiterhin hinter verschlossenen Türen tagen” und sich erst wieder zur Präsidentenfrage äußern wollte, wenn „eine abschließende Entscheidung gefallen ist”. So die Theorie.
Denn dies sollte diesen Donnerstag geschehen, nach der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch. Nun ist zwar noch kein weißer Rauch aufgezogen, aber hellgrau ist er schon. Die Löwen haben offenbar einen Kandidaten gefunden für die Nachfolge des von den Intrigen im inneren Führungszirkel zermürbten Dieter Schneider: Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder.
Am Sonntagabend meldete der „Münchner Merkur”, dass Geschäftsführer Robert Schäfer und Monatzeder das Wochenende in Abu Dhabi bei Investor Hasan Ismaik verbracht hätten. Wie der AZ von zwei Quellen bestätigt wurde, verfehlte das Treffen nicht sein Ziel. Ismaik scheint nichts gegen einen Kandidaten Monatzeder zu haben. Und auch Monatzeder soll sich der Wahl durch die Mitglieder stellen zu wollen.
Folgt auf den asketischen Schneider mit dem passionierten Tänzer, Schlagzeuger und Taucher Monatzeder ein Lebemann auf dem wichtigsten Vereinsposten? Heißt es bald Hep, hep, hurra bei 1860?
Was spricht für Monatzeder? Der 61-Jährige kennt 1860 und ist überaus krisenerprobt. Als Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Kliniken weiß er ganz genau, wie holprig die Konsolidierung eines Unternehmens verlaufen und welche Fehler dabei gemacht werden können. Als Politiker kann er zudem mit Kritik umgehen. Bei 1860 begleitete er als Aufsichtsrat lange sowohl den verstorbenen Ex-Präsidenten Karl-Heinz Wildmoser – am Ende sogar etwas kritisch – als auch die Präsidien seit 2009.
Hätte Monatzeder genügend Zeit? Monatzeder war gestern im Auftrag der Stadt in Erlangen unterwegs, bei einem Treffen der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen (AGFK), und war für eine persönliche Stellungnahme nicht zu erreichen. Doch nach den Stadtratswahlen im März 2014 wird er aus der Politik ausscheiden, nach fast 17 Jahren als Dritter Bürgermeister. Genügend Zeit hätte er dann.
Wieso könnte ihn das Präsidenten-Amt reizen? Monatzeder ist schlicht zu umtriebig, um sich nach dem Ende seiner politischen Laufbahn komplett ins Privatleben zurückzuziehen. Bereits im März 2006 liebäugelte er kurz mit einer Kandidatur, musste aber, wie er damals der AZ verriet, feststellen, dass „da erst mal ein paar Jahre ins Land ziehen” müssten. Wenige Monate später zog sich Monatzeder zurück von 1860 – um jetzt sieben Jahre später doch Präsident zu werden?
Was spricht gegen Monatzeder? Auch er hat als Aufsichtsrat nicht verhindert, dass die Löwen sich 2011 fast in die Insolvenz gewirtschaftet hatten. Trotz seiner am Schluss kritischen Haltung zu Wildmoser galt er auch damals lange als Abnicker. Monatzeder würde nicht für einen Neuanfang stehen bei 1860. Ob sich die traditionell eher konservative Löwen-Basis zudem mit einem grünen Präsidentschaftskandidaten anfreunden könnte, ist fraglich. Monatzeders Verhältnis zum Fanclub-Dachverband Arge gilt als gestört. „Ich weiß, dass mir die Leute von der Arge nicht wohl gesonnen sind”, sagte er schon 2006. Den kritischen Fangruppen wie Pro 1860 dagegen könnte Monatzeders alte Verbindung zu Wildmoser nicht gefallen. Monatzeder müsste bis zur Mitgliederversammlung im Mai oder Juni einige Überzeugungsarbeit leisten.
Aber mit Wahlkampf kennt er sich ja aus.