Miller zur Sturmkrise: "Das ist zu wenig!"
München - Der TSV 1860 scheint in der laufenden Saison einen neuen Spielertypen erfunden zu haben. Das Profil: Er ist zumeist in der Offensive zu finden. Er läuft, kämpft, rackert und lauert – doch sein Hauptjob kommt dabei zu kurz. Denn am Ende jagt der blaue Tor-Verweigerer den Ball überallhin. Nur nicht in die Maschen.
Mal wieder, insgesamt schon zum achten Mal in der Saison, haben die Löwen bei der Nullnummer in Braunschweig kein Tor geschossen. „Das ist zu wenig. Der Ball geht einfach nicht rein“, sagt Kultlöwe Thomas Miller der AZ. Klägliche acht Treffer in 14 Spielen sind nach wie vor absoluter Negativ-Rekord in der einst ruhmreichen, mittlerweile tristen Historie der Sechzger. Für Miller, als erstklassiger Verteidiger Teil des bisher letzten Löwen-Aufschwungs, steht fest: Der Tabellen-Vorletzte der 2. Liga muss im Winter personell nachlegen. „In der Winterpause brauchen wir ein paar Spieler – unbedingt! Bei den wenigen Toren natürlich auch ein Stürmer. Es darf jetzt keine Ausreden mehr geben.“
Torjäger gesucht - Thy ging Sechzig durch die Lappen
Denn die gab es vor der Saison, so der Bundesliga-Aufsteiger von 1994: Als die Löwen im Sommer auf Stürmersuche waren, habe er, gemeinsam mit den weiteren Beiräten des Notpräsidenten Sigi Schneider, Meisterlöwe Peter Grosser und Kult-Trainer Karsten Wettberg, den Verantwortlichen einen Spieler wärmstens ans Löwenherz gelegt: Lennart Thy, Torjäger vom FC St. Pauli.
„Wir waren uns einig, dass der ein richtig Guter wäre“, erzählt Miller. Ganz blind sind sie also nicht, die Verantwortungsträger bei den Löwen. Nur: Auf die Reihe gekriegt haben sie den Deal nicht. Miller:„Es hieß damals nur: Für den ist kein Geld da.“ Thy spielt – und trifft – daher weiter für Pauli: Am Montag netzte der 23-Jährige, der spätestens jetzt nicht mehr zu haben ist, gegen Fortuna Düsseldorf beim 4:0-Sieg satte vier Mal ein.
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Alleine durch den Viererpack in diesem Spiel hat der Paulianer, mehr Tore auf dem Konto als der Top-Torjäger der Löwen, Marius Wolf mit drei Treffern. Mit insgesamt fünf Toren (und zwei Assists) hat Thy fünfmal so viele Buden wie der beste nominelle Löwen-Stürmer Rubin Okotie. Mit einem mickrigen Liga-Treffer ist er meilenweit entfernt von der Form der vergangenen Spielzeit mit zwölf HinrundenTreffern. Auch sein Siegtreffer im Pokal gegen Mainz kann darüber nicht hinweg täuschen.
"Auch Investor Ismaik muss Farbe bekennen"
Stefan Mugosa, nach der gescheiterten Thy-Verpflichtung einzige „Verstärkung“ im Sturm, ist bisher keine solche, sondern Tor-Verweigerer Nummer zwei. In der 2. Liga steht für den Ex-Lauterer in 482 Spielminuten noch die Null, im Pokal hatte er wie Okotie nur gegen Mainz eine Erfolgserlebnis – er traf.
Dritter Mann im Bunde und eher der Vollständigkeit halber aufgeführt: Fejsal Mulic, letzter verbliebener Mittelstürmer. Der Serbe hat mit seinen Kollegen genau einen Torjubel im Pokal (gegen Hoffenheim) gemein, ansonsten schwankt er bei drei Liga-Kurzeinsätzen nur zwischen Kader-Nominierung und Streichung vor den Spielen. Für Miller sind neue Löwen ein Muss. „Jetzt sind die Verantwortlichen in der Pflicht, Spieler zu holen. Auch Investor Ismaik muss Farbe bekennen für das Projekt 1860“, sagt er. Und hofft auf den Einfluss des neuen, erfahrenen Duos aus Trainer Benno Möhlmann und Sportchef Oliver Kreuzer: „Sie sind absolute Profis. Die muss man in Ruhe arbeiten lassen.“
Kreuzer deutete bereits an, dass man eine „Baustelle“ im Sturm habe. Zu „Bild“ sagte er zwar, dass das vorhandene Personal seine Qualität bewiesen habe und sich gerne aufdrängen dürfe, erklärte aber auch hinsichtlich neuer Stürmer: „Das ist noch nicht final mit Benno besprochen. Aber es ist naheliegend, dass wir etwas machen werden.“ Zumindest, wenn Ismaik den Geldbeutel aufmacht.