„Mit Gerede baut man kein Stadion“

Der Fan des TSV 1860 begleitet die Mannschaft seit Jahrzehnten.
AZ: Herr Hell, Löwen-Investor Hasan Ismaik kündigte via Facebook mal wieder an, ein neues Stadion zu finanzieren. Ist das noch glaubhaft?
FRANZ HELL: Nein, natürlich nicht. Ich halte überhaupt nichts mehr für glaubhaft, was er sagt. Jeden Tag steht was anderes drin. Es gibt keine verlässlichen Aussagen, was er in den letzten Monaten alles gesagt hat. Mit Gerede baut man kein Stadion.
Von einem neuen Stadion mit der Identität der Löwen schreibt Ismaik. Ein Traum für jeden Löwen-Fan, oder?
Das wäre ein Traum für einen Löwen-Fan. Vor drei, vier Jahren hat er das auch schon mal angekündigt. Das hätte er längst machen können. Ein eigenes Stadion bringt auch nichts, wenn ich einen Viertligisten habe.
In der Allianz Arena fühlen sich die Löwen-Fans nicht sehr wohl.
Das ist natürlich ein Problem. Wir haben seit Jahren keine richtigen Heimspiele mehr. Das Stadion ist zu groß für unsere derzeitigen Leistungen. Nur wenn wir im oberen Drittel der zweiten Liga mitmischen würden, könne ich mir vorstellen, dass wir da 20 000 bis 30 000 Zuschauer zusammenbringen.
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Von einer Rückkehr ins Grünwalder Stadion versprechen sich viele Fans die Kehrtwende. Sind das berechtigte Hoffnungen?
So einfach mache ich es mir nicht. Auch im Grünwalder hatten wir Spiele mit ein paar hundert Zuschauern. Auch dort hängt der Zuspruch vom sportlichen Erfolg ab. Aber den würde man im Grünwalder eher erreichen, da gibt es Heimspielatmosphäre.
Manche Fans würden lieber ohne Investor in einer unteren Liga antreten.
Die Leute könnten dann wieder enger zusammenrücken. Natürlich wären Gegner wie Memmingen oder Buchbach nicht so attraktiv. Ich möchte nicht runter, aber ich würde den Weg mitgehen. Wahre Liebe kennt keine Ligazugehörigkeit.
Ismaik wollte von Präsident Peter Cassalette wissen, was die Fans von seinen Facebook-Posts halten. Was halten die Fans denn davon?
Es machen sich alle Leute nur noch lustig darüber. Es ist nicht die Schuld der Fans, aber es wird auf unserem Rücken ausgetragen. Der Verein wird derzeit wie ein Ochse am Nasenring durch die Arena geführt. Es will keiner mehr lesen, was da auf Facebook verzapft wird.
Sind Sie enttäuscht von ihm?
Wenn er ein Freund von Sechzig ist, soll er das zeigen. Er soll den Worten Taten folgen lassen. Ich habe am Anfang große Hoffnungen in ihn gesetzt. Unter einem verlässlichen Partner stelle ich mir aber was anderes vor. Da bin ich sehr, sehr enttäuscht.