Mitbringsel aus München: Lienen lockt Löwen-Stars

Der Trainer verabschiedet sich offiziell vom TSV 1860, und deutet an, den ein oder anderen Profi mit zu Olympiakos Piräus nehmen zu wollen: "Es gibt Spieler hier, die sehr interessant sind."
von  Abendzeitung
Will von Flucht nichts hören: Ewald Lienen, der Ex-Trainer der Löwen mit Manfred Stoffers.
Will von Flucht nichts hören: Ewald Lienen, der Ex-Trainer der Löwen mit Manfred Stoffers. © Marco Plein

Der Trainer verabschiedet sich offiziell vom TSV 1860, und deutet an, den ein oder anderen Profi mit zu Olympiakos Piräus nehmen zu wollen: "Es gibt Spieler hier, die sehr interessant sind."

MÜNCHEN Manfred Stoffers strahlte, Ewald Lienen schien verbittert. Man hätte es andersrum erwartet. Als der Löwen-Geschäftsführer und der nunmehr ehemalige Trainer Donnerstagmorgen ihre Trennung auch offiziell besiegelten, wirkte Stoffers so, als verabschiede er schweren Herzens einen guten Freund. Lienen dagegen, der sich zu Olympiakos Piräus vergriecht, fühlte sich falsch verstanden. „Ich flüchte nicht aus München“, sagte er mit bitterem Ton. „Böswillig und unverschämt“ sei es, ihm, der nur zwei Wochen vor Trainingsbeginn seine Mannschaft verlässt, so etwas zu unterstellen. „Ich werde einfach nur eine riesige Chance wahrnehmen. Zweimal habe ich in meiner Karriere wegen Loyalität zu meinem Verein die Chancen ausgeschlagen, zu einem Spitzenklub zu gehen. Diesmal musste ich sie nutzen“, erklärte er sein Handeln.

Wie auch immer: Am Samstag fliegt Lienen nach Athen – am Montag schon ist Trainingsauftakt beim griechischen Rekordmeister, wo Lienen einen Vertrag bis 2012 erhält. Womöglich wildert er vorher aber noch im Löwen-Gehege, um den Kader seines neuen Klubs ein wenig auf Vordermann zu bringen. „Es gibt Spieler hier bei den Löwen, die sehr interessant sind. Dass ich über sie nachdenke, ist klar“, sagt Lienen. „Ich weiß aber nicht, ob 1860 bereit ist, sie abzugeben.“

Das wären die Löwen wohl – allein, der Ablösesummen wegen. „Bei Preisen werden wir allerdings keine Freunde mehr sein. Machen wir Geschäfte, sind wir Fremde“, stellte Stoffers vorsichtshalber schon mal klar.

Wen Lienen mitnehmen könnte? Dass der 56-Jährige fußballerisch auf José Holebas (Vertrag bis 2011) steht, das ist bekannt. Er selbst schulte den einstigen Offensivmann zum Linksverteidiger um und glaubt, dass er noch besser werden könnte. Vor allem aber: Die Löwen würden Holebas gerne verkaufen, ein möglich scheinender Wechsel nach Mainz hat sich aber bisher nicht realisieren lassen. Für etwas mehr als eine Million Euro wäre Holebas für Lienen zu haben.

Ähnliches gilt für Antonio Rukavina (Vertrag bis 2012). Der WM-Teilnehmer könnte zwar nur zu Olympiakos wechseln, wenn der Vizemeister der vergangenen Saison einen der fünf Nicht-EU-Ausländerplätze frei macht. Dies aber werde laut Lienen bald geschehen. „Der ein oder andere wird den Verein noch verlassen. Es werden also Plätze im Kader frei“, meinte er. Und so könnte Lienen den Löwen zum Abschied noch zu ein paar Milliönchen verhelfen. „Wir haben noch über nichts gesprochen“, sagte er zwar, die Betonung liegt hier aber auf dem „noch“.

Bei der Wahl seines Nachfolgers wird Lienen sich nicht mehr einmischen. Doch der steht ja in Reiner Maurer ohnehin so gut wie fest. „Ich wünsche ihm, dass er erfolgreicher ist als ich“, meinte Lienen noch. Tatsächlich war Lienens Bilanz bei den Löwen rein punktemäßig ja eher durchschnittlich. In 36 Spielen holte er 14 Siege, sieben Remis und 15 Niederlagen. „Ich hätte sehr gerne die Hoffnungen der Fans erfüllt. Leider ist uns das nicht gelungen“, meinte Lienen zum Abschied. Daran darf sich jetzt Maurer versuchen.

Marco Plein

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.