Möhlmann: "Wundert mich nicht, dass wir erfolgreich sind"

Vor dem Spiel gegen den TSV 1860 spricht FSV-Trainer Möhlmann über seine erfolgreiche Arbeit in Frankfurt und das Gespür für die richtigen Spieler
von  Maximilian Wessing, Markus Merz

MÜNCHEN 

AZ: Herr Möhlmann, obwohl Sie mit dem FSV Frankfurt die deutlich geringeren Mittel zur Verfügung haben, stehen Sie nach zwölf Spieltagen recht deutlich vor den Löwen. Wundert Sie das?

BENNO MÖHLMANN: Es wundert mich nicht, dass wir erfolgreich sind. Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen. Das hat Gott sei Dank oft geklappt.

Dennoch müssen Sie doch ein Erfolgsrezept haben, wie Sie Ihre Mannschaft so weit nach oben geführt haben.

Ich arbeite hier in Frankfurt wie auch sonst überall vorher, nämlich mit Ernsthaftigkeit, aber auch dem nötigen Spaß. Dennoch haben wir viel Luft nach oben.

Sie sind bekannt dafür, dass Sie immer wieder gute, junge und vor allem günstige Spieler für ihre Vereine finden. Früher in Fürth, jetzt beim FSV Frankfurt. Wie schaffen Sie das?

Hier in Frankfurt macht das vor allem unser Manager Uwe Stöver, deshalb will ich da gar nicht groß in seine Arbeit reinreden. Aber es stimmt schon, dass es schwierig ist, ohne große Mittel gute Spieler zu finden – gerade im Offensivbereich. In Frankfurt, und früher zum Teil auch in Fürth, sind wir deshalb den Weg gegangen, über ausgeliehene Spieler Qualität zu finden. Roshi, Verhoek und Leckie sind dafür gute Beispiele.

Wobei für einen Trainer, der langfristig arbeiten will, das doch auch nicht der Paradeweg ist?

Der Weg ist sicher nicht optimal, weil man die Spieler dann nach einem halben Jahr oder Jahr wieder abgeben muss. Aber wenn alle davon profitieren, wie im Moment bei uns, dann ist das auch okay.

Wann macht ein Leihgeschäft Sinn? Andere Vereine wie der TSV 1860 gehen diesen Weg ja nicht.

Man muss eben schauen, dass man die richtigen Jungs holt. Die Spieler müssen voll hinter der Leihe und dem Projekt stehen und dürfen das nicht als ein Abschieben begreifen. Generell macht es mir persönlich sehr viel Spaß mit diesen jungen Leuten zu arbeiten. Wenn du Spieler mit 30 holst, dann kannst du denen oft nicht mehr viel beibringen, weil sie meinen schon alles zu können. Das kenne ich ja noch von mir selbst. Und bei Leihspielern aus der ersten Liga kann man sich zudem sicher sein, dass sie gute Fußballer sind.

Sie sind seit 1992 Trainer, der FSV ist Ihr siebter Klub – und Sie sind auch schon einige Male von Ihrem Amt zurückgetreten.

Manche Dinge sind als Trainer nicht steuerbar. Ich bin Pragmatiker und möchte die Dinge nicht nach moralischen Gesichtspunkten ordnen. Es stimmt: Ich habe in meiner Karriere schon häufig selbst gesagt: jetzt ist Schluss. Denn Fußball macht nur Spaß, wenn die anderen Personen im Verein hinter dir stehen. Dann arbeite ich auch in schwierigen Situationen gerne. Wenn zu viele jedoch nur auf sich schauen, macht es keinen Spaß mehr.

Beim TSV 1860 steht Reiner Maurer unter Druck. Bei einer Niederlage gegen Ihren FSV könnte die Klubspitze nervös werden.

Ich kann und möchte kein psychologisches Gutachten über die Löwen erstellen. Aber ich habe 1860-Präsident Dieter Schneider vor einiger Zeit kennengelernt, als ich noch Trainer in Ingolstadt war. Er hat auf mich einen sehr vernünftigen Eindruck gemacht und ich kann mir nicht vorstellen, dass er – und die restlichen Verantwortlichen – die Zukunft des Trainers von einem Spiel abhängig machen.

Sie halten nichts von so genannten End- oder Schicksalsspielen für Trainer?

Wenn der Vorstand mir sagen würde: Das nächste Spiel ist für Ihre Zukunft entscheidend, dann würde ich freiwillig gehen. Wenn andere keine Lust mehr auf mich haben, akzeptiere ich das. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das bei den Löwen so ist.

Zumindest ihre Aufstiegsambitionen müssten die Löwen bei einer Niederlage am Sonntag wohl begraben.

Reiner Maurer und die Mannschaft sind erfahren genug, mit der richtigen Einstellung in die Partie zu gehen. Aber umso besser wir spielen, desto schwieriger wird es für 1860. Derzeit sind Braunschweig, Hertha und Kaiserslautern sehr stabil in der Liga. Wenn sie diese Form halten, werden sie aufsteigen. Da muss die Konkurrenz schon auf einen Einbruch hoffen.

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